Der Hang der Gesellschaft zum Doping auf allen Ebenen.

4. Oktober 2010
NRW, Goch

Wenn Lug und Trug zur Normalität wird.

Billard und Schach sind wohl die letzten Sportarten, bei denen noch der gewinnt, der es am Besten kann.

Alles Andere ist Betrug und Lüge bis hin zur Kreisliga, egal, welcher Sport betrieben wird. Im Grund kein Wunder wenn schon ein 20jähriger Milchbubi das 20fache eines Bundespräsidenten verdienen kann, gefolgt von einem Stab, der mit ihm ebenfalls steinreich wird. Eine Olympiade oder Meisterschaften der Pharmakonzerne wäre angebrachter und ehrlicher und der derzeitigen Situation angemessen. Und eine Prognose, dass irgendwann alles einmal ehrlich würde ist so schlecht wie die, dass der Papst evangelisch würde.

Anerkennung kann süchtig machen. Geschieht das bei Opinio noch im überschaubaren Rahmen, indem offensichtlich ist, dass der Stand in der Tabelle bei manchem Autor eine regelrechte Besessenheit auslöst und er mehrere Beiträge täglich nachschieben muss, so dürfte eine Anerkennung, die Weltweit erfolgt, geradezu die Sinne vernebeln. Man ist wer, und die ganze Welt dreht sich um die eigene Person, alle Medien berichten über die außergewöhnlichen Taten die man vollbrachte und der Zugang zur Ebene der gehobenen Gesellschaft wird Mancherorts sogar mit roten Teppichen markiert.

Im Grunde entspricht es der Logik, dass jedes Klientel bemüht ist, jene Ebene zu erreichen und zu erhalten. Dass die Benutzung von Hilfsmitteln hierzu vollzogen wird, entspricht ebenfalls der Folgerichtigkeit und geschah schon in der Antike. Getränke oder Speisen, denen Leistungsfördernde Kräfte nachgesagt wurden, waren seinerzeit genauso gefragt, wie Heilkünstler, die durch Zauberei und geheimen Rezepturen das Potential angeblich steigern konnten.

Foto: Rainer Sturm, Pixelio, zur Veröffentlichung freigegeben.

Reichtum und Einfluss führt zur Selbstüberschätzung. Wohl ein Jeder von uns wird Personen kennen, die sich völlig veränderten, nachdem sich ihr Stand in der Gesellschaft durch finanzielle oder berufliche Veränderungen ergab. Und je schneller sich die Rahmenbedingungen wandelten, umso massiver war auch die charakterliche Veränderung sichtbar. Natürlich bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger, bei einem Weiteren kaum, aber doch fast immer erkennbar. Und zumeist geht es dann fließend über in Hochmut und Arroganz. Inwieweit das geschieht, ist natürlich auch abhängig von Intelligenz, Erziehung und die eigene Einstellung zu Werten. Doch eine Veränderung zu einem Gefühl des Wohlbefindens findet immer statt, alles Andere wäre ja völlig paradox.

Und wenn nun die Elemente Anerkennung, Reichtum und Einfluss schlicht dadurch zu erreichen sind, indem die Hilfsmittel des Dopings benutzt werden, dann kann man völlig sicher sein, dass jeder Sportler zumindest versucht sein wird, diese Hilfsmittel zu benutzen und die Dosis stetig zu erhöhen, wenn es erforderlich ist.

Wir sollten uns allesamt damit abfinden, dass wir im Leistungssport schon seit Jahrzehnten noch nie faire Wettkämpfe gesehen haben und auch niemals sehen werden!!

Wie wichtig schon allein die Anerkennung für manche Staaten war und auch noch heute ist zeigt, dass systematisches Doping von Staats wegen insbesondere in den sozialistischen Staaten betrieben wurde und noch heute betrieben wird. Hier wurde und wird versucht, materielle Rückstände durch den Stolz auszugleichen, den das Volk für die Leistungen ihrer Sportler empfindet und mit denen es sich identifiziert.

In den westlichen Ländern sind es teilweise sogar Universitätskliniken, die sich hinter verschlossenen Türen jenen Dopings widmen und immense Forschungsgelder investieren, um ihrerseits Vorteile zu erzielen. Dann und wann kommt schon mal heraus, dass gewisse Sportverbände hierin verstrickt sind und allgemeines Entsetzen der Führungsebenen jener Verbände mit angedeuteten Sanktionen lässt dann nach und nach die schattenhaften Wahrheiten im Sande versickern.

Was für den Mediziner der Reiz der Forschung ausmacht und ihn antreibt (neben dem Geld natürlich), ist für die Trainerstäbe der Wohlstand sowie die Präsentation ihres Fachwissens und den Akteuren noch zusätzlich die Anerkennung.

Die neuste Doping-Affäre von dem mehrmaligen Tour de France Sieger Alberto Contador und der Beteuerung seiner Unschuld ist genau so lächerlich wie schon die des Lance Armstrong und jene des Jan Ullrich. Und das Terrier-ähnliche Verhalten der Claudia Pechstein, die beinahe bis zum Koterbrechen durch alle möglichen Instanzen tingelt, um ihre „Unschuld“ zu beweisen ist genau so lächerlich wie einst die Zahnpastatuben-Affäre des Dieter Baumann.

Abgesehen, dass Doping nicht nur die Gesundheit akut gefährdet, scheint es bei einigen Leistungssportlern sogar den Verstand geraubt zu haben. Obwohl ihre Gesinnungsgenossen schon massenweise die Friedhöfe durch vorzeitiges Ableben bevölkern, tun sie es trotzdem.

Es ist die Sucht nach Anerkennung, Reichtum und Einfluss...

Wir alle haben den Drang, unseren Einfluss, unser Hab und Gut, unsere Leistung und das Wohlempfinden durch erlaubte und unerlaubte Mittel nachzuhelfen. Das ist allzu menschlich und Viagra lässt grüßen.

Im Leistungssport ist jedoch eine Ebene erreicht, auf der Lug und Betrug nicht mehr akzeptabel ist. Nun wäre es ein Leichtes, durch Ignoranz jenen Sportlern und Funktionären alle Grundlagen zu nehmen. Doch wer macht das schon...?

Foto: Bundesarchiv, Wikipedia, zur Veröffentlichung freigegeben.

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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