Am 23. und 24. März 2012 führt die 8. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule um 19.30 Uhr ein Theaterstück nach dem Roman „Momo“ von Michael Ende in der Freien Waldorfschule Essen (Schellstr. 47, 45134 Essen) auf. Die beiden großen Schauspielprojekte in der 8. und 12. Klasse gehören zum Lehrplan jeder Waldorfschule. Die anspruchsvollen Theaterinszenierungen sind Höhepunkte in der Schulzeit und Herausforderungen, an denen jeder Schüler wächst.
Durch die Auswahl der Stücke wird die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen gefördert. In diesem Jahr wurde der Roman „Momo“ des Waldorfschülers Michael Ende als Grundlage der Inszenierung ausgewählt. Das Stück behandelt ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Trotz zahlloser hilfreicher Maschinen und elektronischen Geräten haben wir heute weniger Zeit als vor der Erfindung dieser vermeintlichen Helfer. Andere Menschen und deren Befindlichkeit werden von uns oftmals nur beiläufig wahrgenommen.
Für die wirklich wichtigen Dinge im Leben haben wir oft keine Zeit. Wir geben uns mit vorgefertigten Dingen zufrieden, statt uns selber etwas zu erarbeiten. Wir leben in einem fragilen Gesellschaftsgefüge, in der wir durch Facebook & Co. zu mehr oder weniger gläsernen Individuen gemacht werden. Fantasie, Wahrhaftigkeit, Herzenswärme und Zwischenmenschliches wird immer mehr an den Rand gedrückt. Die „grauen Damen und Herren von der Zeitsparkasse“, die in „Momo“ eine zentrale Rolle spielen, haben bei uns in der Realität längst ihren Siegeszug begonnen.
Merken wir das? Wollen wir das? Die Schüler der 8. Klasse haben sich im Verlauf der Auseinandersetzung mit dem Stück Zeit genommen, sich mit dem Thema „Zeit“ auseinanderzusetzen.
Die intensive Probenzeit fördert das gegenseitige Zuhören, Wahrnehmen und Verstehen innerhalb der Klasse. Soziale Kompetenzen werden durch die enge Zusammenarbeit im Team erweitert. Die Schüler lernen sich in ganz neuen Zusammenhängen kennen und schätzen. Die Projektarbeit an einem Theaterstück ist bewusst in eine schwierige Zeit gelegt: Während der Pubertät befinden sich die Jugendlichen äußerlich und innerlich im kompletten Umbruch, so dass die Zusammenarbeit und das Selbsterfahren bei dem Arbeiten am jeweiligen Klassenspielstück eine gute Stütze sind. Durch die Theaterarbeit mit den Schülern wird das Selbstbewusstsein und Körpergefühl gestärkt. Nicht zuletzt macht den Schülern die vielfältige Projektarbeit mit all ihren Facetten natürlich viel Spaß, denn auf der Bühne und hinter den Kulissen kann sich jeder mit seinen Talenten einbringen und erfährt durch die erfolgreichen Aufführungen viel Anerkennung der eigenen Leistungen.
Der Eintritt zu den Aufführungen im Rudolf-Steiner-Saal ist frei, Spenden für das aufwändige Theaterprojekt sind erwünscht.
Autor:Valeska Ehlert aus Essen-Steele |
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