Letzte Wünsche wagen

Hochzeitsreisen sind selbstverständlich? Nicht bei einer schweren Erkrankung. Eine unvergessliche Hochzeitsreise nach Domburg erlebten zwei junge Frauen, weil der Wünschewagen samt Helferteam das möglich machten. Eine wunderbare Einrichtung! | Foto: ASB RV Ruhr e.V.
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  • Hochzeitsreisen sind selbstverständlich? Nicht bei einer schweren Erkrankung. Eine unvergessliche Hochzeitsreise nach Domburg erlebten zwei junge Frauen, weil der Wünschewagen samt Helferteam das möglich machten. Eine wunderbare Einrichtung!
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Wünschewagen erfüllt sterbenskranken Menschen einen letzten Wunsch

Sterbenskranken Menschen einen letzten Wunsch erfüllen zu wollen, ist nichts Neues, erklärt Nazan Aynur, Projektleiterin des Wünschewagens des ASB Regionalverband Ruhr e.V. mit Sitz in Altendorf. Aber der Wünschewagen ist ein besonderer Wagen, ein Krankenwagen, angepasst an die Bedürfnissese der schwer kranken Menschen.

Von Claudia Großeloser

Angefangen hat alles eigentlich per Zufall, auf einer Israel-Reise entdeckte der Vorstand das Projekt. Und es stellte sich heraus, dass das eigentliche Vorbild aus Rotterdam stammt. Nach einiger Recherche war dann schnell klar, dieses Projekt passt zum ASB.
Bevor es im September 2014 los gehen konnte, brauchte man allerdings noch etwas Vorlaufzeit. Es musste ein ausdrucksvoller Name gefunden werden, der das Projekt widerspiegelt, viele organisatorische Aufgaben waren zu erledigen und der Wünschewagen musste geplant werden. „Man wollte von der Signalfarbe Rot weg“, berichtet Nazan Aynur „es sollte schon ersichtlich sein, dass es sich um einen Krankenwagen handelt, aber eben um einen der besonderen Art. Schließlich hat man sich für die beruhigende Farbe Blau entschieden.“

