Der Maurer mit Rollator auf dem Bau

11. Juli 2010
NRW, Goch

Angesichts der Tatsache, dass sich die Politiker über das Renteneintrittsalter streiten, dabei den Menschen zumeist einzig an seinem Alter werten, denke ich, dass zu diesem Schluss einzig Personen kommen können, deren Einstellung von Weltfremdheit anschaulicher nicht sein kann. Für mich steht es außer Frage, dass Belastungen der Arbeitenden unterschiedlicher Art sind und deshalb ebenso unterschiedlich gewertete werden dürfen.

Elemente und Belastungsfaktoren, die für einen früheren Rentenbeginn sprechen:

Erhebliche körperliche Belastungen wie etwa auf dem Bau oder in der Krankenpflege, psychische Belastungen wie etwa in der Psychiatrie, im Behindertenbereich oder bei der Polizei sind nicht vergleichbar mit der Arbeit eines im Büro arbeitenden oder eines Briefträgers.
Auch der Umstand, wenn jemand Kinder in die Welt setzt, ernährt, sie erzieht, einen Ausbildungsplatz finanziert, hat er schon einen erheblichen Beitrag geleistet. Warum sollte das nicht mit einem früheren Beginn (3-6 Monate pro Kind) honoriert werden? Es wäre ein weiterer Anreiz, Kinder in die Welt zu setzen. 0,25 Prozent weniger Sozialversicherungsbeiträge ist ein Witz!

Elemente, die für einen späteren Rentenbeginn sprechen:

In dieser Gruppe sind dann die Arbeitenden mit weniger Belastungsfaktoren vertreten. Und wenn man ehrlich und fair ist, ist die Arbeit in Verwaltungen und Banken erheblich erträglicher, was die Gesundheit betrifft.
Auch positive Motivations- und Zufriedenheitsfaktoren sind ein wichtiges Element. Menschen mit Position, Macht und erheblichen Einkünften in führenden Positionen dürfte eine längere Lebensarbeitszeit ohne weiteres zuzumuten sein, wenn sie es ohnehin nicht schon wollen.
Kinderlosigkeit. Mit alle jenen Belastungsfaktoren werden jene Personen nie konfrontiert. Sie konnten ein Leben lang stets in Urlaub fahren, wann sie wollten, hatten stets mehr finanzielle Mittel zur Verfügung und hatten nie etwas mit Erziehungsstress zu tun. Was sind dagegen 0,25 Prozent mehr Sozialversicherungsbeitrag?

Meiner Ansicht nach wäre eine Staffelung nach jenen Belastungsfaktoren fair und gerecht.

Es mag sein, dass bei der Datenerhebung jede Berufsgruppe die am meisten belastete sein möchte, unabhängige Fachausschüsse werden sie jedoch neutral zuordnen können.

Abschließend sei noch bemerkt, dass es schon makaber wirkt, wenn hunderte von Milliarden Euro für marode Banken vorhanden sind, Milliarden für das herab gewirtschaftete Griechenland sowie gleiche Summen für Kriegseinsätze unserer Soldaten, die dann durch Steuerbeiträge finanziert werden wie etwa die des 67jährigen Dachdeckers, der sich über die Dächer quält. Irgendwann laufen unsere Maurer wohl mit dem Rollator über den Bau, damit Geld für Gier-Banker vorhanden ist…

Foto: Günter Havlene, Pixelio, zur Veröffentlichung freigegeben

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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