von Fabienne Kallmeyer
Ein altes Gebäude mit hohen Wänden, verziert und gestützt von riesigen Holzpfählen, die teilweise mit weißer Wandfarbe bemalt sind. Auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Ort für eine Ausstellung moderner Kunst.
Für Heinrich Jüttner, Heribert Reismann und Wolfgang Sternkopf schien eben dieser Kontrast der ausschlaggebende Punkt gewesen zu sein, dort auszustellen - und natürlich die Einladung der Künstlergruppe „3+“.
Die feiert bekanntlich ihr zehnjähriges Bestehen und präsentiert neben der eigenen Ausstellung in ihrer künstlerischen Heimat am Reuenberg im Jubiläumsjahr auch befreundete Künstler.
„Konstruktive Verbindungen schaffen“ heißt die Ausstellung, die Interessierte nun ab dem kommenden Wochenende dort erleben können.
Heinrich Jüttner, Heribert Reismann und Wolfgang Sternkopf lernten sich früh durch Ausstellungen kennen und als der Wunsch nach Abwechslung, Vergrößerung und Neuem aufkam, taten sich die Künstler endgültig zusammen. Obwohl sie alle in völlig anderen Kunstrichtungen arbeiten, sind sie eine Einheit geworden.
„Die Chemie zwischen uns stimmte einfach von Anfang an“, so Heribert Reismann über das Künstlertrio. „Unsere Gruppe trägt einfach zur allgemeinen Weiterentwicklung bei.“.
Reismann war schon in seiner Kindheit künstlerisch interessiert und eröffnete mit 17 Jahren seine erste Ausstellung. All seine Darstellungen wirken sehr graphisch. „Ausgangspunkt meiner Werke sind immer geometrische Gegebenheiten.“, erklärt er. Aber auch die Fotografie findet Einlass in seine Acryl-Werke. So malt er ausschließlich Farben und Formen auf Leinwände, die dann mit einer Fotografie verschmelzen.
„Das Bewusstsein für näheres Hinsehen im Alltag der Besucher, die sich mehr als ein paar Sekunden Zeit nehmen, meine Bilder zu betrachten, wird hoffentlich geschärft. Es werden so viele Dinge als belanglos abgetan, die an sich schon ein Kunstwerk sind“, so Heribert Reismann, blickend auf ein Gemälde, das aus Fotos von Treppenstufen und Geländerschatten entstanden ist.
„REBOcycling“ ist die Überschrift, die der Zweite im Bunde, Heinrich Jüttner, seinen Ausstellungsstücken gibt. Die Kunst des gebürtigen Gelsenkircheners setzt sich zusammen aus Farben des Regenbogens und recycleten - wiederverwertbaren - Dingen. Wichtig für ihn ist, dass es neun Farben sind, die den Regenbogen bilden, weil nur neun Farben die für ihn perfekte Harmonie bilden. „Der Drang zu Farben kommt daher, dass in meiner Kindheit noch so vieles schwarz-weiß gedruckt wurde.“, erklärt Jüttner seine farbenfrohen Werke. Papierreste oder andere zufällig aufgetriebene Materialien bilden die zweite Komponente seiner Bilder, die in interessante Wechselwirkungen zu den Farben des Regenbogens arrangiert sind.
Eine völlig andere künstlerische Richtung hat Wolfgang Sternkopf eingeschlagen. Er ist ein Künstler der Obart.
„Wir müssen uns Zeit nehmen für Feinheiten bei all den Grobheiten um uns herum“, ist auf einer von ihm gestalteten Leinwand zu lesen.
Glaskästen in außergewöhnlichen Formen, die die Schrift „zum bewegen“ bringen, machen das ganze zur Obart.
Seit seinem 12. Lebensjahr schreibt er kontinuierlich und ist heute als Dozent und Autor tätig. Innerhalb des Rahmenprogramms wird es am Samstag, 27.August um 16 Uhr in den Ausstellungsräumen eine Lesung mit ihm geben.
Jedes von seinen ausgestellten Kunststücken soll die Betrachter zum Nachdenken anregen, ob kunstbegeistert oder nicht. Ganz nach dem Motto: „Gedanke... Nichts ist aktueller als die Zeit...“ (Wolfgang Sternkopf).
Von Samstag, 13.August bis Sonntag, 28.August öffnet der Steenkamp Hof an drei Wochenenden von 15 bis 18 Uhr seine Türen für Besucher der Kunstausstellung „Konstruktive Verbindungen schaffen“.
An jedem Ausstellungstag werden auch mindestens zwei der drei Künstler als Ansprechpartner anwesend sein. Der Eintritt ist frei.
Autor:Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck |
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