"Nie wieder diese Gräueltaten!"
Zwangsarbeiter gehörten 1942 in Deutschland zum Alltag…Ein Kreuz fordert: Frieden!
Ein schlichtes Kreuz an der Nöggerathstraße zieht trotz Nieselregen Politiker, Bürger an. Bedrückte Stimmung. Das Mahn-Gedenkkreuz erinnert an Mörder-Zeiten! „Ich will, dass ihr in Frieden lebt“. Ja, auf alle Ewigkeit. An das Versprechen erinnert Klaus Persch, Bezirksbürgermeister, 71 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges…
Nie wieder Weltkrieg! Diese Angstworte werden in letzter Zeit immer häufiger von Menschen gedacht, ausgesprochen. Frieden? Keine Selbstverständlichkeit…
Daran erinnerte Klaus Persch elf Tage vor dem 1. Adventssonntag. „Wir wollen 71 Jahre nach Zerschlagung des Naziregimes derer gedenken, die als Zwangsarbeiter hier in Altendorf kaserniert waren, unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben mussten.“
Zwangsarbeit war keineswegs erst eine Begleiterscheinung des Krieges. Sie hatte ihre Wurzeln vielmehr in der nationalsozialistischen Rassenideologie, die die „Herrenmenschen“ über die Arbeitsvölker erhob. All jene, die nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehören sollten, wurden ausgegrenzt, entrechtet, entwürdigt. Die Ersten, die systematisch zur Zwangsarbeit herangezogen wurden, waren die politischen Gegner des NS-Regimes.“
Persch erinnert: „Die Zivilisten in den von Deutschland annektierten und besetzten Gebieten galten als Kriegsbeute, über die man beliebig verfügen konnte und so wurden auch diese zur Zwangsarbeit eingesetzt.“
Ab1942 gehörte Zwangsarbeit in Deutschland zum Alltag. Die modernen Sklaven schufteten in der Rüstungsindustrie, auf Baustellen, in der Landwirtschaft sowie in den verschiedensten Einrichtungen. Und bei einem Industriestandort wie die Stadt Essen war es nur eine Frage der Zeit, bis auch hier Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
1944: In Essen-Altendorf, wurden Kriegsgefangene, vornehmlich aus Frankreich, im Lager auf dem Gelände des ehemaligen Freibades West untergebracht; sie mussten in der hiesigen Rüstungsindustrie arbeiten. Etwa 170 weitere Kriegsgefangene vegetierten, anders kann man diesen grausamen Zustand nicht bezeichnen, in dem unweit von hier liegenden Tunnel – Teufelsbrücke – Grunertstraße.
Deshalb ruft Klaus Persch bewusst die Geschichte dieses Mahnmals in Erinnerung, „wohl wissend, dass die meisten unter Ihnen die Bedeutung dieser Gedenkstätte kennen.“
Während des Zweiten Weltkrieges bauten sich Bewohner der Hirtsiefer-Kolonie mit Unterstützung durch Zwangsarbeiter in Eigenarbeit einen Stollenbunker, der Schutz vor Bombenangriffen der Alliierten bieten sollte. Das Besondere war, dass dieser Stollenbunker nicht nur den Bewohnern, sondern auch den am Bau beteiligten Zwangsarbeitern offen stand. Bei einem schweren Angriff, Oktober 1944, durchschlug eine Sprengbombe die Stollendecke, tötete sieben Altendorfer!
Zum Gedenken an dieses Ereignis, aber auch zum Gedenken an andere Opfer des Naziregimes, zimmerte Bernhard Weber, Bewohner der Hirtsiefer-Kolonie - auch schon Initiator des Stollenbunkers, nach dem Einmarsch der alliierten Truppen mit Helfern an dieser Stelle ein Gedenkkreuz mit einer aus einer Granatkartusche gewalzten Metallplatte. Aufschrift: „Ich will, dass ihr in Frieden lebt. Für die Opfer in schwerer Zeit. 3. Mai 1945.“
Worte, die bei den Anwesenden für Gänsehaut sorgte.
Doris Eisenmenger, stellv. Bezirksbürgermeisterin: „Wir ehren Menschen in unserem Stadtteil, die während des Krieges schändlich ausgenutzt, schlimm behandelt wurden.“ „Für mich ist das Erinnern, Treffen eine unheimlich wichtige Angelegenheit, gegen das Vergessen von Mördern“, betont Ratsfrau Jutta Pentoch. Rolf Both, Sozialverband VdK Ortsverband Altendorf: „Die furchtbaren Gräueltaten dürfen nie vergessen werden.“ Udo Seibert, BV III, betont: „Ewig den Zwangsarbeitern gedenken, die hier umgekommen sind.“ Alfred Breuer, Altendorfer Bürgerverein, zollt Hochachtung „der Tradition, an die Geschichte des Kreuzes zu erinnern.“
Bezirksbürgermeister Persch bedankt sich „bei den Anwesenden. Dank auch an Michael Fölster, Verwaltungsbeauftragter, für die Organisation der Gedenkveranstaltung.“
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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