Wut-Woche

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Bodelschwingh-Schüler sehen „Rot“! Geht Hannelore Herz-Höhnke, Rektorin, mit offenen Augen durch die Stadt, könnte sie oft vor Wut – puh - das heulende Elend kriegen: Zerstörung, Dreck, Müll – ach, Sie kennen die lange Litanei. Mittlerweile auch ihre Bodelschwingh-Grundschüler. Denn nach der Projektwoche „Was macht mich in der Stadt wütend“, mit Erkundung um die Altendorfer Schule, waren die so stinksauer, dass ihre Wut so richtig hoch kochte…

Wut! Nur drei Buchstaben. Aber wehe, wenn Menschen die Wut nicht bremsen, beherrschen lernen. Lebenswichtig! Das weiß Andrea Rehm, Erzieherin für Offenen Ganztag Bodelschwingh. „Wir haben bei unseren Kindern viele Emotionen feststellen können. Zu beobachten war aber auch ein teilweise unkontrollierter Umgang mit den eigenen Gefühlen oder auch eine falsche Einschätzung der Gefühle, wie Freude, Trauer, Wut. Denn alle Gefühle sind okay. Nur – wie geht man mit Herzklopfen, Freude, Angst, Zorn um? Damit man nicht seinen Gefühlen ausgeliefert ist; auch im Hinblick auf die Mitmenschen. Wichtig ist ein Hineinversetzen in einen anderen Menschen – das Erkennen von Emotionen im Gesichtsausdruck.“ Zack. Im Handumdrehen entwickelte sich aus Vorüberlegungen eine starke Wut-Woche.
Klar, auch Lehrer sind keine Heiligen. Sie beschäftigten sich anstelle der Hausaufgaben mit Emotionen; bastelten flugs Wut-Säckchen, Emotionswürfel, Sorgenpüppchen, erzählten Geschichten, boten Mal-, Entspannungsangebote ihren Schülern an. Die Krönung: Bei Trommelwirbeln, Tänzen ließen Erwachsenen wie Kinder ihren Emotionen freien Lauf. Hach, das tat richtig gut.
Aber so im Stillen ihre Süppchen kochen? Nein. Also raus an die Öffentlichkeit mit dem „Reporter-Team“. Die Redakteure nahmen alles rund um ihre Penne unter die Lupe, interviewten Leute, schrieben Berichte, knipsten Beweismittel.
Danach das große Amen? Nö, die Projektwoche endete letztendlich in einer großen Ausstellung der Kleinen; im Pausenraum der Altendorfer Grundschule.
Die acht-jährige Imane zählte mit zum Wut-Team. „Wütend bin ich, wenn Menschen mich nach einer Zigarette fragen. Oder mich „Schokoladenkind“ rufen – meine Eltern sind Afrikaner.“ Rückblickend auf die Wut-Woche? „Die Tüte fand ich toll, in die jeder Schimpfwörter rein sprechen durfte. Sodann landete sie im Papierkorb. Auch das Loben meiner Mitschüler war schön, indem wir ihre positiven Eigenschaften herausstellten.“
An der „Front“ waren auch Andrea und Klaudia. Die Acht-Jährigen kreisten Berge Müll auf dem Spielplatz an der Christuskirche ein. „Autos parkten auf Bürgersteigen. Papierkörbe waren schrottreif. Überall lag Hunde-Aa. Wütend machten uns die vielen Scherben.“
Zorn zeigten sie bei Autos, die über Straßeneinmündungen parkten. „Die kleinen Kinder konnten die Verkehrssituation nicht überblicken. Waren dann mehr auf ihr Gehör angewiesen, ob da ein Flitzer kommt; oder sie mussten bis zur Straßenmitte gehen; wiederum eine verkehrsgefährdende Situation“, verdeutlicht Andrea Rehm.
Die Wut-Woche füllte sich mit positiven Ergebnissen. Dipl.-Ing Simon Willemsen, TU Dortmund: „Die Schüler wollen fortan auf dem Spielplatz Leute ansprechen, die achtlos Papier auf den Boden werfen. Außerdem Zettel an Autos heften, die nach ihrer Sicht verkehrt parken: Bitte, nicht hier parken. Kinder sind eben sehr unkonventionell. Praktisch.“
Die Schüler-Gruppen entwickelten sinnvolle Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Situation im öffentlichen Raum. Diese erklären sie jetzt den kleineren Mitschülern anhand von Fotos und Text im Bodelschwingh-Pausenraum. Ach ja, bestimmt auch interessant, hilfreich auch für Erwachsene… Fotos: Michael Gohl

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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