Der Kapitalismus schafft sich selbst ab. Sozialdemokratie als Alternative...?

6. August 2011
NRW, Goch

Über die Schuldenpolitik und wohin das führen wird.

Die Schuldenpolitik der westlichen Länder nimmt besorgniserregende Formen an. Im Grunde entspricht es der Logik, dass diese Prozesse nicht gut gehen können. Zwar wiegelt die Politik ab und gibt vor, alles im Griff zu haben, aber Gleiches praktizierten seinerzeit auch die sozialistischen Systeme bis zum letzten Tag ihres Daseins.

Zur Anschaulichkeit eine kleine Geschichte:
Da waren zwei Bäcker und beide backten Brot. Das Brot des einen war durchschnittlich, sowohl im Geschmack, als auch im Umfang. Doch das Brot des anderen war einfach köstlich und riesengroß. Und es sprach sich herum, dass dieser Bäcker ein derart köstliches Brot buk.
Somit machte der eine schlicht seine Arbeit, nicht mehr und nicht weniger, während der andere sich Mühe gab und bemüht war, seine Arbeit stetig zu verbessern.

Das Pech des fleißigen Bäckers war es, dass er im Sozialismus lebte und es völlig egal war, sich bei dem, was man kann, Mühe zu geben. Beide waren sie staatliche Angestellte und bekamen gleichen Lohn und eine Planvorgabe, die sich einzig auf die Zahl der zu backenden Brotlaiber bezog, jedoch weniger auf die Köstlichkeit und der Zufriedenheit der Esser.

Insofern fragte sich der Fleißige Bäcker eines Tages, wozu man sich denn Mühe geben sollte? Als Gegenleistung für Fleiß stand einzig ein Orden oder eine Belobigung in Aussicht, jedoch keinerlei Wohlstand. Wohlstand gab es einzig für jene, die sich in der Partei hervortaten und bei Überwachung und Bespitzelung Mühe gaben. Nur diese Form oder eine, die der Repräsentanz des Systems diente, versprach ein besseres Leben und materielle Vorteile.

Der Bäcker hörte von einer Welt, die sich hinter einer hohen Mauer befand, in der jeder Fleißige sich seinen Wohlstand mit ehrlicher Dienstleistung erarbeiten konnte. Dabei lernte er den Kellner kennen, dem es völlig schnurz war, wie viele Biere er am Tag servierte und den Gärtner, der Blümchen züchtete. Alle waren sie staatlich angestellte mit Plansoll und keinerlei Aussichten, ihre Standards verbessern zu können.

Insofern fielen sie allesamt in Frustration und Armut und die Idee des Sozialismus scheiterte kläglich.

Und da waren zwei weitere Bäcker auf der anderen Seite, wo das System kapitalistisch geprägt war. Der Bäcker, der das einfache Brot buk, kam mehr Schlecht als Recht durch und wenn es dann nicht reichen sollte, konnte er immer noch zu den Behörden gehen und Zuschüsse beantragen. Durch Trickserei und Geschicklichkeit konnte auch er es hier zu „relativem“ Wohlstand bringen.

Und da war der andere Bäcker, der das köstliche Brot buk. Man riss es ihm förmlich aus der Hand und er arbeitete viele Stunden länger, als sein Kollege, um der riesigen Nachfrage nachkommen zu können. Das Geschäft lief derart gut, dass er fortlaufend expandierte und seinen Betrieb vergrößerte. Er schuf Arbeitsplätze und wurde immer reicher. Irgendwann brauchte er nicht mehr in die Backstube, sondern nur noch sein Vermögen zu verwalten.

Doch der Bäcker veränderte sich zusehends, je reicher er wurde. Und dann kam der Zeitpunkt, in dem sich Dollarzeichen in seinen Augen ausbildeten. Ein gigantisches Backimperium beherrschte er nun und aus dem fleißigen Bäcker ward ein habgieriger Vampir geworden, der nur noch bemüht war, noch reicher zu werden und dabei keinerlei Rücksicht mehr auf seine Mitmenschen und Angestellten nahm. Als wollte er einmal der reichste Mann werden, beutete er aus, was er ausbeuten konnte. Er kaufte andere Konzerne auf und beherrschte praktisch den gesamten Markt des Backwerkes.

Und er war nicht allein im kapitalistischen System, dass einzig vom Geld beherrscht wurde. Im Grunde waren es nur eine Handvoll Menschen, die die Welt mit ihrem Reichtum unterdrückten und das politische System und deren ausführende Präsidenten waren ihre Marionetten. Gewinnsucht, Habgier und Machtbesessenheit unterjochten die Welt und bestimmten Kriege und Elend. Während Millionen von Menschen verhungerten, weil sie arm waren, wurde ein Tausendfaches dessen, was benötigt wurde, um sie zu sättigen, dafür ausgegeben, den Politikern ihre Macht zu erhalten.

Und die Menschen im Kapitalismus machten Schulden. Schulden, die so unermesslich waren, dass niemand sie jemals abgetragen konnte und dabei vermehrten sie sich immer schneller und stetiger, obwohl sie alle wussten, dass das niemals gut gehen kann.

Im Grunde ist der Kapitalismus eine Form, von der die gesamte Welt profitieren könnte. Das Problem ist nur, dass die Menschen damit nicht umgehen können. Zwar sind in diesem System die Menschen relativ frei und können ihre Rechte einfordern, doch trotzdem sind sie Gefangene. Gefangen vom Kapital und der Abhängigkeit von Wirtschaftsgiganten. Der gesamte Mechanismus ist so ausgelegt, dass die, die ohnehin schon unermesslich reich sind, noch reicher werden und die Mehrzahl der Menschen, insbesondere in der dritten Welt, diesen Reichtum selbst mit Armut und Entbehrungen und sogar mit ihrem Tod bezahlen müssen!

