Dortmund, 13.03.2007
Ein alter, sehr alter, Schmetterling, flog so durch die Lüfte und er ward traurig, weil er nicht mehr so fliegen konnte, wie einst in seinen jungen Jahren.
Zudem machte ihm seine Flügel große Sorgen, denn der Staub auf seinen Flügeln haftete nicht mehr so, weil er zuviele Falten bekam. Da der Staub aber überlebensnotwendig ist, kann dies bald sein Aus bedeuten.
So flog er sinnend durch die Lüfte und begegnete einer alten Freundin. Auch sie hatte diese Probleme und sie redeten darüber. Freund, sagte sie, mach' dir nichts d'raus, unsere Zeit ist längst überfällig! Genießen wir die Zeit, denn wir haben schon mehr Zeit bekommen, als es eigentlich üblich ist.
Ja, ja, sagte der alte Schmetterling. Du hast ja Recht, doch auch als Schmetterling genießt man doch die Zeit. Besonders dann, wenn man so hoch hinaus fliegen kann, wie wir es dürfen - noch dürfen!
Klage nicht, sagte die Freundin und sie sagte, nicht jeder durfte so hoch hinaus. Es war doch ein Privileg, daß wir es überhaupt durften! Also, was willst du eigentlich? Ja, sagte der Alte, du hast Recht. Aber doch wäre es schön, wenn man die Zeit nochmals zurück drehen könnte. Die Freundin meinte, willst du das wirklich? Hast du nicht schon so viele Gefahren überstanden? Du hast deine Familie verloren - und hast alles gut überstanden. Willst du all' diese Verlust-Erlebnisse nochmals erleben wollen?
Eigentlich hast du ja Recht, aber träumen darf man doch noch? Oder etwa nicht?
Und plötzlich sah er sich, wie in einem Traum, in seine Jugend zurück versetzt. Er erlebte alles nochmals neu, so genau, daß er meinte, er wäre wieder jung und seine Flügel seien elastisch wie eh und je. Als habe er niemals Probleme mit seinen Gebrechen gehabt!
Als er wieder in die Gegenwart zurück kehrte, sagte er, es war unglaublich schön. Aber Freundin, du hattest Recht, alles kann man nicht haben. Nun werde ich zufrieden sein, mit der Zeit, die mir noch bleibt. Die uns noch bleibt, meinte er zögerlich? Willst du? Willst du die restliche Zeit mit mir fliegen wollen?
Sie lachte mit ihren Augen - und flog davon. Und der Blick zeigte ihm, daß sie einverstanden war - und er folgte ihr.
Wie lange die beiden noch zusammen flogen, dies weiß keiner, doch sie hatten sicher noch eine gute Zeit miteinander.
Copyright © by Absalom H. Schnippering
Autor:Axel-Helmut Schnippering aus Dortmund-City |
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