Borbeck stellt sich quer

9. November 2010
18:00 Uhr
Hölting Platz, 45355 Essen
Ende März machten die Katernberger gegen rechte Aufmärsche mobil. Am kommenden Dienstag stellt sich Borbeck quer. Auch in Katernberg geht der Protest weiter: am 27. November. | Foto: Archiv: Gohl
  • Ende März machten die Katernberger gegen rechte Aufmärsche mobil. Am kommenden Dienstag stellt sich Borbeck quer. Auch in Katernberg geht der Protest weiter: am 27. November.
  • Foto: Archiv: Gohl
  • hochgeladen von Patricia Koenig-Stach

Der Runde Tisch für Menschenrechte, gegen Rassismus und Rechtsradikalismus, ruft für Dienstag, 9. Novemver, zu einer Kundgebung und anschließender Mahnwache gegen den NPD-Aufmarsch in Essen-Borbeck auf. Die Kundgebung beginnt um 18.00 Uhr auf dem Höltingplatz / Fußgängerzone der Gerichtsstrasse am ehemaligen Kaufhaus Karstadt/Hertie.
Die Empörung ist groß, das Unverständnis über die Entscheidung der Polizei, den geplanten Aufmarsch der NPD am 9. November zu genehmigen, ebenso.
Die Christinnen und Christen in der Groß-Pfarrei St. Josef beziehen in einem offenen Brief deutlich Stellung: „Für Nazis darf es im Großraum Borbeck keine Plattformen geben.“ Pfarrer Wolfgang Haberla und der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Arnd Brechmann schreiben weiter: „Der 9.November gilt als „deutsches Datum“ und ist historisch verbunden mit dem Hitler-Ludendorff-Putsch in München von 1923 mit zahlreichen Toten und Verletzten, vor allem aber mit dem Beginn der Pogrome 1938, bei denen mehrere Hundert Menschen jüdischen Glaubens den Tod fanden und zahlreiche Synagogen von Nazischergen in Brand gesetzt wurden. Es ist für anständige Menschen unerträglich, wenn Neonazis ein solches Datum für eine „Mahnwache“ vorsätzlich missbrauchen. Wir sind es den Opfern der Nazigewalt auch 2010 schuldig, diese „Mahnwache“ unbedingt zu verhindern. Und wir sind unseren Kindern verpflichtet, über die Nazivergangenheit in der Weise auf zu klären, dass es nie wieder zu nationalsozialistischem Einfluss auf unsere Gesellschaft kommen wird.“ Karl H. Klein-Rusteberg, Geschäftsführer der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., schreibt: „Der angekündigte Aufmarsch der NPD am 9. November gilt als Provokation. Ein Akt der Provokation ist es jedoch nur dann, wenn wir uns provozieren lassen.
Aus unserer Sicht ist die beabsichtigte Demonstration des Rechtsextremismus ein Akt fundamentaler, politischer Dummheit. Die NPD meint an einem 9. November an die Mauertoten mit einer „Mahnwache“ erinnern zu müssen. Die Akteure von rechts konnten nicht bemerken, dass, mit aller geschichtlichen Zufälligkeit dieses Datums, der 9. November nunmehr auch das zentrale Datum der politischen Freiheit in Deutschland ist. Und wer wollte es bestreiten: Allen Extremismen in Geschichte und Gegenwart ist gemeinsam: Freiheit ist das, was sie am meisten hassen. Mit dem 9. November bleibt der Novemberpogrom des Jahres 1938 zu erinnern. Das eine geschichtliche Datum ist nicht gegen das andere auszuspielen: Die Zerstörung der Synagogen und weiterer jüdischer Einrichtungen in 1938 und die Öffnung der Mauer in 1989. Deutschland hat das bedenkenswerte, negative „historische Privileg“ zwei Unterdrückungssysteme durchlebt zu haben, deren Herrschaftsanspruch total war. Keines dieser Systeme – und auch kein neues dieser Art – soll Zukunft in Deutschland gewinnen. Die NPD jedenfalls wird uns nicht dorthin treiben.“
„Es ist kein Zufall, dass die NPD mit ihrer Anhängerschaft, den Jungen Nationaldemokraten, den Freien Nationalisten diesen Tag für ihre Mahnwache mit Fackeln - in Anlehnung an die Fackelaufmärsche der NSDAP - gewählt hat“, schreiben Alice Czyborra und Paul Schnittker von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten Essen. „Auf Borbecker Initiativen hin wurden in Erinnerung an die vom Faschismus ermordeten jüdischen Bürger Stolpersteine verlegt, an denen sich jährlich Borbecker Bürger am 09. November versammeln. Es ist für uns als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten Essen unerträglich, dass in diesem Jahr am Tag der Reichpogromnacht Neonazis ihre Kundgebung in unmittelbarer Nähe dieser Gedenksteine abhalten. Wir fordern wir die Polizeipräsidentin auf, die Kundgebung der NPD am 09. November auf dem Germaniaplatz zu verbieten.“

Autor:

Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.