Gleise schweißen mit Thermit

Das etwas andere Osterfeuer

Obwohl in den Osterferien der Bahnverkehr zwischen Essen und Duisburg brach liegt, ist das kein Grund, über  die DB zu lästern, denn in großem Stil wird auf dieser Strecke die Infrastruktur modernisiert:
- 7 km Gleise werden erneuert
-11 Weichen ausgetauscht
- 15500 Schwellen ausgewechselt und
- 37 000 Tonnen Schotter ausgebracht.
Höhepunkt der imposanten Baustellenarbeiten mit dem zugehörigen Equipment ist für mich jedoch das Verschweißen der 15 Meter langen Schienen mittels Thermit - ein Osterfeuer der besonderen Art.
Das Verfahren wird schon seit über 100 Jahren angewendet und sieht spektakulär aus. Es beruht auf einer Redoxreaktion.. Dazu wird einem Gemisch aus Aluminiumgrieß und Eisenoxidpulver (Markenname: Thermit) Aktivierungsenergie zugeführt. Die dann einsetzende chemische Reaktion setzt sehr viel Wärme frei,. Es entstehen Temperaturen von bis zu 2500 Grad Celsius.  Die beiden zu verbindenden Schienen werden dann  bis auf 2 cm aneinander herangeführt, seitlich werden Gußformen angesetzt und mit Halteblechen und einer Formsandmasse abgedichtet. Das Reaktionsgemisch wird darüber in einem Einweg-Blechkübel positioniert, so dass die flüssig heißen Reaktionsprodukte (elementares Eisen und Aluminiumoxid)  an die Nahtstelle der beiden Schienen  fließen können. Da dem Thermit auch noch Vanadium zugesetzt wird, ist der entstehende  Schweißstahl an der Naht härter als der Schienenstahl selbst.
Das Ganze ist eine spektakuläre Reaktion, die einmal angestoßen, auch nicht mehr abgebrochen werden kann, da dafür kein Sauerstoff aus der Luft benötigt wird. Die Nahtstelle muss nach dem Erkalten nur noch abgeschliffen werden.
(Ich hoffe, dass das Verfahren einigermaßen verständlich und sachlich korrekt erklärt ist.)
Aber wie bei den meisten  zivilen Errungenschaften, kann  auch die Thermitreaktion für  militärische Aktionen missbraucht werden. Thermitgranaten und - bomben können wegen der großen Hitzeentwicklung in Kriegen eingesetzt werden, um z.B. eine Panzerung oder Feuerbarrieren zu durchdringen.
Die restlichen Fotos sollen dokumentieren, dass die Arbeiten an der Bahnstrecke gut organisiert sind  und zügig ablaufen. Dabei wird beeindruckendes Equipment eingesetzt. Alleine der Zug, der die Bahnschwellen transportierte, zog fast 30 Waggons, die vom Bahnhof West bis zum Bahnhof Frohnhausen reichten. Er konnte nur von zwei Dieselloks bewegt werden.
  Ehe wir das nächste Mal über die unpünktliche Bahn schimpfen, sollten wir uns bewusst machen, welcher Aufwand betrieben werden muss, um eine sichere Infrastruktur im zunehmenden Schienenverkehr zu gewährleisten.