Töten oder therapieren

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Rudolf vom Delissenhof tapferster „Zweibeiner“ im Revier---!

Welche Männlichkeit schwärmt nicht vom eigenen Cabrio? Jedenfalls ganz jeck auf seinen offenen Flitzer ist Rudolf vom Delissenhof. Natürlich mit Chauffeur, weil die schnelle Kiste ihm angeschnallt werden muss; das machen aber alle aufopfernd gern. Denn die Besitzer Kröger standen plötzlich bei ihrer französischen Bulldogge vor der Entscheidung: Einschläfern oder therapieren lassen…

Also, Dozer, liebevoll Dözchen genannt, ist ein sechs-jähriger Rüde, den man nicht übersehen kann. Kaffeebraune Kulleraugen, schwarzweiß gefleckte Ohren, schwarzes Schnäuzchen, gesprenkeltes Schwänzchen; und ein muskellöser, weißer Ober-Körper. Naja, mit dem unteren Teil gab es 2008 von jetzt auf gleich dicke Probleme. Die Frohnhauser Heidi und Horst Kröger erinnern: „Dözchen war immer ein Wirbelwind. Er sprang über Tische und Bänke. Bis vor über zwei Jahren. Auf einmal lief er anders. Die Hinterbeine schleiften irgendwie. Es ging alles rasend schnell – dann kippte er um.“

Die Kranken-Akte von Dozer ist bewegend. Sie mangelt nicht an vermutlichen Fehlentscheidungen; doch die Krögers mäkeln nicht. Hauptsache: Ihr Liebling lebt. Doch damals sah es duster um den Vierbeiner aus. Prognose in der Klinik Duisburg-Meiderich: Dackellähmung. Dozer wurde gespritzt. „Es tat sich aber nichts“, so Heidi Kröger. „Es war Wochenende - und Montag waren schon eine Hinterbeinchen gelähmt. Verzweifelt fuhren zur Tierärztin nach Mülheim, die diagnostizierte: Bandscheibenvorfall. Wir wurden zur Klinik nach Duisburg-Kaiserberg geschickt. Derweil bei Dozer bezüglich Blase auch nichts lief…“
Von einer Operation erhoffte man Heilung – Einschränkung: „Der Arzt im Krankenhaus versicherte, sehen wir keine Chance, werden wir den Hund während der Narkose einschläfern.“ Kurzum: Zehn Tage Krankenhausaufenthalt. Dözchen zeigte starken Lebenswillen, „wurde mit wundem Po, haarlosem Schwanz entlassen. Aber man besänftigte uns: Das wird wieder…“

Denkste. Der Vierbeiner konnte nicht laufen. „Tabletten waren angesagt und ein weiches Band unter den schleifenden Hinterbeine; die sollten wir hochbinden, damit sie sich nicht wund scheuern. Wir standen wie doof da, nichts funktionierte – weder Blase, noch Beine. Die Operation war quasi umsonst“, bestätigt Heidi Kröger. „ Also wieder zur Tierärztin, die Wasserlaufband-Therapie in Mülheim-Speldorf empfahl.“ Ergebnis: Bei Helmut vom Delissenhof wurden die Hinterbeine dadurch etwas gelockert.
Auch Sohn Markus ließ nicht locker. Denn den Familienhund lieben alle heftig. Der 34-Jährige machte sich im Internet kundig; wurde fündig mit dem rollenden „Rolls Roys“. Seine Entwicklungs-Idee stammt aus Amerika. „Wir kauften das Gefährt in Holland. Denn ohne sein rollendes Stühlchen käme unser Hund nicht nach draußen. Er könnte nie mehr Schnüffeln“, bestätigen alle.

Gässchen gehen läuft für Dozer so: Ab aufs Cabrio aus Leichtmetall, mit zwei Rädern. Hinterteil samt Beinchen werden ins Geschirr gelegt, damit sie nicht schleifen. Vorn ist der Flitzer offen für die gesunden Beine. Und man glaubt es nicht: Der quirlige Dozer wieselt wirklich mit seiner Kiste draußen rum als wäre sie ihm „angeboren“.
Erfreulich ferner - seine Blase hat er im „Griff“, dank Akupunktur. Ebenfalls wurde die Nahrung umgestellt. Geplant ist nun der Besuch beim Physiotherapeut, damit sich sein Körper etwas entspannt – wegen des gewichtigen Gefährts.

Wie gesagt, Dözchen hat einen einmalig tiefgründigen Männerblick. Und der jüngere Kröger-Sohn Thomas, er wohnt im selben Frohnhauser Miethaus, praktisch über Heidi und Horst, besitzt ebenfalls einen Hund.

Konkret: Eine Beagel-Mops-Hündin, hört auf Emely. Die drei-Jährige ist wiederum mops-fidel auf Dozer, der in der Kröger-Wohnung nur „geschirrlos“ putzmunter auf seinen zwei Beinchen trippelt. Und haste nicht gesehen, mit den Augen rollt, sobald er Emely beschnüffelt; dann ist Toben angesagt, danach gehen beide ab ins Körbchen…
Blauäugig ist die Familie Kröger keinesfalls. Sie wissen, dass es Leute gibt, die beim Anblick von Dozer samt Kärrchen murmeln: Wie kann man nur den Hund so laufen lassen.
Familie Kröger entgegnet dann scharf: „Ist ein Mensch querschnittgelähmt, tötet man ihn dann auch?“ Ein Tier anzuschaffen bedeutet für diese Familie nicht nur Spielen, Spaß haben sondern volle Verantwortung übernehmen. „Unser Dözchen schluckt keine Tabletten mehr, hat keine Schmerzen, ist putzmunter. Er ist unser Familienmitglied mit Handicap. Für kein Geld der Welt würden wir ihn abgeben.“

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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