Unermessliche Habgier und Machtstreben in einem Ausmaß, dass der gesamte Erdball mit all seinen Herrschern ein Fall für den Psychiater wäre. Da gibt es in den Staaten Menschen, die mehr Dollars auf ihre Konten haben, als sich Menschen auf der Erde befinden!! Stetiger Kontrollverlust der Raffgier, dabei millionenfacher Massenmord bis hin zum Ausrotten ganzer Völker durch furchtbare Kriege. Das Zerstören aller Lebensgrundlagen unseres Planeten und Natur, die Massentierhaltung, das Verbrennen von Nahrungsmitteln als Treibstoff für Fahrzeuge, das Leerfischen der Meere..., alles das ist globaler Selbstmord, für den man in der Psychiatrie geschlossen untergebracht würde!! Doch das gilt nur für einfache Menschen. Bei den Herrschern dieser Erde zählt das zur Normalität...

Nun ist der Sozialismus gescheitert und der Kapitalismus ist gerade dabei, sich selbst zu eliminieren. Was da in den USA gerade ablief in Bezug auf Neuverschuldung und unter dem Aspekt der globalen Verknüpfungen und der Aussicht, dass weitere Staaten wie China oder Indien genau dorthin streben, wo sich die Staaten befinden, ist die Prognose in Bezug auf die Zukunft dieser Welt sehr schlecht. Davon bin ich jedenfalls überzeugt!

Es mag sein, dass ich im Zusammenhang der Anschaulichkeit die Beispiele des Sozialismus und des Kapitalismus etwas überzogen und recht einfach dargestellt habe. Man mag mir diese Einfachheit nachsehen, denn es war mir wichtig, dass ich auch von jenen verstanden werde, die politisch weniger interessiert sind.

Gibt es da eine Lösung, haben etwa die extremen Formen von Systemen eine Zukunft...?

Ganz bestimmt nicht!! Alle Formen des Extremismus, sei es im politischen oder religiösen Bereich zielen immer darauf ab, Anderen die Freiheit zu nehmen! Denn mit extremen Denkweisen lassen sich nur begrenzte Massen infizieren, die schließlich ihren Gegenspielern die die Freiheit nehmen müssen, um ihre eigene Macht zu erhalten!

Gibt es denn keine weiteren Lösungen...?

Wahrscheinlich nicht. Denn die Menschen werden sich selbst und ihre Gelüste niemals ändern wollen. Es ist schon fast witzig, wenn 80jährige, prädemente Greise immer noch Geld- und Machtgeil sind, als wollten sie später der Reichste auf dem Friedhof sein! Die Angst, zu kurz zu kommen wird die Menschen immer in die Unvernunft treiben. Oder 19jährige Milchbubis, die ein bisschen Fußball spielen können, verdienen das Vielfache des Staatspräsidenten ihres Landes! Der Reichtum einiger Weniger ist oftmals derart, dass er Formen von Perversion annimmt! Sie wollen nicht für jeden Tag eine Luxuskarosse, sondern für jede Stunde wohl oder gar für jede Minute! Wie krank muss ein Mensch denn sein, wenn er sich derart verhält?!!
Also finden wir uns mit unserem Schicksal ab...?

Nicht unbedingt. Zwar werden sich der Mensch und seine politischen Systeme immer so modifizieren, dass es ihm persönliche Vorteile bringt, aber die Rahmenbedingungen könnten so kanalisiert werden, dass eine „relative“ Freiheit und Gleichheit in der Verteilung von Werten einhergeht.

Sozialdemokratie als Alternative...?

Angesichts der Tatsache, dass es keine schlechten Systeme gibt, die sich der Erdenbürger erdacht hatte, sondern der Mensch nicht in der Lage ist, nach seinen eigenen Vorgaben zu leben, weil er sich mit seiner Gier selbst im Weg steht, ist die sozialdemokratische Form für mich die einzige, in der die Rahmenbedingungen der Verteilungsvorgänge der Fairness und der Ordnung am ehesten vom Volk akzeptiert werden können, sofern die drei Staatsgewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) rechtens umgesetzt werden. Eine Form der Sozialdemokratie, in der die Fleißigen und Klugen sich von der Masse abheben können, damit es sich für sie lohnt, fleißig zu sein! Und trotzdem werden die Schwachen sich nicht selbst überlassen und das Kollektiv sorgt für sie.

Es liegt auf der Hand, dass es immer welche geben wird, die dieses System für ihre Vorteile missbrauchen und zwar auf allen Ebenen des wirtschaftlichen Lebens. Hier liegt es an den politischen Führungselementen, diese Werte selbst vorzuleben und das System zu überwachen und die Gesetzgebung dem Rechtsempfinden der Bürger anzupassen.

Die Sozialdemokratie ist so ziemlich eine der ältesten Ideen, die die demokratische Welt hervorbrachte. Die traditionellsten politischen Parteien unserer Neuzeit sind immerhin die Sozialdemokraten. Insofern gilt es, diese Ideologie zu erhalten, denn was sich schon viele Jahrzehnte bewährt hatte, kann nicht schlecht sein. Insofern ist es völlig richtig, dass sich zum Beispiel Norwegen nicht in die Klauen des Terrors drängen ließ und das Land um jeden Preis seine sozialdemokratischen Grundstrukturen mit allen Mitteln erhalten will!

Jetzt erst Recht...!!

Foto: Manfred Walker, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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