Vor dem Hintergrund der Europa-Krise diskutieren Daniel Cohn-Bendit, Claus Leggewie und Guy Verhofstadt über eine grundlegende Reform der Europäischen Union, in der Supranationalität, demokratische Bürgerbeteiligung, föderative Elemente und subregionale Zusammenschlüsse, wie die Mittelmeerunion, eine wesentliche Rolle spielen. In ihrer Diskussion über Verfassungs- und Demokratiefragen bis hin zur Frage, was „mehr Europa“ schließlich für die Kernregion an Ruhr und Rhein bedeutet, beziehen die Europaexperten auch das Publikum ein.
Anlass der vom KWI, der edition Körber-Stiftung und der Initiative Europäische Horizonte gemeinsam ausgerichteten Podiums-veranstaltung sind gleich zwei im Herbst erschienene Bücher:
In „Für Europa! Ein Manifest“ (Hanser Verlag, München 2012) melden sich mit Daniel Cohn-Bendit und Guy Verhofstadt zwei führende Politiker des Europaparlaments zu Wort: Ohne eine europäische Integration ist ihrer Meinung nach der Euro nicht zu haben. In ihrem Manifest rufen sie zu einer föderalen Staatsgründung in Europa auf, in der es keine Nationalstaaten mehr gibt. Denn diese seien viel zu schwach, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Gerade diese Krise zeige, wie nötig wir eine starke EU brauchen: Um die Bürger vor der Willkür der Spekulanten zu schützen, die schon längst keine Staatsgrenzen mehr kennen.
In „Zukunft im Süden. Wie die Mittelmeerunion Europa wiederbeleben kann“ (edition Körber-Stiftung, Hamburg 2012) plädiert Claus Leggewie für eine neue Vision von Europa rund ums Mittelmeer. Die aktuellen Wachstumspakete ließen jede sozialökologische Perspektive auf Nachhaltigkeit vermissen. Leggewie schlägt vier Politik- und Aufgabenfelder vor: Eine Energieunion, fairen Handel, sanften Tourismus und eine interkulturelle Lerngemeinschaft. So habe die Mittelmeerunion das Potenzial, Alternativen für Energieversorgung und Finanzmärkte zu entwickeln, sich als Friedensstifterin in Nahost zu etablieren und nicht zuletzt: in aller Bescheidenheit ein demokratisches Modell für die Staaten anzubieten, die sich nach der arabischen Revolution zwischen laizistischen und islamistischen Regierungen entscheiden müssen.
Podiumsteilnehmer:
Daniel Cohn-Bendit, deutsch-französischer Politiker und Publizist, wurde 1994 in das Europäische Parlament gewählt, wo er seit 2002 Co-Vorsitzender der Fraktion „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“ ist. Seit 2010 ist Cohn-Bendit ein führendes Mitglied der neu gegründeten Spinelli-Gruppe, die sich im Europäischen Parlament für den europäischen Föderalismus einsetzt.
Claus Leggewie ist Professor für Politikwissenschaft, seit 2008 Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Seit 2012 ist er zudem Co-Direktor des Käte Hamburger Kollegs „Politische Kulturen der Weltgesellschaft: Chancen globaler Kooperation im 21. Jahrhundert“.
Guy Verhofstadt ist seit 2009 Fraktionsvorsitzender der „Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa“ im Europaparlament. Zuvor war der Jurist unter anderem von 1999 bis 2008 Premierminister Belgiens. Seit 2010 ist Verhofstadt ein führendes Mitglied der Spinelli-Gruppe, die sich für den europäischen Föderalismus einsetzt.
Moderation:
Stefan Kornelius, Leiter des Ressorts Außenpolitik der Süddeutschen Zeitung
Veranstalter:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), edition Körber-Stiftung und Europäische Horizonte
Mitwirkende der Veranstaltung:
Deutsch-Französisches Kulturzentrum Essen und die Buchhandlung Proust in Essen
Anmeldung bis zum 23. November 2012 bei:
Maria Klauwer, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), maria.klauwer@kwi-nrw.de
Autor:Magdalena Schaeffer aus Essen-Süd |
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