Der Bau von Moscheen, das Tragen von Kopftüchern in Schulen, das jüdische und muslimische Beschneidungsritual – es sind religiöse Praktiken wie diese, die für erregte Debatten sorgen und vermeintlich „fremde“ Kulturen und Religionen oft bedrohend, ja sogar skandalös erscheinen lassen. Dieser Haltung steht das politische Konzept des Multikulturalismus gegenüber, das für Schutz und Anerkennung kultureller Unterschiede durch Staat und Gesellschaft eintritt. Sowohl in der politischen Theorie als auch in der breiten Öffentlichkeit löst dieser Ansatz allerdings vielfach Unbehagen aus. Der Sozialwissenschaftler Volker Heins fragt nach den Ursachen dieses Unbehagens und zeichnet in seinem Buch „Der Skandal der Vielfalt. Geschichte und Konzepte des Multikulturalismus" (Campus Verlag, Oktober 2013) über die internationale Multikulturalismusdebatte die Fortschritte und Rückschläge bei der Auseinandersetzung nach, die in den letzten Jahrzehnten über kulturelle Vielfalt geführt wurde. Im KWI stellt Heins, der viele Jahre in den USA, Israel, Indien und vor allem Kanada gelebt hat, sein Buch vor und diskutiert seine Thesen mit Claus Leggewie, Micha Brumlik und Darja Klingenberg. Die Hauptthese des Autors lautet: Der Streit um den Multikulturalismus – um religiöse Symbole, Sprachkompetenz von Migranten, Import internationaler Konflikte, Chancen auf dem Arbeitsmarkt – berührt grundlegende Fragen von Identität, Differenz und Solidarität, die weder im Nationalstaat noch im vereinten Europa gelöst worden sind.
Autor:
Dr. habil. Volker Heins ist Leiter des Forschungsschwerpunktes "InterKultur" am KWI, lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Bochum und ist Faculty Fellow am Center for Cultural Sociology der Yale University, USA. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Soziologie der Demokratie, Konflikte um Menschenrechte und Interkulturalität in der Ideengeschichte.
DiskutantInnen:
Prof. Dr. em. Micha Brumlik war bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 2013 Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt "Theorie der Erziehung und Bildung". Daneben leitete er von Oktober 2000 bis 2005 das Fritz Bauer Institut, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust.
Darja Klingenberg ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Kultur und Migration an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Migrationsforschung mit besonderem Schwerpunkt auf russisch-jüdische Migrationen im 20. Jahrhundert, Queer-feministische Theorie, Soziologie des Alltags und Erinnerungs- und Trauerdiskurse in politischen Bewegungen.
Prof. Dr. Claus Leggewie ist Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) und seit 2008 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Seit 2012 ist der Politikwissenschaftler Co-Direktor des Käte Hamburger Kollegs „Politische Kulturen der Weltgesellschaft: Chancen globaler Kooperation im 21. Jahrhundert“ der Universität Duisburg-Essen.
Anmeldung bis zum 24. Oktober 2013 bei
Maria Klauwer, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), maria.klauwer@kwi-nrw.de
Autor:Magdalena Schaeffer aus Essen-Süd |
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