Weiter sinkende Anmeldezahlen für weiterführende Schulen - Tiefgreifender Umbau der Schullandschaft beginnt jetzt!

5. März 2012
12:00 Uhr
Rathaus Gallerie Essen, 45127 Essen
Bevor Hauptschulen gänzlich zum Exoten werden, ob wie in Katernberg städtisch katholisch oder  im Gemein-schaftsunterricht mit Kindern verschiedener Religion, planen wir besser den geordneten Ausstieg.
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  • Bevor Hauptschulen gänzlich zum Exoten werden, ob wie in Katernberg städtisch katholisch oder im Gemein-schaftsunterricht mit Kindern verschiedener Religion, planen wir besser den geordneten Ausstieg.
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In einer schrumpfenden Stadt Essen sind zurückgehende SchülerInnenzahlen eigentlich ganz normal. Mit größerem Gewicht der Bildungspolitik könnten wir uns sogar darüber freuen, denn es könnte ja heißen, wir bilden mit den bisherigen LehrerInnenzahlen einfach kleinere Klassen. Unter Bankenrettungsschirmen, weiteren Steuersenkungsdebatten im Bund und dem Nothaushaltsrecht der Stadt Essen geschieht das leider in kaum merkbarer Dosierung.
Den Kampf, möglichst viele Lehrerstellen zu erhalten oder – vielleicht übertrieben hoffnungsvoll gedacht – sogar zu erhöhen, müssen wir gegenüber der Landespolitik gewinnen. Stattdessen steht die Stadt Essen wegen der sinkenden SchülerInnenzahlen gegenüber der Bezirksregierung in Düsseldorf unter finanziellem Druck, sich von vielen, oft nachhaltig sanierungsbedürftigen Schulgebäuden zu trennen.

Ein Minus von 1200 SchülerInnen

So ist die die Zahl der Essener Schülerinnen und Schüler, die ab Klasse 5 in weiterführenden Schulen unserer Stadt lernen wollen, seit dem Schuljahr 2007/2008 durchgängig gesunken. Im letzten Jahrzehnt fiel diese Zahl sogar von anfangs 5753 auf jetzt gerade noch 4498. Da stellt sich nicht nur für Hauptschulen die Frage, welche Standorte müssen über die Klippe springen und wo müssen wir pädagogisch wie sozialpolitisch begründet Maßnahmen ergreifen, bestimmte Schulstandorte zu stärken.
So lange die Steuerausgaben für Schulbildung gerecht verteilt werden, drücken die vorliegenden Anmeldezahlen für Gymnasien mit einem Plus auf jetzt 47,3% aller Essener Kinder eine gute Entwicklung aus. Allerdings darf trotz erhöhter Quote der Gymnasium nicht vergessen werden, dass die tatsächlichen Anmeldezahlen auch dort zurückgehen. Wurden etwa vor 20 Jahren noch über 2300 SchülerInnen ins Gymnasium geschickt, sind jetzt noch 2128. Dagegen hilft auf Dauer kein Kannibalisieren benachbarter Schulstandorte der Realschule oder Gesamtschule, sondern muss eine freundlich kollegiale Kooperation gesetzt werden. Es tritt sicherlich kein Bildungsnotstand ein, falls eine Gymnasium vorbehaltlos die Fusion mit einer solchen Nachbarschule prüft.
Die Wege zum bestmöglichen erreichbaren Bildungsabschluss dürfen gern auch in Zukunft unterschiedlich bleiben. Aber zwischen Realschule, Gesamtschule, den Gymnasien, der brandneuen Sekundarschule und auch berufsbildenden Kollegschulen haben die Hauptschulen künftig keine Chance mehr. Das lange Sterben geht dem Ende zu und die Verknüpfung von schulischem Abschluss und begleitender handwerklicher Bildung kann in sozial breiter aufgestellten Schultypen besser erfolgen.

Gymnasien müssen Verantwortung auch für schwache SchülerInnen übernehmen!

Realschulen stehen ebenfalls oft unter Druck, können an vielen Standorten aber trotzdem auf positive Anmeldezahlen verweisen. Vorschnell betrachtet sehen die Gymnasien wie die Sieger aus, werden so aber in einigen Bezirken faktisch zu Gesamtschulen, was die Schülerschaft anbetrifft. Damit müssen sie dann auch die Verantwortung dafür übernehmen, ihren SchülerInnen vor Ort gute Schulabschlüsse auch außerhalb des Abiturs zu ermöglichen. Die Essener Statistiken über Schulformwechsler zeigen leider immer noch, dass es hier fast ausschließlich um sogenannte Abschulungen aus dem Gymnasium heraus geht und der umgekehrte Weg die Ausnahme bleibt.
Die Gesamtschulen behaupten sich dann gut, wenn die Voraussetzungen des Standortes und das Schulprofil stimmen. Falls das Schulangebot auf eine Elternschaft trifft, die es als persönlichen Makel begreift, wenn ihre Kinder nicht wie die meisten anderen aus der Nachbarschaft am Gymnasium angenommen wurden, hat es die Gesamtschule schwer. Wie wir in Katernberg erleben, kommt die neu eingeführte Sekundarschule – die auch ein Lehrangebot mit gymnasialen Standards enthalten muss – offensichtlich gut an.

Zukunft für Gesamtschule und Sekundarschule!

In den nächsten Wochen und Monaten muss mit allen Beteiligten - nicht nur in den Büroräumen des Schulamts - ein intensiver Dialog darüber geführt werden, wie die Essener Schullandschaft auf Dauer gerecht neu gestaltet werden kann. Für Grüne Ratspolitik steht dabei im Vordergrund, dass die Schule möglichst wohnortnah ist und alle Abschlüsse beinhaltet. Dies setzt bei allen Schulen eine bislang nicht gekannte Kultur der Kooperation untereinander voraus.
Für künftige Standorte der Sekundarschule muss die große Chance für längeres gemeinsames Lernen und stärkere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen dann auch tatsächlich verwirklicht werden.
Sekundarschulen müssen aber nicht zwangsläufig Fusionen von Haupt- und Realschulen sein. Es darf sehr wohl auch über Zusammenschlüsse einzelner Gymnasien und Realschulen nachgedacht werden.

Oberstufenzentrum Süd ?

Falls die bisherige Sekundarstufe II der Gesamtschule Süd zu einer Art Oberstufenzentrum für den Essener Süden ausgebaut werden kann, das ohne "Turbo-Abi" wie bisher nach 13 Schuljahren die allgemeine Hochschulreife ermöglicht, könnte dieser Weg ein guter Neustart dieses Standorts sein.
Wenn es vom Elternwillen getragen wird gibt es im Stadtwald dann für die Klassen 5 - 10 eine Wiedergeburt als Sekundarschule. Klar ist aber auch, keine Schulform wird sich dem Veränderungsprozess verschließen können. Auch die Essener Gymnasien müssen sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen. Es ist sehr bedauerlich, dass wir in dieser Schulsituation noch nicht auf konkrete Lösungen und Analysen eines Essener Schulentwicklungsplans zurückgreifen können “

Walter Wandtke

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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