Kostet nix - ist was! Der Hit...
Schülerbetreuung beim Deutschen Kinderschutzbund
Tat-Lernort: Erich Brost Berufskolleg, Dechenstraße. Wenn man Elisabeth Glettenberg zum ersten Mal begegnet, überrascht ihre Unangestrengtheit. Prüfender Blick, lockere Begrüßung. Im „Sprach-Raum“ reißen sich doch tatsächlich nach Schulschluss noch mindestens 15 Schüler, unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, um Hausaufgaben-Lösungen. Mittendrin - drei Erwachsene. Sie helfen ihnen dabei – ehrenamtlich. Eingestellt vom Deutschen Kinderschutzbund. Eine nachmitttägliche Schul-Zeit - in der Freizeit…
Immer nachmittags ist der Schüler-Hinzieher das Erich Brost Berufskolleg in Altendorf. Über 100 Schüler trudeln dort nachmittags ein – vom Grundschüler, Hauptschüler bis zum Gymnasiasten. Um in unterschiedlichen Klassen ihre Hausaufgaben zu schaffen. Ihnen zur Hilfe stehen Ehrenamtliche. Wie hier in der Sprachenklasse. „Heute sind wir zu Dritt“, führt Elisabeth Glettenberg auf, pensionierte Hauptschullehrerin. Markus Schmahl guckt - mal hier, mal dort, hauptamtlicher Lehrer und Hubertus von Hindenburg – richtig, Enkel des ehemaligen Reichskanzlers. Sie opfern ihre Freizeit, helfen ehrenamtlich Schülern.
Über 35 Jahre gibt es die „Schüler-Schule“, die Lehrerin RiaVosswinkel damals ins Leben gerufen hat. Ein Teil von „Lernen wie man lernt“, seit 2001Trägerschaft Kinderschutzbund.
Immer ein offenes Ohr für die Schüler haben Grundschullehrer bis zum Oberstudienrat; sie stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Warum tut sich Elisabeth Glettenberg das als Pensionärin noch an? Sie schmunzelt. „Weil es mir Spaß macht. Vorher war ich in einem anderen Projekt, bei „Starthilfe“ in der Bodelschwingh-Grundschule, auch bei der Hausaufgabenbetreuung. Im Januar 2012 wechselte ich hierhin, weil mir das Arbeiten mit älteren Schülern noch mehr Freude bereitet. In diesem Raum werden Fächer in Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte besprochen; im Nebenraum Mathematik, Physik, Chemie, Biologie. Deutschkurse laufen in der ersten Etage…“
Kleine Unterbrechung. Glettenberg wird herzlich begrüßt von Patrick. Er kommt aus Ghana, besucht die Theodor Goldschmidt Realschule. „Wie war die Deutscharbeit gestern?“ will sie wissen. „ Schwer.“ Wie er die Hilfe von Elisabeth Glettenberg bewertet? „Sie ist sehr gut. Meine Fragen kann sie viel verständlicher erklären als meine Lehrerin. Ich komme gerne hier hin.“ Noch Fragen…?
Sicher. Warum macht sie regelmäßig dienstags, mittwochs, 14.30 bis 17.30 Uhr, Hausaufgabenbetreuung, ehrenamtlich? „Es macht mir viel Freude, die sozialen Kontakte, ich kann helfen, man fühlt sich nicht nutzlos, ich bin zufriedener. Schüler, die hier hinkommen, wollen Lernen; kommen freiwillig nach der Schule! Das Angebot gilt jeden Tag, montags bis freitags.“
Die 64-Jährige ist beileibe kein „Mauerblümchen“. Eine attraktive, anziehende Erscheinung. Verheiratet. Also, Gatte, Kinder, Enkelkinder vermissen sie doch? „Mein Mann merkt, dass ich total zufriedener bin mit der Ehrenarbeit, als nur zu Hause zu bleiben. Ich bin doch hier im Berufskolleg nur einige Stunden an zwei Tagen. Die Woche hat sieben Tage. Ich glaube nicht, dass ich meine Familie vernachlässige…“
Sie ist entwaffnend offen. Alles klingt bei ihr so puppenleicht. Auch die Antwort auf das Dankeschön ihrer Freizeit-Aufgabe: „Bei einer Weihnachtsfeier bekommen wir rote Rosen. Im Sommer – zur Abschiedsfeier – kochen die Mütter dieser Schule landestypische Essen.“ Wie zur Bestätigung wiederholt sie: „Ich fühle mich hier wirklich wohl. Wenn man sieht, dass die Klassenarbeiten, Zeugnisse viel besser ausfallen, freut man sich besonders. Man kriegt unheimlich viel von den Kindern zurück. Die Einzigartigkeit des Klimas hier ist toll. Alle wollen Lernen…“ Weit über 200 Schüler sind angemeldet. Jeder ist herzlich willkommen!
„Lernen wir man lernt“
Das Projekt fördert an vier Standorten in der Innenstadt, Katernberg, Altendorf und Altenessen über 400 Schulkinder und stärkt die Kinder und Jugendlichen in ihrer Selbst-, Sozial-, und Sachkompetenz. Projektbausteine: Hausaufgabenbetreuung, individuelle Lernförderung, gemeinsame Freizeitgestaltung, Ferienangebote, Fördergruppen, Elternarbeit und Familienbetreuung sowie regelmäßiges Essensangebot in der Mittagszeit. Pro Standort arbeiten jeweils zwei hauptamtliche Mitarbeiter im Team mit insgesamt über 60 ehrenamtlich engagierten Bürgern.
„Lernen wie man lernt“ wurde mit dem HanseMerkur Anerkennungspreis für Kinderschutz (2006) und dem Generationspreis des Essener Unternehmerverbandes (2008) ausgezeichnet.
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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