Kita Kinderzeit stellt sich vor

Hier heißt es, herzlich willkommen und raus in den Garten. Spiel im Freien und Selbstständigkeit werden gefördert.
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Ein Kindergarten ist keine Notfallunterbringung sondern wie ein zweites Zuhause

Um die Ecke, durch das Tor, um die Säule, stehst davor. Nein, das ist kein Kinderreim um Schuhebinden zu lernen sondern der ganz normale Weg, den die Kinder der evangelischen Kindertagesstätte Kinderzeit jedem Morgen zur Eingangstür ihrer Kita gehen.

Serie: Der richtige Ort ist die halbe Kindheit
Von Augustine Ullmann

Die Tagesstätte liegt in einem verkehrsberuhigten Bereich auf der Grieper Straße 17 in Altendorf. Insgesamt 69 Kinder werden hier von Claudia Gerlach, Leiterin der Tagesstätte und ihren sieben Mitarbeiterinnen betreut, je nach gewünschtem Zeitraum für 25, 35 oder 45 Stunden in der Woche.
Um halb acht morgens öffnen sich die Türen und die Kinder können nach Herzenslust toben und spielen. Schluss ist für die Letzten dann um halb fünf Nachmittags.
Im Tagesablauf immer enthalten: Bewegung.
„ Überall, wo Bewegungsspiele ermöglicht werden können, setzen wir es um“, erklärt die Leiterin stolz und weist auf den großräumigen Turnraum und die Spiele im weiten Flur hin. Da wird im Flur also genauso Fahrrad gefahren wie Hüpfball gespielt. „Und raus geht es auch bei jedem Wetter“, lacht Gerlach. Zwei mal im Jahr ist Waldwoche. „Da gehen alle Kinder eine Woche lang den gesamten Vormittag in den Wald, egal bei welchem Wetter.“ Claudia Gerlach weiß um die dringe Notwendigkeit von Bewegung. „Vor allem in Gebieten wie Altendorf erleben viele Kinder die Vorzüge von viel Bewegung und auch dem Spiel im Freien kaum“, musste sie in ihrer langjährigen Arbeit immer mehr feststellen.

Warum ist denn rumtoben und motorische Herausforderung überhaupt wichtig? „ Kinder die motorisch fit sind, können viel leichter lernen.“ Das wurde unterdessen auch wissenschaftlich untermauert. Die Kruppstiftung finanzierte vor einigen Jahren die Weiterbildung vieler Erzieherinnen. „Auch mein gesamtes Team hat das Zertifikat – Bewegungserziehung in Kindergarten und Vorschulalter- kurz BIKUV erlangt, das von der Kruppstiftung auch immer noch finanziert wird, wenn Weiterbildungen anstehen“, sagt sie. Und damit nicht genug. Im Alltag sind Bewegung und Spiel im Freien ebenso wichtiger Bestandteil wie die Sprachförderung.

„18 Nationalitäten sind hier vertreten. Viele Kinder sprechen zuhause kein oder nur wenig Deutsch“, betont Gerlach. Sie legt daher großen Wert auf Förderung. Sprache im Spiel, Vorlesen und viel mit den Kindern sprechen sind Alltag.
Träger der Kita Kinderzeit war bis vor zwei Jahren die Lutherkirchengemeinde, bis der Kindertagesstättenverband Essen West und Rüttenscheid diese Aufgabe übernahm. Elf Kitas sind dem Vorstand dieses Verbandes derzeit unterstellt. „Wir halten regelmäßig Teamsitzungen ab, in denen wichtige Entscheidungen mit den Leiterinnen der anderen Kitas mit dem Vorstand abgesprochen werden.“ Claudia Gerlach weiß um die Qualität dieses Mitwirkungsrechtes und betont die gute Zusammenarbeit. „Ich möchte an dieser Stelle auch ein großes Lob an meine Mitarbeiterinnen aussprechen, die ihre Arbeit hier mit Herzblut und viel Feingefühl tun.“ Claudia Gerlach ist seit 24 Jahren Leiterin der Kita Kinderzeit, hat Kollegen kommen und gehen sehen, betreut mittlerweile die zweite Generation und ist stolz auf ihre Arbeit. „Ich kann mir nicht vorstellen, in einem anderen Stadtteil zu arbeiten.“ Ihre Augen funkeln bei diesen Worten glücklich. „Hier ist mein Platz und ich sehe täglich was ich bewirken kann.“

