Festes Regelwerk, heiliger Raum, jeder Schritt vermessen, überall schaut jemand genau drauf, es gibt Wege der Erlösung, man kann drin sein, man kann draußen sein, es gibt heilige Zeiten, jetzt geht es los, erhebet Euch! Es herrscht ein genaues Regelwerk, doch das Herz der Handlung lässt sich nicht berechnen. Diese Stichworte könnten für einen christlichen Gottesdienst stehen. Aber sie beschreiben auch ein Fußballspiel.
In Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft hat das Katholische Bildungswerk Arnsberg-Sundern die Beziehung von Fußball und Religion zum Thema gemacht. Am Mittwoch, 23. Juni, um 19 Uhr ist Dr. Andreas Prokopf im Pfarrheim Liebfrauen zu Gast!
Der Referent beim Forum Hochschule und Kirche in Bonn nutzt das Hochamt des Weltfußballs in Südafrika und beschreibt den Zusammenhang von Ballsport und Gebet. Der Fußball ist so präsent, dass seine Allgegenwart überhaupt nicht mehr auffällt. Aber die Beschäftigung mit diesem Sport sagt viel über unsere Gesellschaft aus, in der Liebe zu diesem Spiel drückt sich möglicherweise ein verbreiteter Hang zur religiösen Überhöhung des alles andere als spielerischen Alltags aus.
Andreas Prokopf verbindet Theologie und Fußball auf charmante Weise. Das allwöchentlich auf den Fußballplätzen stattfindende Geschehen mit all seinen ritualisierten Handlungsabläufen und Szenenfolgen kann mit gewissem Recht in uralte, religiös motivierte Traditionen eingeordnet werden. Der Ball als Mittelpunkt dieses Spiels wird seit jeher als ein Gegenstand des kosmisch-religiösen Nachdenkens gesehen. So fragte sich z.B. im 17. Jahrhundert Nikolaus Cusanus, ob das, was die Menschen im Spiel gefangen hält, woran geglaubt wird und was in Bann schlägt, nicht in sich eine tiefere Weisheit trägt. Schon im Spätmittelalter gab es nämlich Ballspiele, in denen das Spielgerät die Seele des biblischen Judas verkörpern sollte. Im antiken Ägypten gehörte ein heiliger Ballspielplatz zu jeder Tempelanlage. Dies alles kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass das Umfeld des professionellen Fußballs durchaus ein Ort der Theologie und des Glaubenslebens ist. Es gibt Wissenschaftler, die im Hinblick auf die magisch-rituelle Inflation des Fußballgeschehens danach fragen, ob neu erwachte Sehnsüchte nach magischer Heilung und Erlösung im Fußball zum Ausdruck kommen. Kirchliche Angebote leiden unter dem Verlust von Wirklichkeit und Wirkung. Da springt für viele Fans ganz unbewusst der Fußball in eine Lücke.
Andreas Prokopf wird diese durchaus gewagten Thesen vor dem unmittelbaren Anpfiff des Spiels "Deuschland - Ghana" unterhaltsam und verständlich anbieten. Das Katholische Bildungswerk verspricht sich eine gute Vorbereitung auf das dritte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft (, das anschießend im Pfarrheim Liebfrauen auf einer Großleinwand gemeinsam angesehen werden kann) und die anstehenden Finalrunde in Südafrika. Auch der Kopf will auf das sportliche Großereignis vorbereitet sein. So wird dann aus dem Vortragsabend des Bildungswerkes eine mentale Vorbertung auf´s Spiel ....
Autor:Ulrich Schumacher aus Arnsberg |
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