Sinnesgarten verlängert Leben

7Bilder

Vom Hühnerstall und mehr – die Begegnung mit der Vergangenheit---!

Wie geht es Ihnen, wenn Sie eine Stachelbeere riechen, ihr haarige Haut fühlen, das süß-saure Fruchtfleisch auf der Zunge zerdrücken? Steigen wohlige Kindheitserinnerungen bei Ihnen auf? Vielleicht der frühere Garten bei den Eltern? Ja, der unbekümmerte Blick zurück – die Begegnung mit der Vergangenheit - soll durch einen Riesen-Sinnesgarten im Marienhaus, Ottilienstraße, innere Verjüngung für die Bewohner bringen. Sie dürfen mithelfen…

„Ein Blick auf den jetzigen Garten im Marienhaus gGmbH überrascht immer wieder unsere Besucher“, wissen Hubertus Volmer, Geschäftsführer und Pflegeleiter und Christian Kröll, Verwaltungsleiter. „Weil das Haus sich im Stadtzentrum befindet. Man vermutet nicht, dass hier herrlich, uralter Baumbestand wetteifert mit leuchtenden Blumen, seltenen Büschen.“
Aber die Ansprüche wachsen. „Der Altersdurchschnitt beträgt ca. 85 Jahre, mit steigender Tendenz“, verdeutlicht Volmer. Bestätigung von Dr. Hellmuth Schaffert, Gerontopsychiater.
„Denn von den 102 vollstationären Bewohnern sind mindestens 70 weitgehend in ihren Alltagskompetenzen eingeschränkt; der Anteil gerontopsychiatrisch veränderter Menschen liegt bei gut 80 %.“

Doch immer bedeutet der Marienhaus-Garten eine kleine „Flucht“ im geschützten Areal. Raus aus den vier Wänden – ab in die frische Luft.
Der Haken? „Durch die Veränderung des Bewohnerklientels mit zunehmend multimorbiden Krankheitsbildern, höheren Graden an Hinfälligkeit, ist ein ungefährdetes Verweilen nicht mehr möglich, so dass wir die Gestaltung des Außengeländes den veränderten Bedingungen und den Bedürfnissen unserer Bewohner anpassen müssen“, signalisiert die Leitung.
Ziel ? „Einen selbstständigen, alle Sinne anregenden und gefahrlosen Aufenthalt zu ermöglichen. Also soll ein ebenerdiger, beschützter Therapie- und Sinnesgarten gestaltet werden zum Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen. Wenn die Sinne nicht verkümmern sollen, müssen sie gefördert werden.“

Wetten, die Überraschung wird riesengroß. Denn da gackert, zwitschert es demnächst im Sinnesgarten. Und noch mehr passiert auf dem über 2000 qm Hofgelände. Der Reihe nach.
„ Ein jahreszeitlich wechselndes Spektrum von Blütenfarben, Gerüchen, Früchten, Laubforen stellt somit ein wichtiges Kriterium für die Pflanzenauswahl dar. Viele Pflanzenarten, Obstgehölze oder Kräuterarten haben für unsere Klientel von Kindheit an Symbolwert, besonders zu bestimmten Jahreszeiten, wie Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen, Tulpen, Flieder, Maiglöckchen, Rhabarber, Erdbeeren, Beeren – aller Art, Kirschen, Äpfel, Birnen, Quitten…“ Schelmisch führt Hubertus Volmer Schwarze Johannisbeeren auf. „Die können selbst gepflückt werden, in der Kochgruppe zu Marmelade verarbeitet- oder aber zu einem leckeren Likörchen angesetzt werden.“

„Über die Geruchswahrnehmung sollen bei unseren dementiell veränderten Bewohnern dahingehende Erinnerungen unmittelbar ausgelöst werden. Besonderer Wert soll auf das Vorhandensein von Wasser gelegt werden – wie Bachlauf und Brunnen“, zählt Monika Noga, Leitung Sozialer Dienst, auf.
Etwas abseits gelegen vom Rundweg wird dann neben dem Gartenhaus eine Voliere entstehen, in der Wellensittiche, Nymphen-Sittiche und andere Zwitscher-Gesellen turnen. Außerdem ist ein Hühnerhaus mit Zwerghühnern geplant.
Da der Garten zwar nicht zum Gebirge wird, aber unterschiedliche Höhen aufweist, wird eine tieferliegende Terrasse durch eine Rampe zugänglich gemacht. Dr. Hellmuth Schaffert ergänzt: „Die Kombination aus bepflanzten Hochbeeten mit Einbauten wie gemütliche

Sitzecken, mit Strandkörben, Klangspielen, Wasserspielen usw. soll zum Verweilen einladen, die Bewohner durch Reize und Düfte mit der Vergangenheit konfrontieren; somit ihre Gedächtnisleistung stützen. Die den Jahreszeiten folgende Gestaltung erleichtert dabei die jahreszeitliche Orientierung.“

Logisch, so eine „Menschen-Verjüngung“ kostet was. Der Sinnesgarten sieht ca. 140000 Euro vor. „Die wir selbst finanzieren müssen“, sagen Hubertus Volmer und Christian Kröll. Kein Pappenstil. Vielleicht haben aber gerade Sie demnächst den Nutzen davon? Wer weiß das schon…?

Um also dieses Projekt verwirklichen zu können, ist ein Spendenkonto – Sinnesgarten angelegt worden. Bank im Bistum Essen, Empfänger: Marienhaus gGmbH, Konto: 10638020, BLZ 36060295. Merke: „Wer Bäume pflanzt, liebt seine Mitmenschen.“

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.