Zusammen mit den beiden Kitas Ohmstraße und Heinrich-Strunk-Straße werden regelmäßig Feste für die Kinder und ihre Familien organisiert. Die drei Einrichtungen wurden mit dem Zertifikat – Familienzentrum NRW- ausgestattet. „Als solches üben wir nicht nur eine Tätigkeit als Betreuerinnen aus“, beschreibt Gerlach die Besonderheit dieser Auszeichnung. „Unser Auftrag umfasst Beratung in allen Lebensbereichen. Wir als Familienzentrum vermitteln, sprich wir geben den Eltern weitreichende Informationen zu Freizeitangeboten und vermitteln an unsere Kooperationspartner. Auch in Notlagen können wir vermitteln.“ Die Kita Kinderzeit wurde bereits zum zweiten Mal als Familienzentrum zugelassen. „Alle fünf Jahre wird überprüft, ob wir diesem Auftrag weiterhin gerecht werden.“

Was ist ein bewegter Tagesablauf aber ohne gutes Essen? Was bei den Kindern hier auf den Tisch kommt, sind täglich kurz vor dem Verzehr zubereitete Speisen, die vom Cateringservice Schmackofatz gezaubert werden. Dieser hat seinen Sitz nahe der Einrichtung. „Das Essen ist immer frisch und abwechslungsreich“, sagt Gerlach und betont, dass es zu Mittag in Rücksicht auf muslimische Kinder kein Schweinefleisch angeboten wird. „Nur zum Frühstück, das wurde im Elternrat so beschlossen, wird es angeboten.“ Morgens gibt es in den Gruppen ein reichhaltiges Buffet. Wer über Mittag bleibt, bekommt warmes Essen. „Die Eltern können aber auch ihre Kinder zum Mittag nach hause holen und anschließend kommt es zurück“, erklärt die Kindergärtnerin. „Das kommt manchen Eltern sehr entgegen, da ihnen das Essen sonst zu teuer wird.“ 70 Euro zahlt man pro Kind und Monat Essensgeld. Dafür ist auch alles dabei, was das es für die viele Aktion braucht.
Die Kita ist evangelisch, das bedeutet, alle Erzieherinnen müssen einer christlichen Kirche angehörig sein. „Das findet sich im Miteinander wieder“, beschreibt Gerlach den christlichen Einfluss auf den Alltag. „Wir beten am Tisch, weil die Kinder es sich gewünscht haben, aber kindgerechte kleine Gebete. Wer nicht mitmachen möchte oder darf, hat ein Recht dazu.“ Zu besonderen Anlässen gehen alle die es dürfen gemeinsam in die Kirche.
Aufgrund der offenen Bauweise der 70er Jahre ist das Gebäude nicht geeignet, um eine U3 Betreuung anzubieten. „Es können kein Schlafraum und kein extra Aufenthaltsraum geschaffen werden. Wir haben dafür einen offenen Turnraum, Spielgänge und Emporen in den Gruppen, auf denen die Kinder sich zurückziehen können.“

Gespielt werden kann auch im Außengelände und die Kinder können sich eigenständig dort bewegen, wenn sie sich an die Regeln halten. „Damit fördern wir Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit und Verantwortungsgefühl“, betont sie. „Auf den Grundschulen, vor allem hier in Altendorf brauchen die Kinder diese Kompetenzen dringend, um sich zu behaupten.“ 25 Vorschulkinder hat die Kita derzeit. Auch für sie gibt es besondere Angebote. „Dieses Jahr forschen wir. Letztes Jahr war die Erkundung der Elemente dran“, so Gerlach. Die Kindergartenzeit endet für die Großen bei einer Abschlussfahrt ins Emil Frick Heim.

Integrationskinder beherbergt die Kita nicht, arbeitet aber Hand in Hand mit anderen geeigneten Einrichtungen. Claudia Gerlach wird noch einige Jahre mit Motivation und Herz für all die Kinder da sein, die die Kita Kinderzeit besuchen.

Autor:

Augustine Gueffroy aus Essen-West

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