Am 20. April 1999 erschossen die Schüler Eric Harris und Dylan Klebold an der Columbine High School in Colorado 13 Menschen, verletzten 24 weitere und töteten schließlich sich selbst. Seitdem ist der Name Columbine untrennbar mit diesem verheerenden Schul-Amoklauf der 1990er Jahre verbunden. Im Zuge der Vorbereitung gaben die beiden Täter ihrer Aktion den Codenamen „NBK" — eine Anspielung auf Oliver Stones Film „Natural Born Killers“ von 1994. Aber nicht erst seit Columbine wird diesem Film vorgeworfen, dass er wie kaum ein anderer reale Gewalt produziert. Bereits 1996 waren Stone und das Filmstudio Time Warner verklagt worden, weil der Film ein junges Pärchen dazu inspiriert haben soll, während eines Ausflugs grundlos einen Mann und eine Frau niederzuschießen.
Dies ist kein Einzelfall. Immer wieder werden Vorbilder in Film, Fernsehen, Videospielen und Popmusik als Erklärung für ungewöhnliche oder exzessive Gewalttaten ins Spiel gebracht. Doch Menschen ahmen nicht einfach nach, sondern müssen Medieninhalten erst einen bestimmten Sinn zuschreiben, damit diese eine „Wirkung“ auf sie entfalten können. Anhand von Ausschnitten aus „Natural Born Killers“ suchen der Medienwissenschaftler Christian Stewen und der Soziologe Sebastian Wessels in der Diskussion mit dem Publikum nach Möglichkeiten, die Verflechtungen von gesellschaftlichem Leben und filmischer Darstellung als kulturellen Sinnzusammenhang jenseits mechanischer Ursache-Wirkungs-Ketten zu begreifen.
Referenten:
Sebastian Wessels ist Soziologe und seit 2009 Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Soziologische Theorie, Konformitätsforschung, Theorien der Autonomie und (Willens-)Freiheit, sowie Nachhaltigkeit und Klimawandel.
Christian Stewen studierte Film- und Fernsehwissenschaft, Kunstgeschichte und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und ist dort seit 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaft tätig.
CineScience: Film und Gewalt
Im Alltag moderner Gesellschaften gilt Gewalt als unerwünscht, wird tabuisiert und bestraft. Gleichzeitig konfrontieren uns Filme, Dokumentationen und die täglichen Nachrichten ständig mit Gewaltdarstellungen unterschiedlicher Intensität. Gewalt im Film ist zunächst einmal nicht reale Gewalt, sondern vorgestellte, abgebildete und wahrgenommene Gewalt, sei es fiktionale, wie sie beispielsweise für die Genres Western, Krimi oder Horrorfilm stilbildend ist, oder auch faktisch kontextualisierte Gewalt wie z. B. in Dokumentarfilmen oder Wochenschauen.
In der CineScience-Reihe Film und Gewalt greift das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) an vier Abenden unterschiedliche Aspekte des Themas auf und beleuchtet diese anhand von Filmausschnitten mit Gästen aus der Wissenschaft und in der Diskussion mit dem Publikum im Filmstudio Glückauf. Die Reihe wird vom Verein zur Förderung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) gefördert. Die Teilhabe der Bürger der Stadt und der Region ist ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins. Er unterstützt neue
Formen der öffentlichen Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse des KWI. Er fördert die interuniversitäre Arbeit des Instituts und den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Kulturwissenschaften.
Kartenverkauf (Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro):
Beim Filmstudio Glückauf an der Abendkasse oder mit telefonischer Kartenreservierung (täglich ab 15 Uhr unter der Rufnummer 0201- 43 93 66 33).
Autor:Magdalena Schaeffer aus Essen-Süd |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.