Heizungsdisput endet im Schock
Mieterin beklagte sich über eine defekte Heizung – beschämende Antwort des Hausbesitzers.
Altwerden ist nichts für Feiglinge, sagte Joachim Fuchsberger, Schauspieler. Fakt, wir wollen alle immer weiter leben – bleiben dabei jedoch nicht jünger. Was aber jetzt Ursula Lenatz, Adelkampstraße, passierte, machte sie so fertig, dass sie spontan zum Telefonhörer griff und den Stadtspiegel Essen anrief. Sie sagte mir nur einige Sätze. Ich besuchte sie sofort. Und war bass erstaunt…
Ursula Lenatz wohnt Parterre in einem Sechs-Familienhaus. Schellen. Schnell aufdrücken. Wow, welch eine große Frau. Sie sieht mein Erstaunen. „1.81 Meter war ich früher. Jetzt bin ich etwas geschrumpft.“ Sie führt mich in die Küche zu ihrem Lieblingsplatz. KleinerTisch am Blumen-Fenster, darunter die Heizung. Die Wohnung, 61 qm, ist mollig warm, gemütlich.
Ja, früher… da war sie u. a. selbständige Kauffrau für Sportartikel. Mittlerweile hat sich im Leben der 82 Jährigen viel geändert. Seit 20 Jahren wohnt sie in dem Haus, nahe am Straßenbahn-Depot. Vor circa 2 Jahren war Hausbesitzerwechsel.
Ja, ihr geliebter Mann ist gestorben, Brüder hat sie verloren… Viele schwere Operationen hinter sich. Zeitweise war sie gar auf einen Rollstuhl angewiesen. Der steht noch im Keller. Gott sei Dank ist sie wieder fit, düst mit dem Auto häufig in den Essener Süden; besucht mit ihrem Wagen regelmäßig ihren Mann auf dem Ehrenfriedhof.
Zu ihrem Anliegen. Sie bemängelt tageweise eine schlechte Heizleistung. Und die anderen Mieter? „Die wagen doch nichts zu sagen.“ Die 82-jährige rief Hauseigentümer Thomas W. an. „Ich sagte ihm, dass die Heizung ab und zu keine richtige Wärme abgibt. Er stritt alles ab. Keiner würde anrufen. Ich soll mir ein Elektrogerät kaufen. Dann würde ich Wärme kriegen. Oder ins Altersheim gehen.“ Ihre Augen schimmern nun bedenklich feucht. „Das ist das Schlimmste, was mir je ein Mensch sagte! Ich schwöre! Wort für Wort hat er das so gesagt!“
Das Wärmeempfinden ist ja bei den Menschen unterschiedlich. Ursula Lenatz geht ohne Stock; sie bewegt sich. Möchte es aber muschelig warm daheim haben. Sie liebt ihr Zuhause. Fühlt sich in ihren „vier Wänden“ wohl.
Also versuchte ichThomas W. telefonisch zu erreichen. Seine Frau meldete sich. „Mein Mann ist augenblicklich nicht zu erreichen. Um was geht es…“ ich schilderte Michaela W. vom Heizungsanliegen der Mieterin Lenatz. Sie führte an: „Alle drei Wochen beschwert sich Frau Lenartz. Andere Mieter frieren nicht. Nur sie. Ich kann die Heizung nicht 24 Stunden auf 30 Grad bullern lassen. Die Heizung arbeitet mit Außenfühlern. Nachts mit Absenkung. Was hat Frau Lenartz denn für ein Problem? „Die Aussage ihres Mannes, ins Altersheim zu gehen…“
„Dafür ruft sie die Zeitung an? Was soll das. Sie soll meinen Mann anrufen und ihm das sagen…“
Versöhnlich wäre nur ein kleines Wort. Mit 14 Buchstaben...
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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