Lesen ist genauso wichtig wie Zähneputzen
Es ist schon seit langer Zeit kein Geheimnis mehr, dass Lesen einen hohen Stellenwert im Leben eines Kindes, aber auch eines jeden Erwachsenen einnehmen sollte. Dadurch wird zum Beispiel die Bildung, sprich die Sprachkompetenz und das Vokabular, erweitert, die Sozialkompetenz steigt und wenn man seinem Kind vorliest, stärkt dies die Eltern-Kind-Beziehung.
Diesem Ziel, das Lesen zu fördern, hat sich der Essener Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur verschrieben. Diesen gibt es schon seit 1980 und immer noch sind Gisela Kühn, 1. Vorsitzende, und ihre Mitstreiter hochmotiviert Kindern bunte, abenteuerreiche, lustige, emotionale oder tierische Bücher nahezubringen, um ihnen den Spass am Lesen zu zeigen.
„Schon lange vor PISA wussten wir, dass die Lust am Lesen verloren geht“, meint Kühn. „Und dass das Interesse wieder geweckt wird, dafür setzt sich unser Verein ein. Wir veranstalten Autorenlesungen, denn es ist auch immer etwas anderes, wenn man den Autor eines Buches persönlich kennenlernen kann, organisieren Vorlesewettbewerbe und Buchbesprechungen.“
Zur Zeit ist der Verein, dessen Zeichen ein roter Bollerwagen voller Bücher ist, im Rahmen des Ferienspatzes unterwegs. Hierbei macht dieser an verschiedenen Grünanlagen und Parks Station und Vereinsmitglieder lesen allen interessierten Kindern vor, auch Dank der Unterstützung der Sparda Bank West.
„Als wir im Gervinuspark waren, waren die Kinder alle am toben und an den Geräten auf dem Spielplatz. Als ich dann mit meinem Buch um die Ecke kam, meinten ein paar Mütter, dass die Kinder jetzt erst einmal beschäftigt seien und sicher keine Lust auf eine Geschichte haben würden. Aber das war weit gefehlt. Denn wenn Kinder eines sind, dann neugierig. Und wenn dann also eine ältere Dame mit einem bunten Buch auftaucht, dann fragen sie sich, was das denn sein könnte. Letztendlich haben sich die Kinder dann fast eine Stunde die Geschichte angehört“, so Kühn weiter.
Es war einmal ein Kinderbuchladen in Essen Holsterhausen, der sich „Polly's Schmöker-Shop“ nannte. Dieser Kinderbuchladen war beliebt bei Groß und Klein, sogar der weltbekannte Autor Michael Ende stellte dort sein neues Buch „Die unendliche Geschichte“ vor. Doch obwohl der Laden von allen gemocht wurde, musste Polly ihren Laden schließen. Weil aber alle, die dort ein- und ausgingen das Lesen ganz toll fanden, haben sich die Freunde von Polly um sie versammelt und ihr geholfen mit einer Vereinsgründung ihr Engagement für Kinder- und Jugendliteratur zu unterstützen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
„Die Bücher, aus denen wir vorlesen, gehören unserem Verein selbst. Wenn wir aber ein bestimmtes Thema bei einer Aktion haben und selbst nicht genügend Bücher darüber besitzen, kann es schon mal vorkommen, dass wir uns von der Bibliothek ein paar ausleihen. Aber die Exemplare in unserem Bollerwagen sind alle von unserem Verein. Da hätten wir Geschichten über Piraten, Abenteurer und Prinzessinnen, ebenso wie Tiergeschichten und aktuelle Themen, wie eine Geschichte über einen Flüchtlingsjungen, der zu Anfang Probleme hat Anschluss unter gleichaltrigen zu finden, weil er die Sprache nicht kann“, ergänzt die 2. Vorsitzende des Vereins, Dagmar Mägdefrau. „Das schöne am Vorlesen ist auch, dass die Kinder Gebrauch von ihrer ganz eigenen Fantasie machen können. Jeder stellt sich die Charaktere und Umgebungen in der Geschichte anders vor, was in unserer heutigen mediendominierenden Außenwelt schwierig geworden ist.“
Inzwischen haben sich mehr Kinder um Kühn versammelt und lauschen gespannt ihrer Geschichte, die um ein kleines Monster geht. Ab und an werden ein paar Fragen gestellt, aber sonst sind alle ganz leise und freuen sich, wenn wieder eine Seite umgeblättert wird, um zu erfahren, was als nächstes passiert.
„Am 14. November feiern wir dann auch unser 35-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsfest, wobei sich acht Essener Autoren vorstellen. Wer also Interesse hat, unseren Verein kennenzulernen und überhaupt alle, die Spass am Lesen haben, sind herzlich zu der Veranstaltung eingeladen“, schließt Kühn.
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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