Pastor Belker und seine Leidenschaften
Vor 50 Jahren von Bischof Hengsbach zum Priester geweiht…
Mensch, sieht der gut aus! Drahtig, durchtrainiert. 76 Jahre trägt er am 22. Oktober auf seinen geraden Schultern: Pastor Gerd Belker. Wobei er Talente für mehr Berufe in sich trägt: Beispielsweise Arzt – ein Medizinstudium begann er; Schriftsteller – sein Kulturhauptstadt-Gebet ist sehr innig; Museumsführer – Bilder in seinem Wohn-Arbeitsraum erläutert er mit wahrer Inbrunst; unübersehbar das kupfergehämmerte „Christus am Kreuz“ von Veit. „Ein Geschenk der Familie zur Priesterweihe 1960. Belker über Laster und Leidenschaften
Eintreten. Wohlfühlen. Rein in die gute Stube von Gerd Belker. Moment, etwas ist anders. Sein neues Wohnzimmer in Haarzopf riecht anders als das Altendorfer. Seine Laster Zigarellos legte Belker ab. „Fast. Wenn aber, dann draußen…“ Sein Goldenes Priesterjubiläum ist Anlass für unser Gespräch.
Wieso wählten Sie den Priesterberuf. Kamen da nicht auch Zweifel auf?
Belker: Nach dem Abi, Burg-Gymnasium, begann ich zunächst mit dem Medizin-Studium. Im Nachdenken, was will Gott denn wohl vor mir - so kam ich zum Theologie-Studium. Ich wollte Gott und den Menschen dienen, das hat mich in dem Beruf als Priester und Pastor bis heute glücklich gemacht. Zweifel gibt‘s, die gehören zum Alltag. Sie fordern heraus und führen in eine größere Klarheit und Tiefe.
Pastor und Leidenschaft?
Belker: die Leidenschaft zu Gott ist geblieben. Aber auch zu den Menschen, ihnen zu begegnen, den Kindern, den Alten, den Gesunden, den Gläubigen und den Ungläubigen. Weil Gott jeden Menschen liebt, da wollte ich auch alle lieben; unabhängig von ihrem Ansehen, Glauben, ihrer Lebenssituation. Berufung ist immer Wagnis. Gott geht es mit uns ein, weit mehr als wir mit ihm. Sie ist eine Liebesgeschichte mit ihm zu Gunsten der Mitmenschen.
Höhepunkte?
Belker: Dazu gehören für mich das menschenfreundliche Werten von Papst Johannes XXIII. Und das II. Vatikanische Konzil (1962-1965), seine nach vorne weisenden Beschlüsse. Ich bedauere, dass wir heute diesen Schwung des Glaubens und diese Offenheit zur Welt nicht mehr so stark haben. Wir sind oftmals verzagt , brauchten es nicht zu sein. Die Botschaft Jesus schenkt Hoffnung und lässt uns nicht allein.
Negatives?
Belker: Schwer habe ich mich immer dann mit der Kirche getan, wenn sie sich zu sehr den Traditionen zuwandte und nicht den Fragen und Sorgen der Zeit. Ich bedauere auch, dass wir zu wenig Freude an der Ökumene haben und zu wenig mutig den Weg zur Einheit aller Christen gehen.
Sie sind ab 2000 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Essen.
Belker: Ja, deshalb ist mir das Miteinander ein großes Anliegen.
Ab 2007 Pastor i.b.D.?
Belker schmunzelend: Ein Bekannter übersetzte es so: Ich bleibe derselbe… Das stimmt auch. Also, ich bin Pastor im besonderen Dienst: Freier Mitarbeiter in der kath. Akademie „Die Wolfsburg“/Mülheim und im Exerzitien-Referat/Kardinal-Hengsbach-Haus, Essen-Werden; geistlicher Begleiter für einzelne und Gruppen/Besinnungstage und Exerzitien.
Wie lange wollen Sie das noch machen?
Belker: Solange die Kräfte reichen.
Mal Langeweile?
Belker: Nein. Ich habe wieder ein Fahrrad, radel häufig. Ich finde es auch ganz spannend, durch meine neuen Aufgaben das ganze Bistum total anderes kennen zu lernen, dabei immer wieder auch neuen Menschen zu begegnen.
Bei Ihrem Altendorfer Abschied von St. Clemens Maria Hofbauer – 2007 – war die Kirche rappel voll. Über 750 Leute drückten Ihnen die Hand. Siegfried Wollenberg, Altendorfer Kaufmann, sagte: Belker hinterlässt eine riesengroße Lücke. Es gibt Leute, die nicht von St. Clemens Maria Hofbauer sprechen sondern von St. Belker.
Belker: Ich denke auch mit großem Dank an die Zeit in Essen-Altendorf zurück und an die fast 34 Jahre als Pastor.
Eingewöhnt im Mehrfamilienhaus, Parterre?
Belker: Ich habe mich bewusst kleiner gesetzt. Von vornherein Kontakt zu den Nachbarn gesucht. Es ist ein sehr frohes, gutes Miteinander. Ich wollte unter den Leuten sein. Mir macht die Arbeit noch immer Freude, aber sie steht nicht mehr unter Stress.
Ein Wunsch?
Belker: Nein. Was ich mache, tue ich sehr bewusst und aufmerksam. Ich kann mich auch über die kleinen Dinge freuen, wie ein Sonnenstrahl. Das gibt Atem. Das gibt Kraft.
Dank vor Gott für 50 „Priester-Jahre“ möchte Gerd Belker mit allen feiern: Sonntag, 24. Oktober, 11.15 Uhr, Eucharistiefeier, Kirche Christus König, Tommesweg 32.
Gerd Belker: „Wer mein Engagement für den interkulturellen Mädchen- und Frauentreff „PERLE“ in Essen-Altendorf wie für die Jugendarbeit der Missionsbenediktiner in Inkamana/Südafrika unterstützen möchte, den bitte ich um eine Spende.“
Foto: Erler / West Anzeiger
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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