„Sakrale Sprache schminken wir uns ab“
Pastor Gordziel von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Altendorf liebt verständliche Predigten und lebt die christliche Gemeinschaft.
Eine ausgelassene Stimmung herrscht im Gospelzentrum Essen-Altendorf, Helenenstraße 55. Es ist Pfingstsamstag. Wie jeden Samstagnachmittag hat die Baptistengemeinde mit Pop-Sounds, Beamer, zum Teil tanzend und mit großer Begeisterung („Singt es, halleluja!“) Gottesdienst gefeiert. Pastor Gordziel legt die Gitarre ab, die er gerade in der 10-köpfigen Band gespielt hat und bahnt sich einen Weg durch den vollen Saal: „Hallo, wir können uns duzen, ich heiße Uwe, das ist einfacher.“
Nicht nur der Umgangston ist hier familiär, auch die Pastorenwahl. Die Gemeinde beschließt selbst, wer ihr Seelsorger sein soll. So hat Uwe Gordziel nie Theologie studiert, arbeitet aber schon seit 25 Jahren als Priester für die evangelische Freikirche. Ursprünglich war er Schreiner. Augenzwinkernder Kommentar: „Wie Jesus, der kam auch aus dem Holzgewerbe!“
Später arbeitete Gordziel als Altenpfleger, leitete ein Seniorenheim. Dann wurde er Pastor in Pirmasens, kaufte dort ein Haus, meinte dort zu bleiben – bis Essen-Altendorf, eine der größten freikirchlichen Gemeinden in Deutschland, den gebürtigen Duisburger im Jahr 2000 nach Essen holte.
Ein lebendiges Gemeindezentrum
In Altendorf hat Uwe Gordziel zusammen mit seiner Frau Erika, die mit einer Dreiviertelstelle ehrenamtlich ebenfalls für die Glaubensgemeinschaft arbeitet, das Gospelzentrum an der Helenenstraße aufgebaut. Die bereits 1976 liebevoll von Mitgliedern der Gemeinde umgebaute Waschkaue erwachte als zweiter, kleinerer Standort der Baptistengemeinde Essen-Altendorf (Hauptgemeinde: Haedenkampstraße 30) zu neuem Leben.
Heute ist das Gospelzentrum Anziehungspunkt für ein buntes Völkchen. Der Laden brummt. Gläubige wie Hilfsbedürftige jeder Art können hier in offener Atmosphäre ihren Gottesdienst feiern und finden immer ein offenes Ohr. Dabei legt die Altendorfer Gemeinde Wert auf die ökumenische Zusammenarbeit mit der evangelischen und katholischen Kirche.
Die Gemeinde unterstützt diverse soziale Projekte in Essen, darunter Pflegefamilien, eine Kindertagesstätte, ein Seniorenhaus und das beliebte Familiencafé „Kinderkakaostube“ in Altendorf.
Biker-Prediger, Gitarrist, Angler
Gefragt nach seinen ganz persönlichen Lieblingsprojekten, zögert Uwe Gordziel nicht lange: Die Biker-Predigten liegen ihm am Herzen. „Zu den Biker-Gottesdiensten kommen manchmal bis zu 1000 Leute“, berichtet er mit leuchtenden Augen. Uwe Gordziel war selbst jahrelang Mitglied der Biker-Gruppe Flying Angels. Mittlerweile macht der Vater von sechs Kindern seine Kilometer allerdings eher mit dem Fahrrad. Außerdem angelt er gern und spielt Gitarre.
Im Sinne einer lebendigen Glaubensgemeinschaft organisiert das Ehepaar Gordziel Gästewochenenden und Gemeindefreizeiten, die äußerst beliebt sind. Und natürlich ist jede Taufe wichtig – die baptistische Gläubigentaufe, bei der Taufbegleiter wie (mündiger) Täufling im Wasser stehen und der Täufling mit dem ganzen Körper untergetaucht wird. Das geht im hauseigenen Taufbecken oder auch draußen: „Toll ist das immer an einem See, wenn wir mit Musik und in weißen Kleidern da ankommen!“, schwärmt Uwe Gordziel.
Am 15.05.2016 wurde der agile Pastor 60 Jahre alt und feiert – wie sollte es anders sein – demnächst in seiner Gemeinde, mit Live-Musik im Gottesdienst und anschließendem Würstchengrillen. Singt es, halleluja!
Autor:Mareike Ahlborn aus Essen-Süd |
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