Über das Trauma am Flughafen.
Da gibt es eine der größten deutschen Fluggesellschaften, die nach der Bundeshauptstadt benannt ist und deren drohende Insolvenz ein ehemaliger Bahnchef verhindern will. Dabei stellt sich die Frage, ob eine ähnliche Strategie und Methodik, wie wir das Chaos bei der Bahn seit Jahren kennen, der richtige Weg ist, jene Fluggesellschaft zu sanieren. Am eigenen Leib durfte ich erfahren wie es ist, wenn man sich diesem Betrieb anvertraut.
Zum ersten Mal hatten meine Frau und ich ein schlechtes Gefühl, als uns bei der Buchung des Urlaubs mitgeteilt wurde, mit welcher Fluggesellschaft wir unser Urlaubsziel erreichen sollten. Seit vielen Jahren verbringen wir die schönsten Tage des Jahres in der Türkei und der Transfer dorthin erfolgte stets von türkischen Gesellschaften. Nie gab es irgendwelche Probleme, immer kamen wir und unser Gepäck pünktlich dort an, wo es geplant war.
Das erste Trauma erfolgte schon beim Einchecken am Düsseldorfer Flughafen. Während man es gewohnt war, dass für das Flugziel zwei oder drei Schalter geöffnet wurden, an denen man sich anstellen konnte, herrschte nun in der großen Abfertigungshalle des Flughafens das totale Chaos. Die Gesellschaft hatte wohl ein Dutzend Schalter geöffnet, die für alle Flugziele zuständig waren. Das hatte zur Folge, dass nun viele hundert Menschen mit ihrem Gepäck gleichzeitig zu einem Punkt strebten, an dem eine gewisse Ordnung begann. Durch Zick-Zack-Begrenzungen wurden die letzten Hundert Meter oder auch mehr kanalisiert und nach vielen Windungen –ähnlich wie bei einem Viehtrieb- hatte man schließlich die erste Reihe erreicht, an dem die Personen dann, nach Zuordnung durch Einweiser, abgefertigt wurden. Das Problem bestand nun darin, diesen erwähnten Punkt zu erreichen. Völlig unorientiert versuchten sich die vielen Menschen ein Bild von dem Vorgang zu machen. Wie eine Krake strebten aus allen Richtungen die Menschenschlangen zu dem Eingang. Vor dem Eingang stritten sich die Leute dann, welche Schlange denn die Maßgebliche war. Jeder beschuldigte jeden, dass er sich vordrängelte. Anfeindungen und Aneckungen nach und von allen Seiten her waren die Folge. Hätten die vielen Menschen alle hintereinander gestanden, dann hätte es wohl eine Schlange ergeben, die mehrere hundert Meter außerhalb der Flughafenhalle begonnen hätte. Insofern wusste jeder Neuankömmling gar nicht, wo er sich bei diesem Gerdränge anstellen sollte. Praktisch jedem blieb gar nichts anderes übrig, als sich vorzudrängeln, auch wenn er es gar nicht wollte. Man stelle sich einmal vor: In diesem Chaos kommt dann noch die Angst und das Gefühl hinzu, nicht rechtzeitig zum Flieger zu kommen, da man es sich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass die Zeit noch ausreicht, obwohl noch Stunden bis zum Abflug lagen. Und eine gewisse Unsicherheit umspülte einen zusätzlich, ob man überhaupt am richtigen Ort stand und nicht etwa die Anfertigung an ganz anderer Stelle sein könnte. Insbesondere taten mir jene leid, die hier recht unerfahren waren oder gar zum ersten Mal in ein Flugzeug wollten. Bei einigen Menschen äußerte sich das dann auch durch regelrechte Panikattacken!
Gereizte Stimmung, Stress und Beschimpfungen von allen Seiten sorgten schlichtweg dafür, dass einem schon vor Urlaubsantritt die Lust auf die Reise genommen wurde. Welcher „Experte“ sich diese Strategie der Abfertigung ausgedacht hatte, hätte ich gerne wissen wollen...
Irgendwann spülte es uns schließlich dann doch zum Abfertigungsschalter. Mittlerweile völlig entnervt waren wir schließlich heilfroh, endlich unser Gepäck abgeben zu können. Im Gegensatz zu früheren Abfertigungen war diese Form so ziemlich die unpersönlichste, die wir jemals erlebt hatten. Einfach furchtbar!!
Die Abfertigung beim Rückflug in Antalya hingegen erfolgte dann an zwei Schaltern, wie man es gewohnt war. Das war wesentlich angenehmer, was uns jedoch nicht vor dem zweiten Trauma bewahren sollte: Es machte mich schon stutzig, dass das Einchecken dort so unendlich langsam voran ging, obwohl eigentlich nicht viele Leute vor uns dran waren. Schnell sollte ich merken, warum. Beim Wiegen der Koffer wurde festgestellt, dass bei unserem Gepäck zwei Kilo Übergewicht vorlagen. Wir wussten das und waren darauf eingerichtet, eventuell einen entsprechenden Obolus zu zahlen. Bei türkischen Gesellschaften brauchten wir das zwar noch nie, aber vor dieser deutschen Fluggesellschaft (unter türkischer Beteiligung) hatte man uns schon im Hotel gewarnt.
