Unter dem Titel „Der vergessene Völkermord“ erinnern Fotografien von Armin T. Wegner aus den Jahren 1915/16 in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache vom 10. Mai bis zum 24. Juni an die Vertreibung und die Morde an den Armeniern.
Wegner wurde 1887 in Elberfeld geboren und starb 1978 im Exil in Rom. Er war Schriftsteller, Essayist, Reisender und kritischer Beobachter seiner Zeit. In den 1920er Jahren avancierte er mit seinen Reiseberichten „Fünf Finger über Dir“ und „Am Kreuzweg der Welten“ (beide 1930) zum Bestsellerautor. Die Texte des vom Orient faszinierten Schriftstellers erzählen von seinen ausgedehnten und abenteuerlichen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Dichterin Lola Landau, unternahm. Heute zählt Wegner zu den weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Der lebenshungrige und abenteuerlustige Dichter vergaß jedoch nie, auch hinter die Kulissen der Zeitgeschehnisse zu blicken. So wurde er 1915 als Sanitätsoffizier des Roten Kreuzes in Bagdad Zeuge von der Vertreibung der Armenier. Trotz Verbots begab er sich in die Flüchtlingslager, fotografierte, schmuggelte Briefe der Verfolgten zur amerikanischen Botschaft und die entstandenen Bilder unter seiner Bauchbinde nach Deutschland.
Zwischen 1919 und 1933 arbeitete Wegner an einem umfangreichen Roman zum armenischen Völkermord. Die Verhaftung durch die Gestapo im August 1933, Folter u.a. im KZ Columbia Haus in Berlin und Gefangenschaft in mehreren Konzentrationslagern verhinderten den Abschluss dieses Unternehmens.
In der Dortmunder Steinwache werden jene Aufnahmen gezeigt, die Wegner mit seiner Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte. Da nur die Glasdiapositive zu seinem Vortrag, den er zwischen 1919 und 1924 hielt, überliefert sind, werden die Fotos in neuen Drucken ausgestellt. Weitere in Wegners Nachlass überlieferte Bilder aus dem Kontext des Völkermords, die nicht eindeutig dem Fotografen Wegner zugeordnet werden können, sind über eine Dia-Projektion zu sehen.
Die Schau wird am Donnerstag, 10. Mai, um 19 Uhr eröffnet. Im Begleitprogramm läuft am 18. Mai, 19 Uhr, ein Vortrag über „Operation Nemesis und der armenische Völkermord“. Am 30. Mai, 19 Uhr, wird der Film "Aghet - ein Völkermord" gezeigt. In einem Vortrag mit Lichtbildern stellt Claus D. Clausnitzer am 22. Juni Armin T. Wegners „Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste“ vor.
Öffnungszeiten der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50, Dortmund: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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