Max von der Grün (1926 - 2005), einer der bekanntesten Dortmunder Autoren, wäre am Mittwoch, 25. Mai, 90 Jahre alt geworden. Von 1963 bis zu seinem Tod am 7. April 2005 lebte der gebürtige Bayreuther in einer Doppelhaus-Hälfte in der Bremsstraße in Lanstrop. Beerdigt ist er auf dem Bezirksfriedhof Scharnhorst.
Max von der Grün war einer der wichtigsten und letzten Repräsentanten der so genannten „Arbeiterliteratur“. Im Ruhrgebiet landete er 1951 eher unfreiwillig: Er bezeichnete sich selbst als „Gastarbeiter“ und verdiente seinen Lebensunterhalt als Bergmann auf der Zeche Königsborn in Unna. Später, in den 1980er-Jahren, schrieb er: „Hier kann man leben, weil die Menschen menschlich miteinander umgehen. Heimat ist dort, wo es einem leicht gemacht wird, mit Menschen zu reden.“
Der Arbeitswelt des Ruhrgebiets setzte er literarisch ein Denkmal, vor allem in seinem umstrittenen Roman „Irrlicht und Feuer“ (1963), in dem er Arbeitgeber und Arbeitsbedingungen, Betriebsräte und Kumpel an der Ruhr gleichermaßen kritisierte.
Gruppe 61 mit gegründet
Im Oktober 1964 schrieb das Magazin „Der Spiegel“ über ihn: „Der Ex-Kumpel erträgt es, gefragt zu sein, und er besteht strikt auf Unabhängigkeit nach allen Seiten. Mit dieser Haltung repräsentiert Max von der Grün auch jene Vereinigung westdeutscher Arbeiter-Schriftsteller, die seiner Initiative ihre Existenz und neuerdings zunehmende Publizität verdankt: die nach prominentem Vorbild so genannte ,Gruppe 61'.“
Die Gruppe 61 – „Arbeitskreis für künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt“ hatte er u.a. mit seinem Mentor, dem damaligen Büchereidirektor Fritz Hüser gegründet. Später gehörten auch Günter Wallraff und Wolfgang Körner zur Gruppe.
Von 1964 bis zu seinem Tod war von der Grün außerdem Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Bei seiner nächsten Jahrestagung 2017 in Dortmund will das PEN-Zentrum an die literarische Tradition Dortmunds als Stadt der Arbeiterliteratur erinnern.
Jugendroman wurde mehrfach verfilmt
Dass Max von der Grün weit mehr war als ein Arbeiterschriftsteller, beweist u.a. sein zeitloser Jugendroman „Vorstadtkrokodile“ von 1976, der noch heute zum Kanon der Schullektüre gehört und mehrfach, zuletzt 2011, fürs Kino verfilmt wurde.
In der Dortmunder Stadt- und Landesbibliothek stehen der Film sowie Hörspiel-Bearbeitungen und eine Fernsehverfilmung von 1977 mit Martin Semmelrogge, Eberhard Feik und Rosel Zech zum Ausleihen bereit. Insgesamt wurden elf Fernsehspiele nach seinen Texten produziert, u.a. „Stellenweise Glatteis“ (Regie: Wolfgang Petersen) und „Flächenbrand“.
Literarischer Nachlass im Fritz-Hüser-Institut
Der literarische Nachlass des Schriftstellers ist im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund-Bövinghausen archiviert und öffentlich zugänglich. Zum Nachlass gehören neben sämtlichen Romanen und Erzählungen einschließlich zahlreicher Übersetzungen in andere Sprachen auch Manuskripte, Korrespondenzen und journalistische Arbeiten. Im Fritz-Hüser-Institut ausgestellt ist auch eine Serie handgeschriebener Texte Max von der Grüns mit Fotos von Oren Schmucker aus dem Bildband „Unsere Fabrik“.
Nicht zu vergessen: Die Abendrealschule in Dortmund und der Platz vor der Stadt- und Landesbibliothek sind nach dem Schriftsteller benannt. 1987 verlieh im die Stadt Dortmund den Ehrenring. 1989 wurde die Ruhroper „Brot und Spiele“ nach einem Libretto Max von der Grüns im Dortmunder Opernhaus uraufgeführt.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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