Helden des Alltags: Heinrich Bauer

In Zusammenarbeit mit RWE Deutschland suchen der STADTSPIEGEL und die Bürger-Community Lokalkompass.de „Helden des Alltags“. - Menschen, die sich im ehrenamtlichen Bereich besonders engagieren und verdient gemacht haben.
Zehn Kandidaten, die von der Jury ausgewählt wurden, stellen wir Ihnen in den nächsten STADTSPIEGEL-Ausgaben und hier in der Community genauer vor.

Und Sie haben dann die Möglichkeit, Ihren persönlichen Helden zu wählen.
Los geht‘s mit Heinrich Bauer aus Altendorf, der mit seinen 91 Jahren Deutschlands ältester Schiedsmann ist. Und dieses Amt seit nunmehr 35 Jahren ausübt.

Ob Pistole, Polizei - Heinrich Bauer, ältester deutscher Schiedsmann, kennt keine Angst!

Ein Handschlag genügt von Heinrich Bauer. Ich bin baff. Sein Handgeben ist kolossal kraftvoll. „So was Lasches mag ich nicht!“ Achtung! Der 1.62 Meter-Mann hat 91 Lenze auf dem Rücken. Der immer noch Drahtige ist Deutschlands ältester Schiedsmann. Angst, als er Aug in Aug einem Streithahn mit Waffe gegenüber stand? „Nein, warum?“

Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit sind Magnete von Heinrich Bauer. Bis 1977 werkelte der Altendorfer als Programmierer bei Ruhrkohle; 10 Jahre im Betriebsrat. 56-Jährig ging er in den Unruhestand. „Als die Firma sich gesund schrumpfte“, ergänzt seine Frau Anna. Man merkt, das Paar versteht sich blind. „Nächstes Jahr feiern wir Diamant-Hochzeit.“ Vier Kinder, sieben Enkel fädeln jetzt schon was ein.
Wie wurde Bauer Schiedsmann? Leichter Einspruch. „Früher hieß es Schiedsmann. Da jetzt auch Frauen diesen Posten übernehmen heißt das Ehrenamt Schiedsamt. Egal.

Der Nachbar im Haus wurde krank, gab sein Amt auf. Bauer, CDU-Mitglied, wurde als Nachfolger vorgeschlagen, von der BV III gewählt. So weit so gut? Anfangs nichts…

Im ersten Jahr kamen 60 Streitfälle zur Verhandlung. Konkret, die Streitenden treffen in der Wohnung von Bauer aufeinander. Kein Zuckerschlecken. Zunächst musste Bauer einstecken. „Die ersten sieben Schiedsfälle waren nicht erfolgreich.“ Schnell holte er auf. Im ersten Jahr schlichtete er rund 75 %; in 35 Jahren (!) „versöhnte“ er ca. 70 %.

Das Schiedsamt ist zuständig bei Beleidigung, Hausfriedensbruch, Rauschtaten, Lärmbelästigung, Bedrohung, Sachbeschädigung…Ja, bei Auseinandersetzungen müssen nicht immer unbedingt die Gerichte eingeschaltet werden. Der wesentlich schnellere, einfachere, billigere Weg heißt nämlich: Nicht verzagen, Heinrich Bauer fragen!

Oft ist die Bude der Familie rappel voll. Bei Verhandlungen sind Antragsteller, Beschuldigte, Zeugen, Anwalt anwesend; Mittelpunkt Bauer als Schlichter. Seine Frau auch? „Nein. Aber sie kriegt oft mit, wenn die Leute sich anschreien. Wir wohnen Parterre. Bei geöffneten Fenstern sommertags lauschten anfangs viele Menschen draußen.“

Die dachten wohl an Mord- und Totschlag. Er erinnert sich an den schmächtigen Mann, der Angst vor vier brutalen Schlägertypen hatte. „Vorsichtshalber bestellte ich die Polizei. Die kantigen Krakeler kamen in unser Zimmer, sahen die Polizei, hoppelten sofort mit den Beamten rum. Der Fall regelte sich von selbst. Nach viel Lärm war schnell die Luft raus.“

Kleine Pause. Schmunzeln. „Eine Frau rief an, dass ihr Nachbar furchtbare Geräusche macht. Ich fuhr hin. Es war ganz ruhig. Doch die Dame immer wieder: Hören Sie die Maschinen? Es herrschte Stille. Mein Rat, ein HNO-Arzt-Besuch. Ergebnis: Tinnitus – Ohrgeräusche.“

„Ach ja, die zwei Ausländer. Der eine, Vater, schrie den anderen an: Ich bin wenigstens ein Mann. Du nicht. Konntest kein Kind zeugen. Der zog eine Waffe, hielt die dem anderen am Kopf.“ Und? „Ich sagte: Lass das! Haute ihm auf die Hand. Danach war Frieden…“

Stundenlang kann er erzählen von dem Ehrenamt. Das viel Zeit verzehrt. Ende des Jahres macht der kleine Mann mit großartigem Format, leider Schiedsamt-Schluss. „Man muss wissen, wann man aufhört.“ Aber viele Ehrenämter warten weiter auf Heinrich Bauer.

Foto: Karl-Heinz Sauer / Lokalkompass.de

UND SO KÖNNEN SIE ABSTIMMERN:

Sie, liebe Leser, können Ihren „Helden des Alltags“ aus unseren 10 Vorschlägen auswählen. Wenn Sie4 mitmachen, dann können Sie einen der drei GOP-Varieté-Gutscheine im Wert von 160,- Euro, gestiftet von RWE Deutschland, gewinnen. Sie brauchen nur eine Postkarte mit dem Namen Ihres Favoriten beschriften und an RWE Deutschland AG, Kommunikation, Altenessener Str. 35, 45141 Essen zu schicken oder per e-mail an
alltagshelden-essen@rwe.com
Einsendeschluss ist der 25. November!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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