Kita-Streik - Auf Kosten der Kinder?

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Nach dem Bahn-Streik folgt der Kita-Streik: Nach dem der längste Bahn-Streik am vergangenem Sonntag ein Ende gefunden hat, folgt nun ein unbefristeter Streik der Kitas. Am härtesten trifft es dabei die Eltern, die keine Möglichkeit haben, ihre Sprösslinge in der Familie unterzubringen und Kleinkinder die gerade erst an die Kita gewöhnt wurden.

Wir sprachen mit Julia Halbach, einer Sprecherin vom Jugendamtselternbeirat. Schon seit Februar war klar, dass es in diesem Jahr einen Kita-Streik geben wird, aber das es so frühzeitig passiert, das kam auch für den Jugendamtselternbeirat (Kurz: JAEB) überraschend. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns dieser Tage erwarten wird, gab es schon vor Ostern als drei kurze Warnstreiks stattfanden.
„Damals hat es an und für sich ganz gut gelappt mit den Notplätzen in den Kitas“, schildert Julia Halbach, selber Lehrerin und JAEB-Mitglied. „Wenn sich der Streik in die Länge ziehen sollte, dann wird es mehr als eng für manche Eltern, denn nicht alle Kitas bieten Notgruppen an, geschweige denn, dass diese Notgruppen genügend Plätze haben.“
Auf zehn Kinder kommt im Durchschnitt ein Notgruppenplatz, das ist aber auch von Kita zu Kita anders. Mal sind es 20 Plätze, mal nur 8.
„Als deutlich wurde, dass die Kitas jetzt streiken“, führt Halbach aus, „haben wir umgehend Unterschriftenlisten ausgehängt und die Eltern gebeten, soweit möglich, sich in Gruppen zu organisieren.“ Das heißt, dass die Eltern reihum auf die Kinder aufpassen sollten, damit der entstandene Schaden so gering wie möglich bleibt. Das ist nicht einfach, gerade bei berufstätigen Eltern, die sich nicht kurzfristig Urlaub nehmen können, oder schon anderweitig den Urlaub mit der Familie geplant haben.
„Die Leidtragenden sind aber nicht nur die Eltern, die sich jetzt kurzfristig organisieren müssen“, verdeutlicht Julia Halbach, „auch die Kinder werden in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem die Kinder, die sich gerade erst an die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas gewöhnt haben. Denen bringt ein Notgruppenplatz nichts.“
In einigen Kitas wurde sogar schon im Vorfeld nachgefragt, wer denn wirklich dringend einen Notgruppenplatz benötigt, weil die Eltern keine andere Möglichkeit haben, ihr Kind unterzubringen.
Was die Kita-Mitarbeiter fordern, ist nachvollziehbar. Zum Einen möchten sie mehr Wertschätzung für die Berufsgruppe, denn das Berufsfeld habe sich in den letzten 30 Jahren so schnell geändert, das diese Änderungen sich auch in der Ausbildung niederschlagen müssen. Desweitern wünschen sich die Kita-Mitarbeiter eine neue Gehaltseingruppierung, was mit ca. 100 Euro netto zusätzlich zu Buche schlagen würde.
Aus diesem Grund hatte die JAEB alle Eltern und Kinder dazu aufgerufen an der gestrigen Kundgebung am Rathaus teilzunehmen und ihre Stimmen zu erheben um zu zeigen, dass sie sich das nicht gefallen lassen als Leidtragende. Halbach hat die Hoffnung, dass der Streik schnell beendet wird, durch eine Einigung der Streikparteien. Die Eltern fordern außerdem die Rückzahlung der entstandenen Kosten für den Streikzeitraum.

Info:

Von den 48 städt. Kitas sind 34 vom Streik betroffen. Die Stadt spart durch den Streik an den Kitas täglich rund 75.000 Euro, weil die Erzieher an Streiktagen nicht nur von der Stadtkasse, sondern teilweise durch die Streikkasse der Gewerkschaft bezahlt werden. Die Stadt betont, dass sie den Eltern die Kita-Beiträge deshalb aber nicht zurückerstatten darf.
 Das Jugendamt bietet eine Hotline für Eltern an unter: 88 51 205 (7 bis 16 Uhr) Hier kann man auch erfahren, in welchen Kitas Notgruppen eingerichtet werden. Liste der bestreikten Kitas: https://www.essen.de/rathaus/aemter/ordner_51/kita_streik_liste.de.html

Autor:

Markus Decker aus Xanten

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