Seit 2004 werden die Krankenhäuser in Deutschland durch diagnosebezogene Fallpauschalen (DRG) finanziert. Zudem wurden Krankenhäuser privatisiert und gesetzliche Regelungen von Personalstandards ausgehöhlt. Seitdem sind Krankenhäuser – unabhängig davon, ob sie in öffentlicher, kirchlicher oder privater Trägerschaft sind – dazu gezwungen, ihre „Wettbewerbsposition“ zu verbessern oder zumindest zu halten. Krankenhäuser müssen ihre Einnahmen erhöhen und ihre Ausgaben senken. Das tun sie durch eine Steigerung der Anzahl an behandelten Patient*innen (Fällen) und die Abrechnung möglichst lukrativer Diagnosen auf der einen Seite sowie durch Einsparungen beim Personal und wachsender Arbeitsverdichtung auf der anderen Seite.
Im Ergebnis erleben wir eine Über- und Fehlversorgung mit medizinisch nicht notwendigen Operationen und Prozeduren und eine Unterversorgung durch Personal- und Zeitmangel. Beides ist schlecht für Patient*innen und Beschäftigte – in allen Bereichen, von der Küche bis zur Pflege. Trotz des gestiegenen Leistungsdrucks in den Krankenhäusern und der ökonomischen Effizienzsteigerungen droht immer mehr Krankenhäusern die Insolvenz.
„Mehr von uns ist besser für alle“
Im vergangenen Sommer haben die Beschäftigten des Essener Uniklinikums gegen diese Situation ihre Stimme erhoben. Sie haben für mehr Personal gekämpft, für bessere Arbeitsbedingungen im Krankenhaus und eine bessere Versorgung der Patient*innen. „Mehr von uns ist besser für alle“, lautete der Aufruf der Streikenden. Das Ergebnis – eine Arbeitsentlastung in der Uniklinik in Essen – ist ein erster Erfolg, aber auch in anderen Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Essen besteht Handlungsbedarf.
Nadja Rakowitz (Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte) und Manfred Fiedler (ehem. Arbeitsdirektor am Klinikum Dortmund, heute Publizist im Gesundheitswesen und Hochschuldozent) werden die Entwicklungen im Gesundheitswesen in den letzten Jahrzehnten und ihre Auswirkungen darstellen: die Probleme, mit denen sowohl Beschäftigte als auch Patient*innen und damit wir alle tagtäglich konfrontiert werden. Wir möchten alle interessierten Bürger*innen aus Essen und Umgebung dazu einladen, sich an dem Abend über die Hintergründe der Entwicklungen im Gesundheitswesen zu informieren und sich über Gestaltungsmöglichkeiten für ein gerechteres Gesundheitswesen auszutauschen.
Die Nächste Haltestelle ist die Martinstraße. Mehr Infos auf Facebook. Sie wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Essener Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus.
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