Im September 2014 ging es offiziell los

Damit beim eigentlichen Projektstart auch alles klappen würde, sollte es vorher noch Probefahrten geben. Das Team fragte bei der Pflegedienstleitung eines Hospizes an und wurde dort mit offenen Armen empfangen: „Sie schickt der Himmel!“ Es gab in diesem Hospiz einen älteren Herrn, der unbedingt bei der Kommunion seiner Enkelin dabei sein wollte und schon galt es also, den ersten Wunsch zu erfüllen. Da zu diesem Zeitpunkt der Wünschewagen noch nicht fertig war, wurde ein Fahrzeug aus dem normalen Rettungsdienst eingesetzt und das begleitende Team bestand noch nicht aus Ehrenamtlichen, sondern aus hauptamtlichen Mitarbeitern. Und der Einsatz hat sich gelohnt, „die Augen der Beiden strahlten nur so vor Freude“. Man merkt der Projektleiterin an, wie auch sie sich über jeden Wunsch freut, den das Team erfüllen kann.
Nach diesem ersten Einsatz sprach sich das Projekt Wünschewagen schnell in den Hospizkreisen herum und das Team hat seitdem über 300 Fahrten gemacht. Es werden Wünsche aus ganz NRW erfüllt. „Meistens gehen die Fahrten nach Holland, Belgien und Deutschland“, so Nazan Aynur. Die Wünsche reichen vom Konzertbesuch der Lieblings-Band über Fußballspiele bis zu Familienfeiern. Oder auch mal ein Rundflug mit einer Propellermaschine über das Ruhrgebiet. Aber ein Wunsch ist besonders oft dabei: Bei sechs von zehn Wünschen heißt es „Noch einmal das Meer sehen“.
So ein tolles Projekt bleibt natürlich nicht lange unbeobachtet. „Der Bundesverband bekam Wind von diesem 'Best Practice Beispiel' und Ende 2015 startete es als bundesweites Projekt“, erzählt die Projektleiterin. Aktuell gibt es zehn Teams, nächstes Jahr sollen es 14 Wünschewagen-Teams werden.
Hier in Essen besteht das Team aus drei hauptamtlichen Mitarbeitern und zirka 100 ehrenamtlichen Helfern. Zu den drei Hauptamtlichen gehören neben der Projektleiterin Nazan Aynur, die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist, noch Daniel Mülle (Notfallassistent) und Florian Loetz, Krankenpfleger und Gesundheitswissenschaftler. Auch die Ehrenamtlichen, die im Wünschewagen mitfahren, sind vom Fach und werden für ihren Einsatz noch extra geschult, um für ihre Aufgabe fit zu sein. Mithelfen kann auch, wer nicht vom Fach ist, es gibt immer etwas zu tun: man kann sich ums Fundraising kümmern, Organisatorisches erledigen oder vielleicht hat man auch eher ein Händchen für Bastelarbeiten. Manchmal wird eine dritte Begleitperson auf dem Wünschewagen gebraucht, als Kinderbetreuung oder wenn es bei einem Konzert besonders wuselig ist. Es gibt viele Möglichkeiten, den Wünschewagen zu unterstützen und wenn nicht persönlich, dann vielleicht durch finanzielle Unterstützung, denn das Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert.
Nicht jeder Wunsch, der an das Team herangetragen wird, kann erfüllt werden. Es kann sein, dass die Rechtslage es nicht zulässt - wie bei Fahrten über mehrere Länder hinaus, der behandelnde Arzt sein Ok zu der Fahrt nicht geben kann oder der Wunsch so nicht zum Wünschewagen passt. Aber in allen Fällen „lassen wir niemanden im Regen stehen“, versichert Nazan Aynur, „wir können es nicht, aber vielleicht eine andere Institution oder Stiftung.“ Oder der Wunsch wird passend gemacht: Als die Anfrage kam, „Richten Sie auch Hochzeiten aus?“, musste das Team leider ablehnen, aber als Antwort kam nicht ein einfaches Nein, sondern „Nein, aber Hochzeitsreisen!“. So wurde zwei jungen Frauen eine schöne gemeinsame Zeit in Domburg ermöglicht.

Bis jetzt wurden über 300 Wünsche erfüllt

Gerade nimmt der zweite Wünschewagen hier in Essen seinen Dienst auf. Wenn man den Wagen betritt, hat man nicht das Gefühl von Krankenwagen, eher eine Mischung aus Krankenwagen und Wohnmobil, da die notfallmedizinische Ausstattung hinter vielen Klappen verschwindet. Und mit der Rundum-Verglasung und einem Sternbild aus LED-Lampen am Wagenhimmel denkt man gleich nicht mehr an Krankenwagen.
Ein tolles Team, das die Wünsche vieler schwerstkranker Menschen bereits erfüllt hat und unter dem Motto "Letzte Wünsche wagen" auch weiterhin erfüllen wird.

Weitere Informationen unter www.asb-ruhr.de und www.wuenschewagen.de.

Wünschewagen-Team schult Ehrenamtliche am 7. und 8. Juli
Das Wünschewagen NRW-Team des ASB Regionalverband Ruhr e. V. bildet neue ehrenamtliche Helfer aus. Die Schulung ist auf zwei Tage aufgeteilt: Freitag, 7. Juli, von 16 Uhr bis 20 Uhr und Samstag, 8. Juli, von 9 Uhr bis 17 Uhr. Veranstaltungsort sind die Räumlichkeiten des Vereins „Die Perspektive e.V.“ in der Eulerstraße 17.

Anmeldungen erfolgen direkt beim Wünschewagen-Team unter der Rufnummer 0201/870010 oder per E-Mail an wuenschewagen@asb-ruhr.info.

Autor:

Claudia Grosseloser aus Essen-West

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