"Wenn ich male, vergesse ich und bin ruhig!"

Besonders stolz ist der 83-Jährige auf sein selbstgemaltes Portrait von Vincent van Gogh.Fotos: Frisch
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  • Besonders stolz ist der 83-Jährige auf sein selbstgemaltes Portrait von Vincent van Gogh.Fotos: Frisch
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Heinz Friedrichs malt seit über 60 Jahren. Angefangen hat er in seiner Heimat, am Steinhuder Meer. In den vergangenen Jahrzehnten hat er Johannes Rau, den früheren Bundespräsidenten und den Oberbürgermeister Thomas Kufen gemalt. Nach dem Tod seiner Frau hat er seine längste Pause eingelegt - nun will er wieder den Pinsel schwingen.

Im Wohnzimmer der Altendorfer Wohnung sitzt Heinz Friedrichs zurückgelehnt in seinem grau-braunen Samtsessel. Er hat das rechte Bein über das linke gekreuzt. Der knapp 1,65 Meter große Mann ist ganz in schwarz gekleidet - Hemd, Hose und Socken. In seinem Schoß liegt ein Stapel Fotos. Schnappschuss für Schnappschus blättert er mit seinen Fingern durch die schwarz-weiß Fotografien. Bei einem Bild hält er inne. Es zeigt eine schöne junge Frau sitzend auf einer Wiese. Ihr weißes Kleid ist um sie herum ausgebreitet, mit hochgesteckten Haaren lächelt sie in die Kamera. "Meine erste große Liebe. Wir waren 66 Jahre verheiratet", erzählt Friedrichs mit einem lächelnden und weinenden Auge.
Überall in der Wohnung hängen Ölbilder von dem mittlerweile 83-Jährigen. Hauptsächlich hat er bunte Blumen, Segelschiffe auf dem Meer sowie orange, gelbe und rote Sonnenuntergänge gemalt. Die meisten seiner Bilder zeigen das Steinhuder Meer, seinen Heimatort. Es scheint als wäre dieser Ausblick bis heute tief in seinem Gedächtnis verankert. Um das Steinhuder Meer zu malen braucht der 83-jährige keine Vorlage. Genau so einfach, wie er seinen Heimatort ins Gedächtnis rufen kann, erinnert sich der Hobbymaler an das Kennenlernen mit seiner ersten großen Liebe. "Ich war in einer Diskothek tanzen. Sie war damals erst 15 Jahre alt - es hat direkt gefunkt", er lächelt breit. 

1700 Bilder hat erbisher gemalt

Sein Wohnzimmertisch ist aus dunkler Buche und mit weißen Fliesen versetzt. Darauf befindet sich eine Vase mit Blumen, solche wie sie auch auf den Ölbildern zu finden sind. Ein Aschenbecher, Zigaretten und ein Feuerzeug befinden sich gleich zu seiner Rechten. Friedrichs greift nach der Schachtel und zieht eine Zigarette hervor. Das Feuerzeug klickt und Friedrichs nimmt einen tiefen Zug, schließt die Augen und pustet den Qualm aus. Es scheint als würde der Maler endlich entspannen können. Dann legt er die Bilder aus vergangenen Zeiten zur Seite und greift nach einem Fotoalbum, welches auf dem Wohnzimmertisch neben seinem Aschenbecher steht. "Ich habe alle Bilder von mir abfotografiert und genau mit Namen dokumentiert, bevor ich sie abgeben habe", erzählt Friedrichs und lächelt. 1700 Bilder die er bisher gemalt - 1070 davon gingen an die Familie, Freunde, Bekannte, den Metzger um die Ecke und zu seinem Lieblingsgriechen Lindos. "Dort bin ich immer mit meiner Frau essen gegangen", erzählt er mit traurigen Gesicht.
In der Wohnung befindet sich sein Atelier indem der Großteil seiner 60 Bilder hängen. Ehrengast an der Wand ist Johannes Rau. "Ich habe früher als Ausbilder bei Vorwerk gearbeitet. Dort habe ich ihn kennengelernt. Wenn er in Essen zu tun hatte, haben wir uns ab und an getroffen", erzählt Friedrichs stolz. Als Anerkennung hat Friedrichs ein Portrait von den dem Ex-Bundespräsidenten gemalt. Daneben hängen weitere Portraits, nachgemalt von anderen Künstlern, Sonnenuntergänge und ein Abbild seiner Frau. Er malt an einer Staffelei, die direkt unter dem einzigen Fenster in diesem Raum steht. Bereits als junger Mann hat Friedrichs sich in der Kunst verloren. Deswegen hat der Altendorfer eine Kunstschule am Steinhuder Meer besucht und dort seinen Abschluss gemacht, bevor er in das Ruhrgebiet zog. Seitdem hat er gemalt, sein ganzes Leben lang. "Seit September 2016, nach dem Tod meiner Frau habe ich nicht mehr gemalt. Das war wohl die längste Pause, außer in der Zeit als ich beruflich lange in Belgien, Holland und Frankreich war."

1000 Bilder sollen es noch werden

"An und für sich bin ich ziemlich nervös", erzählt er und nimmt einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette. "Nur wenn ich male, vergesse ich und bin ruhig." Nach seiner langen Pause möchte Friedrichs sich wieder an die Leinwand begeben. "Meine Ziel ist es noch 1000 Bilder zu malen." 

Autor:

Isabell Frisch aus Essen-West

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