Nach nur 598 Tagen Amtszeit musste Christian Wulff nun zur Kenntnis nehmen, dass das von ihm zitierte „Stahlgewitter“ nicht an ihm vorüberzieht. Gestern gab er seinen Rücktritt bekannt. Der inhaltliche Stil seiner dreiminütigen Rede lässt wieder einige Fragen aufkommen:
Keinerlei Selbstkritik prägte seine Worte. Er ist sich des Schadens, den er dem Amt zugefügt hat, nicht bewusst. Er gibt sich verletzt und hält letztendlich den Bürger für schuldig, dass er, der Bundespräsident nicht mehr das Vertrauen habe, um das Amt ausführen zu können. Nun geht die fieberhafte Suche nach einem Nachfolger los. Erst danach wird die Debatte folgen, ob Herrn Wulff der Ehrensold in Höhe von 199.000 Euro jährlich zusteht. Das sind 545,20 Euro pro Tag (oder 16.356,00 Euro monatlich). Davon müsste selbst ein Herr Wulff seinen aufwendigen Lebensstil bestreiten können. Auch wenn sich seine begüterten „Freunde“ nach seinem Machtverlust von ihm distanzieren werden. Geht man von einer statistischen Lebenserwartung Herrn Wulffs von 82 Jahren aus, dann müsste der Steuerzahler noch 30 Jahre lang diesen Ehrensold erwirtschaften. Die Summe beträgt dann 5.970.000 Euro: wohlgemerkt für 598 Tage Amtszeit!
Wer jedoch zurücktritt, weil eine strafrechtliche Verfolgung droht, weil die Staatsanwaltschaft prüft, ob er sich als Ministerpräsident den Urlaub bezahlen ließ und womöglich im Gegenzug Vorteile gewährte, tritt aus persönlichen Gründen zurück und nicht aus politischen. Hört man sich die Rücktrittsrede an, dann ist mit keinem Wort die Rede von persönlicher Konsequenz. Und die Bundeskanzlerin? Sie zollt der Haltung des ehemaligen Bundespräsidenten ausdrücklich Respekt! Wird sie aber angesichts der Euro-Krise einem Ehrensold für Wulff zustimmen können und damit beim Wähler ankommen? Oder schlägt sie einen Salto rückwärts und spricht „ihrem“ Kandidaten diese Ehre ab?
Autor:Evelyn Ziegert aus Goch |
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