Riesiger Reichtum an der Bockmühleschule
Überschwängliches Feststellen beim „Fest der Vielfalt“: Abgucken erlaubt!
Tja, ohne Grips im Kopf klappt nix. Seit 43 Jahren besteht die Bockmühleschule in Essen-Altendorf, erste Essener Gesamtschule. Mittlerweile wird sie von allen Seiten beäugt; Konkurrenz schläft nicht. Doch was diese wachsame, bunte Schule beim „Fest der Vielfalt“ bietet, ist faszinierend, facettenreich mit 1500 Schülern, über 50 Nationalitäten. Demos gegen die Vielfalt? Eine Rektorin nimmt Stellung - und viel mehr...
Fett über das Gesicht strahlt Schulleiterin Julia Gajewski. „Mit unserem Fest der Vielfalt, mit über 50 Ständen, Aufführungen und Performances, Henna-Tatoos, Musik und Sport, Berufsorientierung-Infos, Fotoaktionen und mehr präsentieren wir unsere Schule. Die Vielfalt wird gut sichtbar. Und spürbar über das Festessen. Alle sind auf den Beinen. Die Stimmung ist gut. Viele Besucher. Wir feiern uns selbst! Gleichzeitig öffnen wir die Türen für Eltern mit Führungen.“
Das Plakat sticht ins Auge: Ist das Kunst oder kann das weg. Herrje, kleine Krabbeltierchen, bunt wie die Schüler, sausen in einem Kasten Runde für die Runde durch Farbkleckse. Keine Angst. Die Räder-Tiere sind aus einem Elektroladen. Ziehen magisch Besucher an. Ist das Kunst? Lehrerin Karen Felshart weist auf eine bunte Wand. Pappteller, mit Farbe bemalt, beschrifteten Schüler. Auch Künstler wie Paul Klee: „Die Kunst gibt nicht das Sicherbare wieder, sondern macht sichtbar“. „Kunst sind Gefühle“, unterschreibt Shabina. „Kunst rasiert gegen den Strich“, titelt Mohamed sein Werk.
Die Kunstvielfalt an diesem Stand ist immens: Kaltnadelradierungen auf zarten, kleinen Drucken; Leporellos – Faltblätter stellen Länder dar. Der 18-jährige Kaan brilliert zum Thema ‚Blumen für einen Held, eine Heldin‘ mit seiner Tusche-Federzeichnung: Eine wunderbare Rose, darunter ein blauer Edelstein. „Für meine Mutter!“ Gibt es ein innigeres Danke schön?
Wow, Brasilien zieht, Klasse 9b. Warum? Sonja Suermann begeistert: „Unsere Klasse hat die Patenschaft für ein 14-jährige brasilianisches Kind. Wir bastelten Plakate zu verschiedenen Themen wie Amazonas, u. a. die Armenviertel Brasiliens Favelas, Filme werden gezeigt. Die Kinder sind sehr engagiert, motiviert. Sie helfen heute gar länger in der Schule als geplant.“
Magnet Physik-Chemieraum. Schlange stehen am Brenner. Vorher heißt es lesen: „Nimm dir ein Holzspieß, steche ihn in eine Marshmallow. Dann halte alles in die Brennflamme. Pass auf, dass sie nicht verbrennt. Wenn sie von allen Seiten schön goldbraun ist, lass sie abkühlen. Dann kannst du sie essen. Guten Appetit!“ Lehrer Andreas Höher schmunzelnd: „Das kommt bei den Schülern immer wieder sehr gut an.
Mit Mausespeck fängt man nicht nur Mäuse sondern auch Schüler!“
Es knubbelt sich an allen Ecken und Enden. Auch Kollegen von anderen Schulen sind neugierig. Zeigen sich begeistert von der prallen Vielfalt. So Hanne Herz-Höhnke, Rektorin der Bodelschwingh-Grundschule Altendorf.
„Menschen, die draußen zur Zeit gegen die Vielfalt demonstrieren, warum auch immer, die sollten besonders in der Bockmühle-Gesamtschule die großartige Vielfalt der Kinder, Jugendlichen und Lehrer miterleben – wie problemlos Integration funktionieren kann. Schade, dass es zu wenige Leute aus dem Essen-Süden gibt, die sich für die Vielfalt der Bockmühleschule interessieren. Es entgeht ihnen ein Stück wichtiges Lebenselixier!“
Zustimmung von Brigitte Wolter. „Ich habe ganz viel in wenigen Stunden gesehen, dazugelernt. Beim Flaggen-Quiz mitgespielt, diskutiert über die Frage: Was ist Kunst? Gefüllte Weinblätter, Gebäck mit Hackfleisch gegessen, getrunken, genossen. Nur höfliche und freundliche Schüler getroffen. Das Fest der Vielfalt hat mir viel Freude gemacht.“
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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