Wie die Arznei in die Apotheke kommt
Sie kündigt sich meist mit Fieber, Schnupfen oder Kopfschmerzen an und sorgt dafür, dass man sich einfach nur ins Bett legen und in Ruhe gelassen werden will: Die Grippe.
Wer sie sich eingefangen hat, wählt entweder den harten Weg, viel trinken, schwitzen und Ruhe, oder quält sich noch so schnell es geht in die nächstgelegene Apotheke. Dort gilt es die Symptome zu erläutern und sich vom Apotheker das hilfreichste Mittelchen aushändigen
zu lassen.
Aber wie kommt eigentlich die Arznei in Apotheke und wer sorgt dafür, dass es immer reichlich Nachschub gibt und dass man nie zu lange auf sein Medikament warten muss?
Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen hat die Nordwestdeutsche Apothekerge-
nossenschaft (NOWEDA) zusammen mit dem Ferienspatz eine umfassende Betriebsbesichtigung veranstaltet. Hierbei soll den Kindern und ihren Eltern erklärt werden, wie das Medikament seinen Weg in die Apotheke schafft.
„Wir bieten für Erwachsene häufi ger Führungen in unserem Haus an, aber dieses Mal dachten wir uns, dass wir es auch den Kindern zeigen könnten. Und so haben wir uns mit dem Ferienspatz zusammengetan, um unsere Arbeit auch den Kindern näher zu bringen. Dabei werden wir uns die Telefonzentrale anschauen und das Lager besichtigen. Anschließend dürfen die Kids selbst etwas experimentieren“, erklärt Tanja Kahlert, Referentin für Unternehmenskommunikation.
Die Begrüßung erfolgte durch den Betriebsleiter Volker Schwarzer. Im Anschluss wurde die Gruppe in zwei Teams eingeteilt, wobei die Erwachsenen eine normale Führung bekamen und den Kindern jeweils ein Mitarbeiter zur Seite gestellt wurde,
der sie individuell durch das Werk führte, um so alle Fragen so gut wie möglich zu
beantworten.Bei den Telefonistinnen angekommen, fällt ein reges Treiben auf. In dieser Abteilung sind etwa 92 beschäftigt, die, in Früh- und Spätdienst unterteilt, die Aufträge der einzelnen Apotheken aufnehmen und leiten diese ins Lager weiter. Da pro Tag etwa 5.000 Anrufe eingehen ist das nicht verwunderlich.
Eine Etage tiefer erfolgt, bei einem nicht zu überhörbarem Lärmpegel, der zweite
Schritt. Die hier Beschäftigten sind dafür verantwortlich, dass jede Apotheke genau
mit den Produkten beliefert wird, die sie bestellt hat. „Jeder Auftrag wird zunächst
ausgedruckt. Dieses Blatt Papier wird anschließend in eine blaue handliche Wanne
gelegt. Zusammen wandern sie auf das Fließband, das die Wannen dann durch das
Lager schickt. Um einen Wannenstau zu vermeiden, werden diese gezielt zu den Standorten geschickt, wo die geforderten Arzneien gelagert sind“, so Kahlert. Denn es würde zu viel Zeit kosten jede Wanne die fünf Kilometer lange Förderstrecke abfahren zu lassen.
Mit dieser Information kann man sich in etwa vorstellen, welches Ausmaß das Lager besitzen muss. Darin befi nden sich etwa 1.500 Palettenstellplätze und zwischen 170.000 und 190.000 Packungen verlassen es tagtäglich. „Dabei umfasst unser Sortiment alles, was es in Apotheken zu kaufen gibt und Krankenhausartikel, da
wir auch Krankenhäuser beliefern. Unser Lager verlassen Medikamente,´Kosmetikartikel, Gehilfen,Toilettenpapier, Schädlingsbekämpfungs-
artikel oder Tierarzneien. Auch lagern wir Grundstoffe für Tee- oder Deodorant-
mischungen, die in der Apotheke für jeden Kunden individuell zusammengestellt
werden“, meint die Referentin für Unternehmenskommunikation.
Dass bei einer solchen Auswahl keine Internetapotheke mithalten kann versteht sich
von selbst. Und dass auch jede Bestellung sicher ihren Weg zu ihrem Zielort fi ndet
ist ein großer Stab an Mitarbeitern nötig. Diese, meist Damen, nehmen sich eine Wanne nach der anderen vor und legen die gewünschten Artikel hinein. Dabei läuft es so ab, dass jede von ihnen einen Scanner um das Handgelenk hat, das beigelegte Blatt Papier erfasst und somit weiß, zu welcher Regalnummer gegangen werden muss. Sind die Artikel aus einer Abteilung zusammengestellt fährt die Wanne vollautomatisch zur nächsten Abteilung weiter. „Dabei spielt es keine Rolle, wie viel Gegenstände eine Apotheke bestellt hat. Handelt es sich nur um einen Gegenstand, wird dieser auch einzeln geliefert. In der Regel werden unsere Apotheken ein bis vier Mal am Tag beliefert, was einer Wannenmenge von etwa 17.000 Stück pro Tag entspricht. Die Stoßzeiten sind normalerweise zwischen
12-13 Uhr, in der auf einen Schlag mehr als 1.300 Aufträge in den Wannen landen“,
präzisiert Kahlert.
Noch eine Sache, die für einen schnellen und reibungslosen Prozessablauf sorgt, wird den Kindern gezeigt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Schnelldreher. Medikamente wie Aspirin, Prospan oder Mucosolvan, die zu den
meisteingenommensten Arzneien gehören, sind bereits in einer Maschine vorgestapelt und werden per Computer automatisch in die Wanne befördert. Das spart Zeit und Arbeitskraft.
Nachdem die Kinder nun den Weg einer Wanne vom Erstellen eines Auftrags bis zur
fertigen Auslieferung verfolgt haben, dürfen sie sich selbst daran versuchen. Jedem wird eine Wanne zugeteilt und die Kleinen müssen in der jweiligen Abteilung das geforderte Produkt fi nden. Was sie jetzt noch nicht wissen ist, dass sie den Inhalt ihrer Wanne, Bonbons, Zahnbürste und ein Kuscheltier, mit nach Hause nehmen dürfen.
Nach etwa zwei Stunden ist die Besichtigung um und alle Teilnehmer treffen sich bei Frühstück und Erfrischungen im großen Konferenzsaal wieder. Auch der Betriebsleiter Volker Schwarzer ist nochmals anwesend und steht für abschließende Fragen zur Verfügung. Auf Nachfrage, wie es denn gefallen hätte, gibt es durchweg positives Feedback: „Ich habe schon bei vielen Aktionen des Ferienspatzes mitgemacht, aber diese heute hat mir besonders gut gefallen. Davon kann ich dann auch noch ganz viel erzählen“, meint etwa Jan (10). Und auch bei den Erwachsenen
ist die Veranstaltung sehr gut angekommen.
Bleibt zu hoffen, dass diese Betriebsbesichtigung weiter im Programm bleibt und so noch viele Kinder dem Rätsel wie die Arznei in die Apotheke kommt auf die Spur kommen können.
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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