Das Herz liegt im Garten
Es mag sein, dass die Meinungen beim Thema Kleingärtnerei auseinander gehen. Jedoch muss man eines stets zugestehen: Menschen, die sich mit Leib und Seele dem Gärtnertum verschrieben haben, bringen Gärten hervor, die einen an das Paradies denken lassen.
So nämlich ist es, wenn man den Garten von Vera und Alois Ilas in der Gartenanlage am Niederfeldsee betritt. Zunächst ist man überwältigt von der Blütenpracht, die in den Augen kitzelt. Weiter geht es dann über das Gemüsebeet zum Obstgarten und von dort aus unter ein Vordach, von dessen Decke Kiwis baumeln.
„Seit nunmehr 40 Jahren kümmern wir uns um unseren Garten“, erzählt Vera Ilas. „1974 haben wir uns dazu entschlossen, den Garten zu pachten, weil wir unseren Kindern einen schönen Platz zum Aufwachsen bieten wollten. Wir wollten, dass unsere Kinder mit einem Gemüse- und einem Obstgarten aufwachsen. Mein Mann hat für sie dann noch einen Sandkasten aus Brettern gebaut und mit Dreirad und Catcar sind sie dann hier umher gefahren.“
Auf den ersten Blick ist man jedoch etwas verwundert. Die Parzelle ist relativ groß im Vergleich zu dem, was man von einem Schrebergarten erwartet. Zu erklären ist das damit, dass es vor und während des Kriegs noch keine Regelung für Mindestgrößen der Parzellen gab. Damals diente das Stück Land als Zusatzversorgung in Kriegszeiten, wo sich die Menschen durch den Anbau von Gemüse und Obst ihren Lebensunterhalt sicherten. „Altlasten“ nennt Rainer Weddeling, 1. Vorsitzende des Vereins, diese großen Parzellen. Heute ist geregelt, dass sie eine bestimmte Größe nicht überschreiten dürfen.
„Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit und Zeit meine Frau und ich in den Garten investiert haben. Damals habe ich, weil ich wollte, dass alles schnell wächst, Mist von der Pferdebahn in Gelsenkirchen geholt. Zwei Jahre lang“, erklärt Alois Ilas. „Dann haben wir noch den Weg versetzt und ich habe einen Brunnen gebaut, in den das Regenwasser fließt, das wir dann für die Bewässerung unserer Pflanzen benutzen.“
Auch an Strom,Wasser und Abwasser ist die Laube mittlerweile angeschlossen. Obwohl im Kleingartengesetz geschrieben steht, dass eine Gartenlaube von einfachster Art sein und nicht etwa als Wohnfläche dienen soll. Da diese Verordnung aber ein Relikt aus grauer Vorzeit ist, will man dann doch mit der Zeit gehen und den Kleingärtnern die Möglichkeit geben sich die Hände nach getaner Arbeit zu waschen, nach Einbruch der Dunkelheit gemütlich beisammen zu sitzen oder auf die Toilette zu gehen.
Während man sich so unterhält, schleicht sich ganz klamm und heimlich ein Igel heran. Geplagt von unendlich vielen Fliegen will er sich aber die Portion Katzenfutter, die in Reichweite ist, nicht entgehen lassen. Frau Ilas ist amüsiert und kann auch dazu sogleich wieder eine Geschichte erzählen: „Man kann sich nicht vorstellen, welche Besucher wir schon hier im Garten hatten. Neben Kohlmeisen und anderen Vögeln hat uns auch ein Igel eine ganze Zeit lang besucht. Wir tauften ihn Ingo, bis er dann eines Tages mit vier Babys aufgetaucht ist und wir merkten, dass die Namenswahl wohl doch nicht so ganz richtig war. Dann hatten wie hier auch einen Fuchs. Der kam hier bis unter das Vordach, hat sich hingelegt und gewartet, bis wir ihm einen Leckerbissen gegeben haben. Wie ein Hund.“
Aber trotz der schönen Geschichten, merkt man, dass die Liebe der beiden in den Gräsern, Sträuchern und Bäumen auf ihrem Stück Land liegt. Alles wird selbst gepflanzt, gezüchtet und gezogen. Zu Hause wird in kleinen Töpfen der Samen von Paprika oder Tomaten ausgesät. Wenn die kleinen Pflänzchen dann groß genug sind, bekommt jeder seinen eigenen Topf und wird ganz zum Schluss in den Garten in die Sonne verfrachtet. Auf diese Weise haben sich das Ehepaar Ilas eine Fülle an Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen erarbeitet, die seinesgleichen suchen: Äpfel, Himbeeren, Erdbeeren, Quitten, Weintrauben, Kirschen und Pfirsiche finden sich dort neben Wassermelonen, Chilis, Paprika, Gurken, Möhren, Kohlrabi, Fenchel, Spargel, Bohnen, Zucchini und Kürbissen. Wie groß mache der Exemplare sind, die die beiden ernten, ist fast nicht zu glauben.
„Wissen Sie, das schöne am Garten ist, dass man selbst was erschaffen kann. Wir sitzen dann hier zusammen und um uns herum ist Leben: Wir hören den Vögeln zu und sehen uns unsere Pflanzen an. Natürlich haben wir uns im Laufe unserer Gärtnertätigkeit ein gutes Wissen über Pflanzen angeeignet. So weiß ich zum Beispiel, dass sich die „Erdbirne“ gut für Diabetiker eignet“, meint Frau Ilas.
Und ihr Mann ergänzt noch: „Im Alter bewegt man sich immer weniger. Und unser Garten hält uns fit. Wir sind das ganze Jahr über hier: Im Frühling geht es an die Aussaat, im Sommer um die Pflege und die Ernte und im Winter wird geschnitten, geschreddert, gebunden, sprich man bereitet sich schon wieder auf den Frühling vor. Hier ist alles Natur pur und unser Herz liegt wirklich in unserem Garten.“
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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