Über die Leistungsorientierte Bezahlung (LOB) § 18 TVöD

16. August 2010
NRW, Goch

Wenn das Errechnen einer Belohnung um ein Vielfaches teurer ist, als die Belohnung selbst

Um die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu motivieren, hat man sich ein System ausgedacht, das Leistung honorieren sollte. Was dabei heraus kam ist vom Aufwand her derart immens, dass es sich selbst in Frage stellt.

Die Leistungsorientierte Bezahlung im öffentlichen Dienst (LOB) mag ja mit guter Absicht erdacht worden sein, doch könnte es sein, das die Kosten hiefür den Nutzen um ein Vielfaches übersteigen?

Ich selbst arbeite bei einem Betrieb des öffentlichen Dienstes, der Ca. 15 000 Mitarbeiter beschäftigt. Als Zielvorgabe ist 100 Prozent angesetzt, um die volle LOB-Prämie zu erhalten. Schon allein des Friedens- und Missgunst Willens auf der Dienststelle ist davon auszugehen, dass fast jeder seine 100 Prozent erreicht. Selbst der krankheitsbedingte Ausfall eines Bediensteten über viele Monate führt noch immer dazu, dass er trotzdem fast den vollen Umfang jener Prämie einstreichen kann.

Insofern ist offensichtlich, dass eine Dienststelle (ich denke mal Allerorts bundesweit) bemüht ist, den einzelnen Mitarbeite nicht zu demotivieren, was er ja täte, wenn er wirklich nach Leistung wertete. Zumal der Bewertende von höherer Stelle ja auch bewertet wird und Unfrieden auf der Dienstelle wäre für ihn mit Nachteilen verbunden.

Insofern relativiert sich das gesamte System, was einzig einen Haufen Geld kostet, aber überhaupt keinen Sinn macht.

Aus diesem Grund mein Vorschlag, wobei ich die negativen Aspekte zuerst aufführe:

- bei 15 000 Mitarbeitern des Betriebes sind das 15 000 Gespräche, die der Zielermittlung, Vereinbarung und Erreichung der Ziele dienen, an denen zwei Personen teil nehmen. Setzt man für jedes Gespräch ½ Stunde an, so sind das 7 500 Stunden. Nimmt man nun Ermittlung/Vereinbarung/Erreichung einzeln, so ergeben sich schon 22 500 Stunden. Und dann sei dahingestellt, ob man damit auskommt.
- Hierzu kommen noch Vorgespräche und die vielen Teamgespräche, bei denen über LOB gesprochen wird. Hier sind noch nicht einmal die Stunden während der Einführung des LOBs erwähnt sowie die vielen Stunden der Führungsebenen die benötigt wurden und werden, um dieses System zu erdenken und zu erhalten.
- Hierzu kommen die vielen Stunden, die für die Dateneingabe benötigt werden, damit die Leute ihr Geld bekommen.
- Hierzu kommen die vielen Stunden, um Formulare abzuheften und zu archivieren.
- Hierzu kommen die vielen Kosten an Büromaterialien, Energiekosten für PC-Stunden und, und, und...
- Mag sein, dass noch weitere Elemente der Kosten hinzugefügt werden müssten, mehr fallen mir spontan nicht ein.

Elemente, die einzig objektiv beurteilt werden könnten:

- Anwesenheitstage
- Pünktlichkeit
- Dokumentierte Beschwerden
- Durchgeführte Projekte, die über das vorgegebene Arbeitsmaß hinausgehen

Alles Andere wäre subjektiv und daher nicht messbar!

Auch selbstgebastelte Zielvorgaben können gar nicht kreiert werden, ohne dass sie dem Eigennutz dienten. Andere, fremd vorgegebene Konstruktionen würden nur Unfrieden bringen und Neidvoll auf andere Bereiche blicken lassen, wo jene Vorgaben dann als einfacher gewertet würden. Zumal Zieldiktate nicht stattfinden dürfen, hebt sich die ganze Prozedur doch von selbst auf.

Die Idee der LOB mag ja ehrenvoll gewesen sein, die objektive und faire Umsetzung ist im Bereich des öffentlichen Dienstes jedoch nicht möglich.

Um 100 000 Euro zu verteilen, wie viele 100 000 Euro werden dafür benötigt? Hat das jemand schon mal durchgerechnet...?

Vorschlag
Warum überweist man nicht jeden Beschäftigten einen festen LOB-Betrag jedes Jahr mit einem Formblatt des Dankes für seinen Fleiß und einzig bei Denen, wo die Erreichung des LOB-Zieles angezweifelt wird, wird diese Maschinerie der Datenerhebung jener Ziele angewandt...?

Zum Einen könnte man die Summe erhöhen, was dann nun wirklich motivieren auf die Belegschaft wäre und zum Anderen wäre die verwaltungstechnische Kostenersparnis immens, wobei das Ganze auch einen Sinn machte bei dem zweckmäßigen Umgang mit Ressourcen.

Abschließend kann ich für meiner Dienstelle mit Gewissheit behaupten: Wir alle hatten uns über den kleinen „Bonbon“ gefreut, die gleiche Arbeitsleistung wäre jedoch auch ohne dem Prozedere des LOB-Verfahrens erbracht worden...

Logo: Wikipedia, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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