"Ist Frau Merkel Ihre Freundin..."
Vorlesen, Fragen, Antworten – eine spannende Geschichte!
Puh, da suchten sich die kleinen Altendorfer Grundschüler aber Fragen aus… Allein. Ohne Vorsagen. Klar, aufgeregt waren sie alle. Die Kinder – wie sieht die Bundestagsabgeordnete aus, die sie nur von Wahlplakaten kennen. Auch Petra Hinz. „Ich bin schon sehr gespannt und etwas aufgeregt auf die Schülerfragen.“ Ja, eine große Herzensangelegenheit von ihr macht die Politikerin jährlich wahr. Lesen und Vorlesen in Schulen. Just in einer Altendorfer mit über 95 % Migranten-Hintergrund…
Viel hat sich die Essener Politikerin vorgenommen am 10. bundesweiten Vorlesetag: „Ich möchte Kinder am Lesen begeistern“. Wir sind gespannt…
7. November. Es regnet Bindfäden. Ein rumänisches und ein pakistanisches Kind empfangen Petra Hinz mit Schirm und Charme. Schnelllauf ins Schulgebäude. Ein fröhliches Begrüßungslied der Klasse 2a schallt ihr entgegen. Schulleiterin Hannelore Herz-Höhnke weiß, „die singen toll; die Lehrerin ist Sängerin, spielt verschiedene Instrumente.“ In dieser Klasse mit 31 Kindern sitzt kein einziges deutsches Kind, die Lehrerin kommt aus Litauen. Kein Einzelfall an dieser Schule.
Jetzt heißt es ran ans Vorlesen. Die Klassen 4 a und 4 b sind zusammengepackt. 60 Schüler mit Migranten-Hintergrund, drei deutsche Schüler, drei Lehrerinnen, drei Praktikantinnen lauschen 40 Minuten der Vorlesekunst von Petra Hinz. Das Buch bringt den Schülern rote Bäckchen: Die Kinder aus Billerbü - von Astrid Lindgren. Denn nirgendwo ist es so schön wie in Billerbü. Es gibt in dem kleinen Dorf nur drei Höfe, und Lisa, Bosse, Lasse, Inga, Britta, Ole und die kleine Kerstin können dort herrlich spielen…
Die Rektorin zur Buchauswahl: „Da unsere Kinder durch ihren „Ausländerstatus“, ihren Wohnort Altendorf und dann noch durch die schwierigen Wohn- und Lebensverhältnisse (Armut, Schläge, kleine Wohnungen…) bereits „schwere Kost“ tagtäglich (er)leben, habe ich mir gedacht, dass eine lustige, blumige und kindliche Geschichte die Gemüter unserer Kinder erheitern könnte.“
Klappt hervorragend! Applaus prasselt auf Hinz, die die Schulstunde sehr spannend - Vorlesen mit Diskutieren - gestaltet. „Lesen und Vorlesen ist eine große Herzensangelegenheit von mir. Darum nutze ich den Vorlesetag, um in die Traumwelt von Lindgren einzutauchen, trotz Internet Tablet. Denn das Buch wird nie an Attraktivität verlieren, kann in den unterschiedlichsten Lebenssituationen ein guter Wegbegleiter sein. Lindgren schreibt mit den Augen der Kinder. Ohne Vorurteile, offen für Neues, aufgeschlossen und interessant.“
Und – auch Hinz wird auf Herz und Nieren geprüft. Denn Schüler machen mit ihr ein Interview, das in der Schülerzeitung erscheinen soll. Probe gefällig?
„Ist Frau Merkel Ihre Freundin?“ Man kann sie nicht unbedingt als Freundin bezeichnen. Aber als Arbeitskollegin…
„Haben Sie Kinder und sind Sie verheiratet?“ Ich habe einen Lebensgefährten; keine Kinder.
„Was macht die SPD speziell für Kinder?“ Dass die gefördert - Spielplätze gebaut werden; jedes Kind einen Betreuungsplatz, auch unentgeltlich, haben soll…
Fazit von Konrektorin Burgmüller: „Die Kinder hatten einen sehr positiven Eindruck von Frau Hinz. Sie ging auf all ihre Fragen ein. Die Abgeordnete war da und das war schön; für alle Klassen und Kolleginnen. Rektorin Herz-Höhnke: „Für die Schüler ist sie ein Promi. Die Bundestagsabgeordnete nahm sich sehr viel Zeit, kam begeistert bei Kindern, Eltern, Kolleginnen an.“
Vielleserin Hinz: „Der Bildungserfolg unseres Nachwuchses hängt in hohem Maße von der Lesekompetenz ab – diese den Kindern frühzeitig zu vermitteln, ist ebenso wichtig, wie das Erlernen von Schreiben und Rechnen. Vorlesen eignet sich hervorragend dazu, Kindern und jungen Menschen auf schöne Art und Weise zu motivieren, selbst zum Buch zu greifen.“
Eben, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr…
Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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