Luthers lange Tafel
Besonderer Familiengottesdienst in der Markuskirche in Frohnhausen
500 Jahre Reformation. Dieser Tag wird dieses Jahr deutschlandweit gefeiert, sogar einen eigenen einmaligen Feiertag bekommt das historische Ereignis, das zur Kirchenspaltung in damaliger Zeit führte.
Die Erinnerung an den Beginn der Reformation vor fünf Jahrhunderten war nun Thema eines Familien-Bibeltags, den die Evangelische Kirchengemeinde Frohnhausen veranstaltete, mit einem fröhlich-kreativen Familiengottesdienst als Auftakt unter der Leitung von Susanne Gutjahr-Maurer und Annette Stolte.
Familienkirche zu besonderen Anlässen
„Diese Familienkirche ist etwas ganz besonderes“, so Gutjahr-Maurer. „Zum einen haben wir im Anschluss noch Workshops und Mitmachaktionen geplant, zum anderen dreht sich der Familien-Bibeltag dieses Mal ganz um die Reformation und die zentrale Person Martin Luther.“
Re-formieren kommt aus dem Lateinischen und bedeutet etwas verändern, umgestalten oder neu machen. Und das ist es, was Luther im Sinn hatte, als er vor 500 Jahren seine berühmten 95 Thesen hervorbrachte und (nicht beabsichtigt) zur Spaltung der damaligen Kirche maßgeblich beitrug.
Um den Kindern die Persönlichkeit Martin Luther näher zu bringen, erzählten Stolte und Gutjahr-Maurer ein paar Anekdoten.
Vom Jurastudenten zum Mönch
Zum Beispiel, dass Luther zuerst ein Jurastudium auf Wunsch des Vaters begonnen hatte, da dieser wollte, dass er später Richter wird. Erst als er eines Nachmittags im August von einem schweren Unwetter überrascht wurde und glaubte nicht mit dem Leben davon zu kommen, legte er ein Gelübde ab: „Hilf, du heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“. Gesagt, getan: Im Jahr 1505 trat der junge Mann in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Aufgrund seiner Diszipliniertheit und Gewissenhaftigkeit kletterte er die Karriereleiter seiner neuen Berufung rasch nach oben, bis der Punkt erreicht war, den er innerhalb der katholischen Kirche nicht mehr vertreten konnte und welcher reformiert werden musste: Der Ablasshandel, also die Vorstellung, sich von Sünden gegen Geld freikaufen zu können.
Kreativteil als dritter Programmpunkt
Anschließend nahmen die Besucher im benachbarten Gemeindehaus an einer langen Tafel Platz, wie sie früher schon im Hause Martin Luthers gestanden hat, und nahmen gemeinsam einen Mittagsimbiss ein. Sogar eine kleine Tischrede wurde dargeboten, gehalten von Immanuel Putz, welcher über das Abendmahl der Christen sprach und sich humorvoll die Frage stellte ob Adam und Eva einen Bauchnaben hatten.
Nach dem Imbiss war es dann soweit, der dritte Programmteil stand bevor und die Kinder konnten zeigen, wie kreativ sie sind. Nun konnte nach Herzenslust gesägt, gehämmert, gebacken und gemalt werden. Im Café stand alles für süße Reformationsbrötchen bereit und man konnte Lutherrosen und andere Glaubensmandalas ausmalen oder eigens welche gestalten.
Mit echter Feder schreiben wie die Mönche zu Luthers Zeiten
In der „Klosterschreibwerkstatt“ konnten die Kleinen mit einer echten Feder kunstvoll Buchstaben und Zeichnungen aus Tinte anfertigen oder in der Druckwerkstatt nachempfinden, wie es damals gewesen sein musste, als noch jedes Wort einzeln aus den jeweiligen Buchstaben zusammengesetzt wurde. Hierfür hatte Gutjahr-Maurer Druckerstempel besorgt. In der Holzwerkstatt ging es dann etwas rauer zu: Es wurde gebohrt, gesägt und gehobelt und eine ganze Menge Späne fielen. Ziel war es, einen sogenannten Reformationsschemel herzustellen, wie ihn auch schon Martin Luther besessen hat. Ruhiger wurde es dann beim Workshop der Symbol-Erfahrung. Hier setzte man sich intellektuell und spürbar mit dem Begriff der Vergebung auseinander.
Zu guter Letzt gab es noch die Fotoaktion „Wir sind alle Luther“, bei der sich Groß und Klein als Martin Luther, sprich in langer brauner Kutte, fotografieren lassen konnte.
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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