Kürbis-König klotzte
Immobilien-Kaiser „überrollte“ Mieter mit Zentner-Lieferung!
Vieles wird auf Festen versprochen. In Feierlaune läuft das so leicht über die Lippen. Sie erinnern sich? Der Immobilien-Goliath LEG legte den Mietern Giesebrechtstraße 58-60 ein dolles Drachenbaufest zu Füßen (nachdem das erste versprochene daneben krachte), dass Erwachsene wie Kinder von den Socken waren. Aber jetzt wurde eine Ladung auf den Hof gefahren, dass den Mietern zunächst der Atem stockte...
So ein Tag, so wunderschön, jubelten alle, dürfte nie vergehen. Denn Halloween wurde als nächstes Highlight ausgerufen. Der Westanzeiger frotzelte gar: Vielleicht liefert die LEG eine Ladung Kürbisse…
Zwei Tage vor Halloween stoppte ein heller Lieferwagen mit LEG-Schriftzug auf dem Giesebrechthof. Zwei muskelstarke Männer sprangen raus, schleppten 35 Riesen-Kürbisse auf den Hof. Für jeden Mieter einen Pracht-Protz. Selbst der nie auf den Mund gefallenen Sabrina Fank stockte zunächst der Atem. „Meine Güte, was ist denn das? Ich hatte mit kleinen Kürbissen gerechnet. Wir wollten vom Fruchtfleisch Suppen und mehr herstellen. Jetzt Zier-Riesenmonster…?“
Essbar oder Ungenießbar - die große Frage. Anruf bei der LEG. „Essbar!“ Noch zweifelnd, wurde ein Kürbis-Koloss vorsichtig getestet. „Das Fruchtfleisch bei den Ungenießbaren enthält Bitterstoffe, verursacht Magenkrämpfe, Durchfall…“ Gemach! Pprobiert. Gut gegangen.
Jetzt ging die Schwerstarbeit los. Mit scharf gewetzten Riesenmessern drangen Kinder wie Erwachsene feste durch die gefühlten Zentner-Kugeln. Emine Ückücü säbelte Kopfhälften ratze putz ab, andere Frauen höhlten Kürbis-Bäuche aus. Arbeitseinteilung war angesagt. Stundenlang schnitt Zeynep Batihan das orange-farbige Fruchtfleisch in vier Zentimeter große Stücke für Süßspeisen. „Alles kommt im Topf, mit Zucker für 24 Stunden bedeckt, danach mit dem Saft kochen. Mit Walnüssen, Pistazien bestreuen“, führte Selma Mayer auf. Kürbiskerne wurden gewaschen, getrocknet, geröstet. Delikatesse – gut auch für Männer!
In einem 10 Liter-Topf kochte Sabrina Fank duftende Kürbissuppe, dass sich viele schon vorher die Zunge verbrannten – beim Kosten…
Für Hühnersuppe mit Baguette sorgte Paula Alves, derweil Heike Ringhoff sich für Pizza Margarita stark machte. Immer nah am Kürbis waren die neunjährige Selin und Ela (7), die messerscharfe Halskrausen der Frucht aufsetzten.
Donnerstagabend. Der Giesebrechthof gleicht einer Geister-Gegend. Weiße Schleier wehen an Sträuchern, Bäumen. Auf der dunkelgrauen Mauer, geschmückt mit Sanddornzweigen, grinsen mit Riesenzähnen, schiefen Augen, offenen Mündern verrückt geschnitzte, von innen erleuchtete Kürbisse. Sie baumeln an Bäumen, auf dem Boden, am Spielplatz. Um das knisternde Lagerfeuer hat sich eine dunkle Menschenmeute versammelt, löffelt Kürbisse in kalten, heißen Variationen mit Stockbrot. Bei richtig Riesenspaß. „Ein Geben und Nehmen, wir hoffen auf Fortsetzung“, wünschen Sabrina Fank und Nachbarn.
Bestimmt. Fängt doch furchtbar grauenvoll, wahnsinnig wunderschön an…Bis bald!
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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