Die Verramschung einer heiligen Schrift

15. April 2012
NRW, Goch

Es ist anerkennenswert, die Worte Gottes und die, die seine Worte verkünden, jedermann zugänglich zu machen. Wenn es sich um des Wortes Gottes Willen handelt, mag das in Ordnung sein. Doch sie einzig aus Eigeninteresse einer kleinen Gruppe, die auf sich aufmerksam machen will, wahllos zu verteilen, sollte bedenklich stimmen.

Die neuerliche Aktion der Salafisten, in 30 Städten Deutschlands den Koran an jedermann wie Kramellen auszugeben, ohne dass man nachvollziehen kann, was der Beschenkte damit anfängt, hat für mich den Anschein von Entwürdigung.

In meinem Leben bekam ich zweimal eine Bibel geschenkt. Das erste Mal war zu meiner Konfirmation und das zweite Mal zu meiner kirchlichen Hochzeit. Jedes Mal war der Anlass ein festlicher und der Empfang der heiligen Schrift etwas Besonderes. Meiner Mutter schenkte ich einmal eine kunstvoll gestaltete, recht wertvolle Bibel zu Weihnachten. Es war ein teures Geschenk, was es mir wert war.

Ich bin zwar kein Moslem, aber trotzdem interessieren mich die Worte aller Religionen, da die Inhalte immer auf sinnvolle Grundlagen geprägt und sehr weise sind. Aus diesem Grund kaufte ich mir vor längerer Zeit den Koran. Es ist die Übersetzung von Adel Theodor Khoury. Da dieses Buch wertvollen Inhalts ist, hatte es auch seinen Preis, den ich gern bezahlte. Es ist für mich schlicht ein Unding, dass diese Worte nun als Ramschware jedermann in die Hand gedrückt werden ohne zu wissen, ob derjenige damit etwas anfangen kann oder das Buch zu Hause irgendwo verstaubt.

Ich bin selbst als Roman-Autor tätig. Ein wichtiger Bestandteil in den Verträgen mit den Verlagen war für mich die Tatsache, dass bei dem Vertrieb meiner Bücher eine Verramschung vertraglich ausgeschlossen ist. Als Ramsch wollte ich mein geistiges Eigentum nicht verkauft wissen. Es wäre für mich entwürdigend, wenn ich mit anschauen müsste, dass jene Bücher für billigstes oder gar kein Geld verscherbelt würden.

Ich möchte hier nicht auf irgendwelche Gruppen eingehen, die andere politische und religiöse Ansichten haben, als ich. Es sollte jedermanns Recht sein, frei entscheiden zu können, inwieweit er sich orientieren möchte. Auch die Methoden, die er anwendet, anderen über seine Anschauung zu erzählen, sollten ihm selbst überlassen sein. Doch einzig aus Eigennutz heilige Schriften zu verschleudern, ist wahrlich nicht anerkennenswert.

Der Stellenwert jedweder heiligen Schrift, egal, welcher religiösen Strömung sie entspricht, verdient immer Achtung und Respekt.

Lehren, die in Jahrtausenden gewachsen sind, mögen hier und da nicht mehr zeitgemäß oder gar unpraktisch sein. Dann sollte man sie den neuen Umständen anpassen und sie der Masse interessant machen. Aber die Ursprünglichen Lehren nie als Massenware verteilen!

Foto: Wikipedia, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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