HEJ DA! Nie käuflicher Schulchef

Bewegender Schüler-Abschied vom heißgeliebten Schul-Vater Prepens!

19. Juli, 9.30 Uhr, Gesamtschule Bockmühle - letzter Schultag. Ferien locken. Statt Schulgong ertönt im und ums Schulgebäude plötzlich flotte Musik. Stefan Beyer, stellvertretender Schulleiter, klopft in der Tür bei Schulchef Klaus Prepens. Der 65-Jährige öffnet. Sein erstaunter über–den- Brillen-Blick verrät: Jetzt passiert was. Denn seine letzten Schul-Stündlein haben geschlagen; er pensioniert. Doch jetzt wird der Schul-Boss auf die Dachfläche der Gesamtschule Bockmühle geführt. Da gibt es einen Fluchtturm…

Auf dem Bockmühle-Schuldach gibt’s einen mächtigen Blick über den nördlichen Schulhof. Was Klaus Prepens in luftiger Höhe dort unten sieht – übrigens, wie bestellt steht seine Frau Christa neben ihm – lässt ihn staunen, schlucken. Riesenapplaus. Von unten. Von oben. 1600 Schüler bejubeln ihren Lehrer. Sie stehen wie eine Eins – konkreter: Die vorderen Schülerreihen sind anders gekleidet. Ca. 300 Schüler tragen ein farbiges „Leibchen“ – 60 Schüler bilden jeweils fünf Buchstaben: HEJ DA. Alles klar für Schweden-Fan Klaus Prepens. Hey da – heißt Tschüss. Er kann sich nicht satt sehen an seinen Kindern. Einen sehr langen Augen-Blick scheint er sich von jedem Einzelnen zu verabschieden…

Szenenwechsel. Schulpflegschafts-Vorsitzender Jörg Veutgen überreicht dem Bockmühlen-Boss ein Buch der Spitzenklasse! Nämlich mit Zeichnungen, Texten von über 50 Klassen der Schule sowie der Schulpflegschaft. Prepens Gesicht nimmt wieder Farbe an…

Andächtig wird es, als Schülerin Rose Koku, 11. Jahrgang, sehr gefühlvoll „Thank you“ anstimmt. Brausender Beifall von 1600 Pennälern, 140 Pädagogen.

Ach Gott, was tuckert denn da auf den Schulhof? E – VA 90. Gemächlich, in froschgrün, kommt der Trecker immer näher. Stoppt an der Menschenmenge. Die Ladefläche ist mit Blumen, Paketen beladen. Stefan Beyer raunt mir zu: „Da drin sind 1600 Kerzen, von jedem Schüler eine. Klaus Prepens besitzt nämlich in Schweden ein kleines Häuschen. Nur mit Notstromaggregat. Und Teelichtern. Wenn im Winter der Ofen so richtig rumbollert, stellt er wegen der Gemütlichkeit eine Kerze auf die Fensterbank.“ Na ja, mit 1600 Kerzen wird er demnächst ganz Schweden erleuchten…

Trecker-Fahrerwechsel. Prepens, geschmückt - über 1000 Schülerglückwünsche hängen an seinem Hals - ergreift nun die Trecker-Führung. Fährt mit tosendem Tschau den Riesenschulhof ab – perfekt – denn er wurde auf dem Bauernhof groß auf. Und ruft: „Danke für die schöne Zeit. Hier ist Eure Chance. Macht was draus. Das ist mein Wunsch an Euch und an die Schule. Ich wünsche Euch alles Gute…!“

Und es wird gebeichtet. Christa Prepens gesteht, wie sehr sie sich freut, dass ihr Mann in den Ruhestand geht. „Er hat sich immer100 % für seine Berufstätigkeit zur Verfügung gestellt. Ich bin heute persönlich gekommen, um zu erleben, dass dieser Tag Wirklichkeit geworden ist. Ursprünglich hatte ich die Idee, meinen Mann mit dem Trecker hier abzuholen. Aber weil der Traktor nur 20 km/h fährt, hätte ich an einem Freitag den Total-Stau hervorgerufen…“ Sehr glücklich, fast noch ungläubig, schaut das zierliche Persönchen ihren Mann an. Der plaudert locker: „Oft hast du gesagt: Komm du mir mal früher nach Hause. Wenn ich gewusst hätte, dass es kein Drohung war sondern eine Bitte, wäre ich viel früher gekommen!“ Männer!

Trauriger Blick von Stellvertreter Beyer: „Ich werde ihn sehr vermissen. Die Rituale morgens, um 7.30 Uhr im Büro, die Gespräche…“

Hej da – Tschüss - alter Schwede, Prepens. Danke für 41 bravouröse Bockmühle-Schuljahre.

Stimmen zum Schulabschied
Stefan Beyer, stellvertretender Schulleiter: Klaus Prepens verlangt nichts, was er nicht selber vormacht. Er scheut keine Auseinandersetzung, ob es Eltern, Schüler, Kollegen sind; und das Ganze ist an keiner Stelle ideologisch. Die Werte des Grundgesetzes werden hier umgesetzt.
Auf unserer Schulstraße gibt es den Wahlspruch; der gibt sehr viel von seinem Credo wieder:
Wir glauben immer noch,
dass alle Menschen frei und gleich geboren sind,
dass sie die gleichen unveräußerlichen Rechte haben,
dass dazu gehören:
das Recht auf Leben,
das Recht auf Unantastbarkeit,
das Recht auf Streben nach Glück,
die Würde des Menschen.

Julia Gajewski, neue Bockmühle-Schulleiterin: Klaus Prepens macht einen perfekten Job. Nein, ich will nicht in seine Fußstapfen treten. Das geht nicht. Er hat die Spur schon gelegt, das ist sein persönliches Profil aufgrund seiner guten Arbeit. Es geht nur eine eigene Spur…

Birgit Medewaldt, Lehrerin: Seit 36 Jahren bin ich an der Bockmühle. Ich habe in Klaus Prepens‘ erster Klasse unterrichtet. Er hat die Schule geprägt wie kein anderer. Er hat immer ein offenes Ohr für alle Sorgen und Nöte, hat großen Respekt bei allen Schülern und Kollegen.

Timo Neumann, Schülersprecher: Herr Prepens, ab jetzt ist Schluss mit Überstunden, viel zu lange haben sie sich geschunden! Schweren Herzens haben wir vernommen, dass Sie in den Ruhestand kommen. Wir danken Ihnen von Herzen für die tolle Zeit an der Bockmühle. Wir werden Ihren Abschied schwer verschmerzen. Als Dankeschön dürfen Sie Ihren Drehstuhl behalten…

Jörg Veutgen, Schulpflegschafts-Vorsitzender (mit Abschied-Planern Alexander Maurer - Lehrer und Frank van Koitka): Welche Schulform, was ist das Beste für mein Kind…? Der Raum war voll mit Eltern, Kindern, Lehrern. Jeder präsentierte sich, schwärmte von „seiner Schule“. Und dann stand da mitten drin ein Mann, ruhig, leicht lächelnd sprach er mit den Eltern. Nicht fordernd, eher abwartend. Er ging auf alle Fragen ein, machte Mut, prahlte nicht mit „seiner Schule“ sondern ging realistisch mit den Möglichkeiten um. Man fühlte sich sofort wohl. Das tat richtig gut. Nach Jahren kann man sagen: Ja, es war die richtige Entscheidung für unsere Kinder, in diese Schule zu gehen!

Julian Neubacher, Ex-Schüler: Klaus Prepens ist ein großartiger Mann. Ich habe ihn immer sehr bewundert. Er hat immer alles im Griff.

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger Essen