Am Passionssonntag 2011 stellte der Hobbymaler Karl-Heinz Rotthoff einer breiten Öffentlichkeit seinen 16-teiligen Kreuzweg des 20. Jahrhunderts vor.
Auf Einladung der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral fand am traditionellen "Passions"-Sonntag um 11.30 Uhr die Eröffnung der Ausstellung statt.
Nach einer herzlichen Begrüßung des Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral, Karl Evers im Heinrich-König-Raum, in der Husemannstrasse 23 in der Gelsenkirchner Stadtmitte hielt die Kunstlehrerin Gisela Trautmann-Webeler die Einführungsrede.
Sie stellte sehr eindrucksvoll den Maler vor und vorallem seine Absicht, die
Geschehnisse der Nazi-Zeit mit den Szenen des traditionellen Kreuzweges zu verbinden.
"Dies ist ihm hervorragend gelungen", so Frau Trautmann-Webeler, "so wurde als erstes Bild die Abendmahlsszene ausgewählt, Karl-Heinz Rotthoff lässt sie in einem Luftschutzkeller stattfinden, anwesend sind auch 12, nicht jedoch die Apostel, sondern Soldaten und Zivilisten, die zum militärischen Widerstand gehörten und einfache Bürger.
Durch einen hellen Lichtschein auf dem Tisch wird die Anwesenheit Gottes symbolisiert, eine Erinnerung an Rembrandts "Christus in Emmaus".
Das Bild "die Nacht der Denunzianten, des Verrates im Garten des Ölbergs, findet bei Karl-Heinz Rotthoff in einer trostlosen Häuserzeile einer Ückendorfer Nebenstraße statt, im Hintergrund ist die Josefskirche zu sehen, im Bild die berüchtigten Männer von der Gestapo erkennbar an ihren langen Ledermänteln.
Das furchterregende Bild "Vor dem Richterstuhl" zeigt den Volksgerichtshof in Berlin. Der Innenraum wird von der Farbe rot dominiert, riesige rote Hakenkreuzfahnen hängen von der Decke, zwischen denen in roter Richterrobe der sogenannte Blutrichter Roland Freisler sitzt, der zwischen 1942 und 1945 an die 5000 Todesurteile gegen politische Gefangene verhängt hat. Auch Männer der Kirche wie Pater Alfred Delp, sind durch Freislers Prozesse in Berlin Plötzensee hingerichtet worden. Er verkörpert den staatlich organisierten Terror.
Im Bild sieht man den gefesselten und von 2 Wachsoldaten gehaltenen Christus vor dem Richter stehen, der Bezug zur Verurteilung von Christus durch Pilatus soll deutlich werden und damit die Vorstellung, dass für einen gläubigen Christen, so Frau Trautmann-Webeler, in jedem leidenden Menschen der leidende Christus gesehen werden muss, dass Jerusalem und Berlin austauschbar sind.
Das machen auch alle weiteren Bilder deutlich, z.B. "Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen", wo das KZ Mauthausen bei Linz gezeigt wird. Dort ist Christus als Zwangsarbeiter nur daran zu erkennen, dass er statt der Steinblöcke aus Granit ein Holzkreuz die steilen Treppen hinauf schleppt.
Ein weiteres Bild "Der für uns gegeißelt wurde" zeigt wartende Menschen bis sie zur Folterbank gerufen und totgeprügelt werden. Auch hier ist Christsu in nichts von den übrigen Mithäftlingen zu unterscheiden, er ist unter ihnen und er ist einer von ihnen.
Das Grauen findet seinen Höhepunkt in der "Kreuzigung", die gleichzeitig und parallel mit der Folterung eines KZ-Häftlings stattfindet.
Aber auch Hoffnung wird sichtbar, beim Bild "Ostersonntag" das letzte der 16 Bilder, verheißt mit seinem sich hell färbenden Himmel und dem Aufgang der Sonne, dass die Nacht der Trauer und des Todes vorüber ist.
"Um die Leistung des Malers zusammenzufassen," so Frau Trautmann-Webeler,
"er hat mit absoluter Ehrlichkeit versucht die Terrorwirklichkeit des 3. Reiches nachzuerleben. Für ihn als katholischen Christen ist es ein Bekenntnis zum Kreuzweg Christi im 20. Jahrhundert, zum Sterben und zur Auferstehung."
Bild für Bild kann sich der Betrachter erschliessen, es ist keine "leichte Kost" und viele der Anwesenden verdrängen auch das Aufleben der Bilder und so ihre Erinnerungen an die Kriegszeit.
Musikalisch wurde die Eröffnung von Liedbeiträgen des Vokalensembles FOKUS unter der Leitung von Ruth Schulte-Huxel umrahmt.
Anschließend stellte der Maler exemplarisch einige Bilder vor und sprach über seine Beweggründe. "Bei den Recherchen über den Priester Heinrich König, den wir in Gelsenkirchen besonders verehren und der in Dachau durch das Nazi-Regime ermordert wurde" so Karl-Heinz Rotthoff, "kam mir der Gedanke, diese Zeit in einem Kreuzweg des 20. Jahrhundert darzustellen. Wir haben die Aufgabe, diese Geschehnisse an weitere Generationen sichtbar zu machen, denn wenn die Erlösungstat Christi im 20. Jahrhundert stattgefunden hätte, dann wäre diese in einem Konzentrationslager geschehen. I
mmer wieder feiern Christen den Kreuzestod am Altar. Erlösung findet immerfort statt. In Christi Leid fließt das Leid der Gequälten und Geschundenen mit ein. Sie helfen Christus das Kreuz tragen und nehmen so aktiv auf ihre Weise an der Erlösung teil.
"Nur so erhält das Ertragen heutigen Leides einen Sinn, und nur so erklärt sich, warum Leid in der Welt ist", soweit der Maler.
Nicht "schöne Bilder", aber absolut sehenswert.
"Während andere zur Entspannung bunte Blumenwiesen malen", so ein Teilnehmer, " mutet der Maler sich und dem Betrachter eine harte Auseinandersetzung zu, wenn man die Bilder betrachtet, ist man emmotional aufgewühlt und wird sehr nachdenklich."
Die Ausstellung dauert noch an bis Karfreitag, wir empfehlen besonders 3 Veranstaltungen:
Sonntag, 17.4. von 11.45 - 12.30 Uhr
Aussagen des Malers zu einzelnen Bildern
Mittwoch, 20.4. von 17.00 - 18.30 Uhr
Besichtigungsmöglichkeit in Anwesenheit des Künstlers
Karfreitag, 22.4. von 11.45 - 12.30 Uhr
Kreuzwegmeditation
Herzliche Einladung
Das sollten Sie gesehen haben!
Autor:Klaus Wehrhöfer aus Gelsenkirchen |
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