Willkommen Afrika!

Lehrerin Deike Golz li. versucht sich in afrikanischen Tänzen. Gemeinsam klappt's doch.
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Essener Schule handelt - Vorreiter für viele!

5.737 Kilometer. Wohin geht die Reise? Von Afrika nach Deutschland. Moment! Wie viele Sprachen gibt es auf dem afrikanischen Kontinent? Mehr als 150, 200, 1000 oder 2000? Lösung folgt. Zunächst erleben wir heiße Willkommenskultur direkt vor der Tür. Machbar mit dem Afrikaner Clément Matweta. Er gründete das Elterncafé der Frohnhauser Gervinusschule. Rektor Gröne strahlt: „Das 1. afrikanische Fest verlangt nach Fortsetzung…“

Keine Bange vor Blamage. Sprachlos ist nicht Lehrerin Deike Golz. Aber ehrlich: „Ich weiß nur, dass es viele Sprachen in Afrika gibt. Tja, das ausgetüftelte Fest-Quiz von Clément Matweta hat Grenzen. Afrikanische Schüler sind da im Vorteil. 2000 Sprachen auf dem afrikanischen Kontinent. Und „wie viele Afrikaner leben in Essen?“ 2200!

„An der Gervinusschule ‚büffeln‘ insgesamt 30 afrikanische Schüler, am Standort Diergardt cirka 15“, verrät Schulleiter Gerhard Gröne. Unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander. Wie geht man damit um? Eltern-Café hört sich „lecker“ an. Denn seit einem Jahr gibt es von der Präventionsoffensive des Jugendamtes an der Frohnhauser Grundschule ein afrikanisches Eltern-Café. Falsch wenn Sie denken, mit Kuchenschlachten werden Probleme weggeräumt…

Schließlich gibt es circa 20 Familien hier, die aus Afrika, südlich der Sahara stammen. Der Schulleiter fächert auf: „Herr Matweta kommt aus dem Kongo, ist ein sehr fähiger Mann, der dieses Café auf die Beine stellte. Hier werden mit Eltern Themen erörtert wie Erziehung der Kinder, das gegenseitige Kennenlernen, Verständnis füreinander zu entwickeln. Er kümmert sich sehr um die Familien als Ansprechpartner, hilft beim Dolmetschen. Man spricht häufig von Willkommenskultur: Wir haben an unserer Schule 34 Nationalitäten. Alle Nationen und Kulturen sind herzlich willkommen.“

Als Glücksfall erweist sich Clément Matweta an der Frohnhauser Gervinusschule/Zweigstelle Diergardstraße. In Deutschland lebt er seit 1995, der älteste Sohn (25) studiert Kommunikation-Design, der Jüngere hat jetzt sein Abitur in der Tasche. Matweta, Elektroingenieur, arbeitet bei der Stadt Essen, Jugendamt, seit 1½ Jahren als Sozialarbeiter. Er spricht fließend Französisch, Englisch, Deutsch, außerdem drei Sprachen der demokratischen Republik Kongo.

Das Besondere des afrikanischen Cafés? „Wir versuchen, afrikanische Eltern zu motivieren, damit sie für ihre Kinder was machen. Das System in Deutschland ist für viele Afrikaner total anders: die Sprache ist für uns schwer; als Element der deutschen Kultur für Afrikaner ein Labyrinth, deshalb benötigt man große Unterstützung. Die meisten im Café sind Frauen, die nicht regelmäßig die Schule besuchten. Wir versuchen, was wir hier gelernt haben, weiter zu geben, damit sie sich in der Gesellschaft integrieren.
Das Café soll eine Brücke zur afrikanischen Familie schaffen, um Missverständnisse, Konflikte zu vermeiden, den täglichen Umgang mit Ämtern erleichtern. Es gibt Vorwürfe, Klischees, die müssen wir wegräumen. Die Eltern haben manchmal keine Zeit. Wir bemühen uns, dass sie Zeit finden; der Kaffeeklatsch hilft dabei.“

Nö, Trommeln gibt es nicht beim Fest. „Das ist noch so ein Klischee. Wir können uns anders zeigen. Wie wir Kochen, uns Kleiden, wie wir Tanzen…“, strahlt Matweta.

Bestätigung folgt von Anna Konincks, Jugendamt. „Viele afrikanische Eltern fühlen sich oft allein. Haben keine Ansprechpartner. Ihre eigene Kultur, mit ihren Erwartungen, ist total anders. Wenn sie über das Elterncafé sich austauschen, Informationen und Beratung bekommen, verstehen sie schon das Umfeld besser.“
Beispiel? „Eltern kommen zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn, haben plötzlich Gesprächsbedarf. Geht dann aber nicht. Warum?...“ „Dann kommt der „böse“ Schulleiter, der sagt, Unterricht geht vor. Machen Sie bitte einen Gesprächstermin aus“, bestätigt Gröne.

„Seit Jahren arbeiten wir toll mit dem Jugendamt zusammen, es hat sich ein Netzwerk gebildet. Wir treffen uns alle drei Monate in Frohnhausen. Alle, die was mit Kindern zu tun haben, kennen sich, versuchen, das Beste für ihre Schützlinge zu erreichen.“

Anya, 3. Klasse, plaudert fröhlich. „Ich habe hier schon ganz viele Freundinnen. Möchte, dass das afrikanische Fest häufiger ist. Das ist so schööön!“ Und tanzt toll weiter.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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