Wenn ein Papstbesuch zur Selbstdarstellung missbraucht wird

15. September 2011
NRW, Goch

Über die Papstrede vor den deutschen Bundestag am 22. September.

Über hundert Bundestagsabgeordnete haben angekündigt, die Rede des Papstes Benedikt XVI. vor dem deutschen Bundestag am 22. September dieses Jahr zu boykottieren. Es ist bedrückend, dass hier auch Genossinnen und Genossen der SPD-Fraktion dabei sind.

„Wir sind Papst!“, hieß es seinerzeit in dem größten Boulevard-Blatt unserer Nation und das Land jubelte. Jubelte darüber, dass nach Jahrhunderten endlich wieder ein Deutscher zum Papst geweiht würde. Und auch mich umspülte damals Zufriedenheit und so etwas wie Nationalstolz, obwohl ich schon Jahre vorher aus der Kirche ausgetreten war.

Dass Kirche und Staat in Entscheidungsprozessen zu trennen sind, steht außer Frage. Doch dass hier eine kirchliche Einrichtung regelrecht brüskiert, nur, weil sich einige Abgeordnete dadurch wichtig machen können, ist schon beschämend. Für mich ist es eine Form demokratischer Freiheit, wenn Oberhäupter verschiedener Glaubensrichtungen ihre Botschaft vor diesem hohen Haus vortragen können. Insbesondere, wenn die Einmaligkeit besteht, dass dieses durch einen Papst deutscher Herkunft geschieht.

Päpstliches Wappen, Wikipedia, zur Veröffentlichung freigegeben

Es scheint so eine Art „Volkssport“ geworden zu sein, prinzipiell gegen alles zu sein, was einem Respekt abverlangt. So ist es in gewissen Kreisen geradezu eine Heldentat Polizisten zu beleidigen, demütigen oder gar zu verletzen. „Bullen klatschen“ nennt man dieses Verhalten, was ein klassischer Spiegel dafür ist, dass in unserem Land viele Menschen mit Freiheit nicht umgehen können.

Nun ist es leider so weit gekommen, dass sich selbst diese Verhaltensweisen in der Politik durchzusetzen droht. Zur Schau gestellte Respektlosigkeit gegenüber dem Papst und der Institution Kirche und der Drang, sich hiermit wichtig zu machen. Und die darauffolgende Anerkennung aus den eigenen Reihen und das Entsetzen der dieser Institution Nahestehenden gibt dann den „Kick“, dass bei einigen die Post abgeht und sie das Gefühl haben, etwas richtig tolles gemacht zu haben.

Von den Linken habe ich im Grunde nichts Anderes erwartet. Jemand, der Fidel Castro Liebesbriefe schreibt, von dem sind keine rationalen Verhaltensweisen zu erhoffen, die von Vernunft geprägt sind.

Von den Grünen eigentlich auch nicht. Eher Gleiches als Light-Version, mit etwas politischeren Begründungen. Jemand, der grundsätzlich dafür ist, dass man so ziemlich gegen alles ist (außen die eigenen Vorteile natürlich), auch von dem ist nicht viel zu erwarten, was mit Respekt zu begegnen ist.

Was mich jedoch entsetzt ist die Tatsache, dass sich dieser Gruppe auch Abgeordnete anderer Fraktionen anschließen wollen!

Auch ich bin gewiss kein Kirchgänger und, wie bereits erwähnt, seinerzeit aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Doch was mir geblieben ist, ist der Respekt. Respekt vor Institutionen, die noch von einer Doktrin sprechen, die das Gute beinhaltet. Und das betrifft so ziemlich alle Religionen, wo Glaube und Gott die Elemente sind, an die man sich orientiert. Dass sich seit Jahrhunderten mehr oder weniger oder auch gar nicht daran gehalten wird, ist ein völlig anderes Thema. Doch es jedenfalls werden Werte vermittelt und das ist wichtig in dieser Welt, wo Gier, Macht und Kriege dominant sind.

Insofern ist für mich die demonstrative Abkehr vom Papst auch eine Abkehr von Werten. Werten, die den Menschen als mitfühlendes Individuum ausmachen und ihn auf dieser Welt einmalig macht. Ob das gut oder schlecht ist, darüber kann man streiten. Nicht jedoch darüber, dass man sich der Vermittlung dieser Werte abkehren sollte.

Wenn das nun eine politische Ansammlung praktiziert, die vierzig Jahre ihr eigenes Volk im Zwinger hielt und bespitzelte, dann ist das ein Spiegel ihrer selbst.

Doch dass sich ihnen Politiker anderer Fraktionen anschließen wollen, das schmerzt schon sehr!

Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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