Wenn jemand sich schwer tut, die eigenen Grundsätze vorzuleben

8. Juli 2011
NRW, Goch

Wasser predigen und selbst Wein saufen. Diese Belehrungsprozesse und Verhaltensvorgaben erleben wir fast täglich, wobei dann die, die diese Vorgaben machen, selbst nicht in der Lage sind, danach zu leben. Ganz besonders oft erfahren wir das von den USA.

Es gibt Vorsätze und es gibt deren Ausführung. Die Vorsätze und Absichten der Amerikaner sind im Grunde edel und gottesfürchtig. Sie beinhalten die Freiheit und Gleichberechtigung eines jeden Menschen, ohne nach Herkunft, Rasse oder gesellschaftlichen Stand zu werten. Ob es sich um einen bettelarmen Obdachlosen handelt oder einen Multimilliardär, alle sind in den USA vor dem Gesetz gleich. So steht es geschrieben und so sagen sie es und haben sich das Ziel gesetzt, diese Freiheit und die damit verbundene demokratische Grundordnung in die Welt hinauszutragen. Eigentlich eine sehr ehrenwerte Idee, jedoch die Umsetzung und Ausführung dieser edlen Idee ist erbärmlich.

Die USA befinden sich praktisch seit Jahrzehnten in allen Teilen der Welt stetig im Krieg. Überall mischen sie sich ein, wollen Vorgänge bestimmen und der Welt ihre Ansichten und Methoden aufdrängen. Mal erkaufen sie sich ihren Einfluss, mal erzwingen sie ihn sich und töten dabei Hunderttausende, zerstören dabei Infrastrukturen und machen sich dann, wenn alles am Boden liegt, wieder aus dem Staub, wie etwa in Vietnam. Mal verbünden sie sich mit den Guten, mal mit grausamsten Diktatoren, die ihr eigenes Volk knechten. Wie es gerade Vorteile bringt richten sie ihre Politik aus und erklären dann, dass sie die Völker befreien und demokratisieren wollten.

Grausamste Folter wird praktiziert und vor der Welt gleichzeitig öffentlich geächtet, Häftlinge werden nackt wie Hunde an der Leine geführt und an ihrer Entwürdigung spiegelt sich das Lustempfinden in den Gesichtern der Aufseher, wehrlose Zivilisten werden im Irak aus Hubschraubern erschossen, wie Wikileaks nachwies, in Vietnam wurden ganze Dörfer und Landstriche liquidiert und dem Erdboden gleich gemacht..., unendlich ließe sich diese Liste fortsetzen.

Nun sind die beschriebenen Vorgänge Abläufe, wie sie in jedem Krieg geschehen. Nicht mehr und nicht weniger grausam, als sie sich in allen Auseinandersetzungen dieser Welt abspielen und abgespielt haben. Der kleine Unterschied jedoch liegt darin, dass sich die USA berufen fühlen, die ganze Welt zu missionieren und davon ausgehen, dass es sie sind, die den globalen Mechanismus bestimmen. Und jeder, der sich an diesen Vorgaben hält, genießt so etwas wie ihren Schutz, wirtschaftlich Privilegien und finanzielle Unterstützung, etwa bei der Aufrüstung und Bewaffnung ihrer Armeen.

Was in den letzte Wochen dem Fass fast den Boden ausschlug war der Umgang mit jenem Dominique Strauss-Kahn. In menschenverachtendster Weise wurde hier ein relativ ehrenwerter Mann in der Öffentlichkeit vorverurteilt und wie ein Lustobjekt dem Publikum präsentiert. Um Kasse zu machen und sich wichtig zu tun wurde dort jemand bis aufs Niederste entwürdigt und zur Schau gestellt, wie es verwerflicher nicht mehr sein kann. Ein Land, das so mit Menschen umgeht, die noch nicht rechtskräftig verurteilt sind darf alles, jedoch niemals irgendjemanden über Menschenrechte belehren!!
Sicherlich war Strauss-Kahn kein Kostverächter und allgemein für seinen leichfertigen Lebensstil und den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht bekannt. Doch das ist bis zu einem gewissen Punkt nicht strafbar und wird auch von anderen bekannten Persönlichkeiten praktiziert. Es gab da z.B. einen amerikanischen Präsidenten, der war Zigarren-Liebhaber aber gleichzeitig Nichtraucher...

