Als seinerzeit die Schröder-Regierung den Alliierten im Irak-Krieg eine Absage erteilte und Deutschland bei der Intervention gegen Saddam Hussein nicht mitmachte kam es zu Spannung im diplomatischen Bereich. Deutschland galt als Drückeberger und sogar innerhalb des Landes fühlten sich viele Bürger schlecht bei dem Gedanken, dass wir nicht mitmachten und neben den USA, England und den weiteren Nationen unseren Mann stünden.
Im Laufe der Jahre zeigte sich jedoch für jene, die im Irak einmarschierten, dass sich der Irak als zweites Vietnam offenbarte. Neben tausenden von Toten Soldaten, täglichen Selbstmordanschlägen und der immensen Kosten dieser Intervention wehrt sich mittlerweile die gesamte Nation der USA gegen diesen Irrsinn und man wäre froh, wenn dieses Trauma endlich beendet wäre.
Insofern war die seinezeitige Entscheidung der Schröder-Regierung, sich aus dem Irak herauszuhalten die einzig Richtige, wie sich nach den vielen Jahren zeigt und jene Nationen, die mitmachten, wären heute froh, wenn sich ihre damaligen Regierungen ähnlich entschieden hätten.
Anders war es dann beim Afghanistan-Krieg. Schon allein die Tatsache, dass es Jahre brauchte, bis von unserer Regierung überhaupt zugegeben wurde, dass sich Deutschland im Kriegseinsatz befindet zeigte doch, dass regierungsseitig entweder eine Wahrnehmungsstörung vorlag oder man das Volk verdummen wollte. „Zum Brunnenbohren nach Afghanistan!!“, war die unglaublich naive Devise, mit der der Einsatz gerechtfertigt wurde.
Die erschreckend nüchterne Realität zeigt heute, dass neben den gigantischen Kosten unsere Soldaten für Nichts und wider Nichts geopfert werden. Eine dortige, korrupte Regierung mit ihrem Präsidenten Karsai, der selbst im Drogensumpf verstrickt sein soll, nimmt Geldzuwendungen und materielle Hilfe dankend entgegen, ohne dabei wahrscheinlich im Geringsten die Absicht zu haben, die demokratischen Ziele umzusetzen. Allenfalls dahingehend, dass ihre eigene Macht durch die Alliierten, also unsere Soldaten, gefestigt wird. Insofern ist festzustellen: Auch dieser Krieg war ein gewaltiger Irrtum und man wäre froh, wenn man sich von dort zurückziehen könnte!
Angesichts des offensichtlichen Erfolges der Nato in Libyen und der peinlichen Situation für Deutschland, als Feigling zu gelten, fürchte ich, dass in den Köpfen einiger Politiker sich ihre Ansicht dahin kanalisiert, dass Krieg ein probates Mittel ist, eigene Interessen durchzusetzen. Im Grunde ist die These, dass jeder Krieg nur Verlierer hervorbringt, in diesem Fall widerlegt. Und das Traurige ist, das dies hier auch stimmen könnte. Insofern ist zu befürchten, dass die Welt nun gewiss nicht sicherer geworden ist und die Kriegsbefürworter deshalb Oberwasser bekommen.
Aber stimmt das im Fall Libyen wirklich, hat sich der Krieg gelohnt, hat die Nato mit ihren Einsätzen alles richtig gemacht...?
Zunächst natürlich: Ja! Gaddafi und seine Schergen waren im Begriff, ihr eigenes Volk abzuschlachten und zu knechten. Die Unterstützung der Rebellen war erforderlich, da vom Rechtsempfinden her die Guten unterstützt wurden, die frei sein wollten. Sie alle hatten ein gemeinsames Ziel: Gaddafi musste weg und das einte sie ausnahmslos!
Doch nun, wo der Diktator weg ist, Gigantische Geldsummen frei werden und der Kuchen des Ölreichtums verteilt werden soll:
- Sind sie sich nun alle noch einig?
- Heben sie alle noch gleiche Vorstellungen von Teilung der Staatsgewalten und Demokratie?
- Ist die Vielzahl an Volksstämmen überhaupt an ein geeinigtes Libyen interessiert und sind sie dafür bereit, eigene Positionen aufzugeben und Kompromisse einzugehen?
Unendlich ließe sich die Liste der Fragen fortsetzen, die nun auf das Libysche Volk zukommt. Inwieweit passen die Systeme und Mentalitäten der Volksgruppen überhaupt zueinander? Macht es Sinn, von anderen zu verlangen, sich mit einer Demokratieform anzupassen oder sollte jeder für sich einen eigenen, friedlichen Weg finden und dabei versuchen, miteinander klar zu kommen?
Schon allein im Euroraum sind Ansichten und Auffassungen von Politik und Wirtschaft unterschiedlich. Macht hier eine eigene Politik überhaupt einen Sinn und alle Charaktere zueinander zu zwingen? Allein die Ansichten von Nord- und Südeuropäern klaffen derart auseinander, dass sich nun eine wahrscheinlich nicht mehr zu regulierende Krise anbahnt. Und schon bei Ansätzen von Lösungen scheint ein gemeinsamer Weg unmöglich!! Und dann wollen wir hingehen und den Libyern erklären, was Einigkeit und Demokratie sein soll??
Der elementare Fehler in der Politik ist doch: Anstatt zumeist über Andere nachzudenken, was die falsch machen, sollte man auch ab und zu über sich höchstpersönlich nachgrübeln, ob man selbst alles richtig macht. Alle wollen, dass der Andere so wird, wie sie sich das vorstellen und sind in allererster Linie daran interessiert, dass ihren eigenen Interessen nachgekommen wird!
Eigentlich, so hat die Geschichte gezeigt, bringt ein Krieg zumeist nur Verlierer hervor. Auch Sieger haben oft dadurch verloren, dass ihnen Opfer abverlangt wurden, die sich unterm Strich nicht gelohnt hatten. Gewonnen wurden allenfalls einige Schlachten, der Krieg selbst jedoch nicht!
Insofern bleibt abzuwarten, ob sich die Intervention des Westens in Libyen gelohnt hat oder ob das Blutvergießen jetzt erst so richtig beginnt...
Foto: James Gordon, Wikipedia
Autor:Kurt Nickel aus Goch |
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