Und so war es dann auch. Der Betrag von 40 !!! Euro für zwei Kilo Mehrgepäck bewegt sich für mich in Bereiche der Impertinenz, die ich als unanständig werte!!
Gleichzeitig verstand ich nun, warum die Abfertigung nun so lange dauerte: Viele Leute fingen bei dieser Abzocke nun an, ihr Gepäck umzusortieren, um die Kosten zu minimieren. Natürlich wusste die Fluggesellschaft, dass die Menschen, die mitten in der Nacht dort abgefertigt wurden, hundemüde waren und schlichtweg einfach schnell nach Hause wollten. Insofern kannte man keine Gnade und kassierte, insbesondere von den Älteren und Schwächeren, gnadenlos ab. Einfach Widerlich !!
Im Grund ist es nicht zu glauben, dass es Türken sind, die ihre Landsleute um die Arbeitsplätze bringen. Für mich steht es jedenfalls fest, dass ich mich zukünftig bei Einkäufen in der Türkei deutlich zurückhalten werde. Zumal die Waren, die dort angeboten werden, auch in Deutschland zu ähnlichen Preisen zu bekommen sind. Eigentlich tun mir die netten Leute auf den Basaren etwas leid, wenn es ihre eigenen Landsleute sind, die den Kunden durch Abzocke künftig die Lust zum Kauf nehmen. Ich werde mich in Zukunft dort auf das Allernötigste beschränken!
Voller Zorn und Groll vollzog sich für mich der Rückflug nach Düsseldorf. Irgendwie konnte ich mich über diese Unverschämtheit einfach nicht beruhigen. Doch hatte ich geglaubt, dass es das schon gewesen sei, so sollte ich mich gewaltig irren.
Schon beim Anrollen auf die Startbahn in Antalya machte mich meine Frau darauf aufmerksam, dass neben dem Flugzeug noch viele Koffer auf dem Gepäckwagen waren, der neben dem Fluggerät stand. Ich winkte nur lächelnd ab und meinte, dass dieses wohl einem anderen Flugzeug zugeordnet werden müsste. Welch fataler Irrtum. Im Grunde machten wir zu dem Trolly meiner Frau winke-winke, nur wussten wir das noch nicht.
Unendlich lange standen wir später in Düsseldorf am Gepäckband und warteten und warteten auf den Koffer meiner Frau. Und mit uns noch viele Dutzende anderer Menschen. Schließlich blieb das Band einfach stehen und ein jeder schaute den anderen fragend an. Nach verzweifelten Szenen der Hilflosigkeit und ratlos umherirrenden Reisenden kam dann schließlich eine Durchsage durch die Lautsprecher, dass sich der gesamte Tross zu einem Schalter bewegen sollte, der sich praktisch am anderen Ende des Flughafens befand, um eine Vermisstenmeldung zu machen. Über den Ablauf dort gab es dann keinerlei Informationen. Viele begaben sich an das dortige Gepäckband, bevor den Leuten nach und nach klar wurde, dass sie zu einem Büro mussten und mit sehr langen Wartezeiten rechnen mussten, bis ihr Vorgang bearbeitet wurde. Nach Stunden hatten alle mehr oder weniger „die Schnauze voll“ von dieser Sado-Behandlung jener Fluggesellschaft und ein jeder war froh, dass er jetzt endlich nach Hause konnte. Ich glaube, meine Frau hätte ihren Koffer nun sogar verschenkt: Einfach nur schnell weg hier!!
Ich maße mir an, zu behaupten, dass ein Konzept mit unanständiger Abzocke und schlechter Dienstleistung bei gleichzeitigem Chaos nicht aufgehen kann, um eine Fluggesellschaft aus den roten Zahlen zu bringen. Kaufmännische Werte, wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Toleranz ziehen den Kunden an, auch, wenn es dann ein paar Euros teurer sein sollte. Die Methoden jener erwähnten Gesellschaft sind einfach nur abstoßend. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich diese Fluggesellschaft möglichst nicht mehr nutzen werde. Gern nehme ich einen kleinen Aufpreis bei einem anderen Betrieb in Kauf, als dass ich mich erneut abzocken und wie Vieh entwürdigen lasse.
Übrigens: Tags drauf wurde der Koffer zu Hause angeliefert. Einfach so, kein Wort oder Schreiben einer Entschuldigung...
Foto: Andreas Zörb, Pixelio
Autor:Kurt Nickel aus Goch |
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.