Wenn man jetzt meine Worte liest, sollte man meinen, ich hätte etwas gegen die USA. Ich kann versichern, dass dem nicht so ist. Jedenfalls nicht gegen die Menschen und ihre Absichten, die der Welt zu Wohlstand und Demokratie zu verhelfen. Der Schwerpunkt dieses Satzes liegt bei „zu verhelfen“ und ist das Gegenteil von „zu zwingen“. Wenn ein Volk Hilfe bei Demokratisierungsprozessen wüscht, sollte man es ihm zuteil werden lassen. Möchte ein Volk das nicht, so sollte man ihre Entscheidung respektieren und einzig Handel mit ihnen betreiben. Es ist vermessen zu glauben, dass unser System das einzig Wahre ist nur, weil wir es praktizieren!

Wenn sich jemand berufen fühlt, der Welt die Werte von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten zu vermitteln, dann sollte er das der Welt vorleben und dabei zeigen, dass alles das, was sie predigen, auch für sie selbst gilt!!

Die Welt könnte von dem technischen Know-how der USA und den Werten, die sie von Freiheit und Menschenrechten vorgeben, profitieren. Doch leider ist es der Eigennutz und das gigantische Kapital der alles bestimmenden Konzerne, die diese Möglichkeiten zunichte machen. Da der Welt oftmals genau das Gegenteil vorgelebt wird, fällt es schwer, zu glauben und zu vertrauen. So darf man sich nicht wundern, wenn man gehasst wird. Das permanente Gefühl der Inferiorität, also der Unterlegenheit und Minderwertigkeit gegenüber dem Giganten kann sich in der dritten Welt nur dahin kanalisieren!!

Man ist geneigt anzunehmen, dass sich die Verantwortlichen in der Politik nach dem Kapital und den Vorgaben ihrer Schirmherren auszurichten. Und für Freunde und Verbündete gilt hierbei: Wer nach der Pfeife der USA tanzt, bekommt Kredite, Wirtschafts- und Militärhilfe und kann seine Macht behalten und ausleben, auch, wenn das eigene Volk geknechtet und gefoltert wird. Die schlimmsten Diktatoren und Mörder konnten sich so an die Macht halten wie etwa Mubarak in Ägypten.

Insofern habe ich ein gewisses Verständnis dafür, wenn sich die Chinesen von uns nicht über Menschenrechte belehren lassen wollen!

Es mag sein, dass ich in diesem Beitrag alles recht einseitig dargestellt habe, denn es gibt sicherlich tausende von Beispielen vorbildlicher humanitärer Hilfen, insbesondere von den USA. Ich zählte unter dem Aspekt der Anschaulichkeit einzig die negativen Beispiele auf, die mir spontan einfielen, ohne die positiven Anteile zu erwähnen. Insofern wird das Bild verzerrt und es wird der Eindruck erweckt, als wollte ich mit dem Beitrag jenen gefallen, die gegen die USA eingestellt sind. Das war wirklich nicht das Ziel sondern eher als dass ich mit diesen anklagenden Worten zum Nachdenken anregen wollte.

Das Verhalten der vereinigten Staaten ist oftmals nicht mit meinen Ansichten konform. Und so lange das zeitweilige Verhalten von Unehrlichkeit und Abstrusitäten geprägt ist, werden andere Kulturen und Religionen ihre Probleme damit haben. Erst wenn eigene Vorteile für sie erkennbar sind und bedingungslose Unterordnung durch wirkliche Freiheit und Autonomie ersetzt würden, erst dann wird Glaubwürdigkeit und Bereitschaft zu ehrlichem Dialog mit fremden Kulturen wachsen können.

Zugute halten muss man den USA, dass überall dort auf der Welt, wo Unrecht geschieht immer sie es sind, die gerufen werden. Die westliche Welt macht es sich sehr einfach, indem sie immerzu nach dem Amis schreit, die es dann richten sollen...

Grafik: Wikipedia, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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