Warum die Elisabethschule ihren Namen wechselte
Kurioses von Knochen, Beamten. Und Rektor Dehlen geht. Wer ist sein Nachfolger…?
Richtig ist, dass die kath. Elisabeth-Grundschule 100 Jahre auf dem „Dach“ hat. „Wir feiern quasi das Gebäude Hamburger Straße, 1912 eingeweiht. Die Elisabeth-Schule gibt es aber schon viel länger“, weiß Rektor Achim Dehlen. Als Beweis schleppt er Protokoll-, Tagebücher ran. Egal, am 29. Juni geht von 16 bis 22 Uhr die Post ab. Da wird gefeiert, dass die Wände wackeln…
Die wenigsten wissen, dass die „Elisabeth“ eigentlich eine sehr wechselhafte „Dame“ ist. Bereits vorher gab es die Schule an der Frohnhauser-/Ecke Hamburger Straße, „anfänglich hieß sie Herder-Schule“, erinnert Rektor Dehlen. Bestätigt wird ihr Namen-Wechsel durch Dokumente, in denen es heißt „Die Elisabethschule – früher katholische Schule XVIII (vor der Eingemeindung der Bürgermeisterei Altendorf nach Essen: katholisch Schule Frohnhausen II) hat zwar 1912 den Schulneubau an der Hamburger Straße eingeweiht; die Schule bestand aber bereits vor 1874. Laut Schulfestschrift der Schule an der Berliner Straße wurde die katholische Schule Frohnhausen II 1872 gegründet…“
Na bitte! Fakt ist, dass 2012 sich 198 Schüler in acht Klassen plus drei Offenen Ganztagsgruppen wohlfühlen. Dafür sorgen zehn Lehrer, zwei Referendare, vier Erzieherinnen.
Wenn heutzutage über Sparen, Lehrermangel geklagt wird, ist das quasi nichts Neues. Im Gegenteil. Lässt man 100 Jahre Revue passieren, hat sich im Wesentlichen nicht viel Schul-Gravierendes geändert!
Beispiel aus dem Schul-Protokoll 1941: „Das eiserne Sparen wird den Beamten als dringlich empfohlen. Auch während der Ferien müssen Knochen und Schalen gesammelt werden…“
1956: „…Wir begannen den Unterricht mit zwei Durchziehklassen. Nach vier Wochen setzte Herr Deppe wieder aus; er fehlte während des ganzen Schuljahres 56/57. Bis vier Wochen vor Schluss mussten drei Klassen durchgezogen werden, in den letzten vier Wochen sogar vier! Das hatte folgenden Anlass: Fräulein Ege, Lehrerin der Klasse Va, heiratet am 8.3.57. Die Trauung findet vor einem evangelischen Geistlichen statt. Da Fräulein Ege nach kanonischem Recht an einer katholischen Schule fürderhin nicht unterrichten darf, wurde sie auf ihren Wunsch durch den Herrn Schulrat an die evangelische Schule Essen-Margarethenhöhe versetzt. Das Kollegium lehnt es ab, zur Trauung von Fräulein Ege einen Vertreter zu senden…“
Tja, Querelen, Ärger, Lehrerknappheit gab’s eh und je. Denn nachzulesen ist, dass 1956 eine Umordnung in den Schulratsbezirken stattfand. „Unsere Schule wurde vom 15.5.56 wieder dem Aufsichtsbezirk I zugeteilt. Gemäß Beschluss des Schulausschusses erhält die bisherige kath. Herderschule entsprechend dem Wunsch der Schulpflegschaft und der Schule im Einverständnis mit dem zuständigen Schulrat mit sofortiger Wirkung die Bezeichnung „kath. Elisabethschule“. Ein neues Dienstsiegel für die Schule ist in Auftrag gegeben…“
Gott sei Dank lebt die Schule nicht nur vom Beamtentum-Schriftverkehr. Sondern mit quirligen, wissbegierigen, neugierigen Kindern, kreativen Lehrern, Eltern. Und Traditionen. Konrektorin Margret Moll schwärmt vom stadtbekannten, über 30-jährigen St. Martin-Fest, „wenn unsere Schule als riesige, leuchtende Laterne geschmückt und auf dem Schulhof gefeiert wird. Jedes Jahr fließen 1000 € danach an die Patenschule Lyalamo Primary School in Tansania.“ In Erinnerung schwelgend: „In den Anfängen klebten wir Transparent-Papiere mit aufgeschnittenen Pellkartoffeln mangels Kleister an die Schul-Scheiben…“
Ach ja, früher gab es „Schulspeisungen“ - jetzt Catering für die Kinder im Offenen Ganztag.
Ein Wehmutstropfen fällt in die Jahrhundertfeier. „Ende des Schuljahres, 31. Juli, gehe ich in die Altersteilzeit“, bilanziert der dann 63-Jährige Rektor. Sein Schul-Kreislauf schließt sich, wo er begann. „Denn ich war bei der Umbenennung der Schule 1956 dabei. Als I-Männchen wurde ich bei Fräulein Franke eingeschult - mit 49 Kindern in einer Klasse.“
Wer wird dann Elisabeth-Schulchef? „Wissen wir alle nicht. Die Stelle ist seit Mai ausgeschrieben. Bisher liegt uns keine Meldung über eine Bewerbung vor. Was natürlich auch für Schüler, Lehrer, Eltern sehr unbefriedigend ist…“
Elisabeth-Schulfest, 29. Juni, 16 bis 22 Uhr
Eröffnung des Festes mit Liedern. Begrüßung. Keybord-Vorführung, Lehrerchor.
Spiele, Dia-Show, Zeitleiste, historisches Cafe mit Grammophon-Musik, Schulhof-Cafe, Grillstand.
Bühnenprogramm der 1., 2.,3, 4. Schuljahre und des Offenen Ganztags. Alle Bürger und Ehemaligen sind herzlich zum Mitfeiern eingeladen.
Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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