Teilen statt wegwerfen
Foodsharing: Eine Bereicherung für den Stadtteil Frohnhausen
Wer kennt folgende Situationen nicht: Der Urlaub steht vor der Tür, doch der Kühlschrank ist noch voll. Von der gestrigen Party sind noch jede Menge Reste übrig. Oder man besitzt eine Bäckerei oder einen anderen Laden und man will noch haltbare Lebensmittel nicht in den Müll werfen.
Es geht also um Lebensmittel, die nicht mehr ganz frisch, jedoch noch genießbar sind, aber für die der Besitzer aus diversen Gründen keine Verwendung mehr hat. Das Konzept, das dann greift, nennt sich foodsharing und ist auch in Essen Frohnhausen beheimatet. Susanne Laurig ist Botschafterin für das foodsharing in Essen. Sie versucht mit Gleichgesinnten, dass Privatpersonen oder Betriebe die Lebensmittel lieber teilen statt sie wegzuwerfen. Ganz im Sinne von Raphael Fellmer, der damals die Aktion foodsharing gegründet hat.
„Selbst habe ich vor etwa drei Jahren als Privatperson angefangen“, erläutert Laurig. „Auch mein Kühlschrank war voll vor dem Urlaub und es tat mir furchtbar weh, Lebensmittel wegzuwerfen. Da ist verschenken doch viel besser.“ Seitdem ist Laurig aktiv. Und zwar sehr aktiv: Sie ist dafür verantwortlich, dass sich mehr und mehr Menschen für das Konzept interessieren und die ein oder anderen auch mitmachen. Eine Dame, die mitmacht, ist Barbara Längert. Sie hat ihren Obst- und Gemüsestand am Frohnhauser Markt aufgebaut und gibt die Lebensmittel, die sie aufgrund von zum Beispiel optischen Mängeln nicht mehr verkaufen kann, die aber absolut noch zum Verzehr geeignet sind, an Laurig weiter. „Wir sollten wirklich darauf achten, Müll zu vermeiden. Ich bin richtig dankbar, wenn ich so wenig wie möglich an Lebensmitteln wegwerfen muss. Man muss ja leider sagen, dass die Optik beim Obst und Gemüse ausschlaggebend ist: Hat der Apfel hier mal eine kleine Macke oder die Birne eine Delle, wollen viele Kunden das nicht mehr haben. Es tut mir dann richtig in der Seele weh, wenn ich noch gutes Essen wie Äpfel, Bananen oder auch Mangos wegwerfen muss. Daher bin ich bei der Aktion sehr gerne dabei.“ Immer wenn Markt ist am Samstag, sind dann Laurig und ihre Kollegen vor Ort. Sie holen die Spende ab und verteilen sie an Menschen, die gerne etwas davon haben wollen, wobei sich stets die unterschiedlichsten Gemüse- und Obstsorten präsentieren.
Foodsharing ist eine bundesweit agierende Gruppe und auch schon in andere Länder übergesprungen. Es findet sich in fast allen größeren Städten und da wir leider in einer Wegwerfgesellschaft leben, ist es eine hervorragende Idee, dagegen anzugehen. Die Keimzelle war und ist in Essen Rüttenscheid. Von dort aus hat es ich nun auch nach Essen West ausgebreitet und Menschen wie Barbara Längert oder der Bioladen am Frohnhauser Markt sind schon mit aufgesprungen.
„Momentan sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Platz für einen Fairteiler“, so Laurig. „Am besten eignen würde sich dafür ein Ladenlokal, in dem aber selbst keine Lebensmittel verkauft werden. In einer freien Ecke könnte man dann ein Regal und einen Kühlschrank stellen, die befüllt werden können. Regelmäßige Öffnungszeiten würden dann sicherstellen, dass die Leute die Sachen lange reinlegen und abholen können. Natürlich gibt es auch einen Hygieneplan. Da wird dann aussortiert, wenn etwas gar nicht geht und natürlich auch regelmäßig geputzt. Sonst darf alles da rein, was noch verzehrfähig ist.“
Wichtig im Team sind auch die sogenannten Foodsaver. Das sind Menschen, die bei den Betrieben die Produkte abholen. Auch kann man sogenannte Essenskörbe zusammenstellen, die dann fotografiert werden und abgeholt werden können. Dabei kann man genau sehen, was in dem Korb enthalten ist. Zu sehen sind diese auf der Webseite www.foodsharing.de.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn sich mehr Leute fänden, die sich uns anschließen“, meint Laurig. „Bei uns gibt es auch keine Bedingungen: Wer was zu geben hat, gibt es uns, wer was braucht, aus welchen Gründen auch immer, nimmt es sich.“
Und wenn man bedenkt, dass deutsche Privathaushalte jährlich genießbare Speisen im Wert von mehreren Milliarden Euro wegwerfen und man gar nicht erst wissen will, wie hoch die Zahl der Supermärkte, Lebensmittelfabriken und der Gastronomie ist, dann sollte das wirklich ein Ansporn sein, nochmal darüber nachzudenken, bevor man den vollen Kühlschrank in die Tonne kloppt.
Aktuelle Fairteiler finden sich in Altendorf (Secondhand-Laden „Stöberstube“ der Perspektive e.V.) in der Richterstraße 14-16, beziehungsweise der Eingang in der Eulerstraße 17 mit den Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag von 8-16 Uhr und Freitag von 8-15 Uhr. Eingang Richerstraße ist nur von 9-14:30 Uhr geöffnet.
Ein weiterer steht im Alibi (Nähe der Uni) in der Gladbecker Straße 10. Der Fairteiler liegt an der Einfahrt „Auto Arras“. Drinnen gibt es einen Kühlschrank und ein Regal. Die ungefähren Öffnungszeiten sind montags von 10-15 Uhr, dienstags bis donnerstags von 13-16 Uhr und freitags von 10-15 Uhr. Bei Veranstaltungen auch am Wochenende.
Bei Interesse aller Art können die Botschafter unter der E-Mail-Adresse essen@lebensmittelretten.de erreicht werden.
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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