"Häftling 40326 bekommt seinen Namen zurück"

Enkeltochter Edith Neumann sehr bewegt vor dem Stolperstein für ihren Großvater Karl Wolf, der im KZ Sachsenhausen ums Leben kam. Fotos: Schattberg
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  • Enkeltochter Edith Neumann sehr bewegt vor dem Stolperstein für ihren Großvater Karl Wolf, der im KZ Sachsenhausen ums Leben kam. Fotos: Schattberg
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Mord an Karl Wolf – durch einen Stolperstein ist er wieder mitten unter uns!

Der blitzblanke, quadratische Stein im Bürgersteig sorgt für Aufsehen in Essen-Frohnhausen. Eine kleine Frau, Edith Neumann, schafft es durch ihre immense Energie, dass sich Politiker, Gewerkschafter, Historiker, Künstler Gunter Demnig, Bürger mit ihrem Großvater intensiv beschäftigen. Wie ein Denkmal soll der Stolperstein stets an die Ermordung von Karl Wolf unvergessen bleiben!

Medienrummel. Treffpunkt, Hurterstraße 5. Hier wohnte Wolf mit seiner Familie, arbeitete bei der Firma Krupp.
Wie fühlt sich Edith Neumann, Enkelin von Karl Wolf? „Ich bin froh darüber. Es ist eine große Ehre, die meiner Familie wiederfährt. Aber ich bin nicht stolz!“

Seine 75-jährige Enkelin ist offen, frei. „Gerne berichte ich von meinem Großvater, den ich leider nie kennenlernen konnte. Ich wurde im Februar 1942 geboren, mein Großvater im März 1942 im KZ umgebracht. Bei seinen Sachen, die meine Großmutter nach einem Tag aus dem KZ erhalten hat, lag noch eine Karte, mit der meine Familie ihm meine Geburt mitgeteilt hat.“

Doch da ihr Großvater in der Familie immer Gespräch, lebendige Erinnerung blieb, verfolgte sie intensiv von verbliebenden Dokumenten den Lebensweg ihres Opas. „Es war ihm wichtig, dass seine fünf Kinder einen Beruf erlernten…“

„Bis 1933 war Karl Wolf mit seiner Frau und seinen Kindern eine fröhliche, gesellige, aufgeschlossene Familie, die gerne feierte, sonntags Ausflüge in die umliegende Natur der Stadt Essen machte, die ihnen inzwischen zur Heimat geworden war. Doch mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten begann für ihn eine Zeit der Leiden und Verfolgung…“

Gradlinig, unbeugsam war Wolf. Beispiel: Direkt nach Kriegsbeginn, am 8. September1939, wird Karl Wolf erneut von der Gestapo verhaftet. Er war einer Denunziation zum Opfer gefallen. Als er sich bei Krupp auf seine Werkbank stellte und vor Kollegen Kritik an dem Unrechtsregime übte, meldete ihn sein Vorarbeiter der Gestapo. Vom Sondergericht Essen wird er am 19. März 1940 wegen „Heimtücke“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt…Die Entlassung folgte am 12. September 1941.

Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD Essen, erinnert: „Von nun an lebte Karl Wolf als Häftling 40326 im Block 44 unter verheerenden Bedingungen. Aus dieser Zeit drang wenig in die Außenwelt, was nicht befremdlich ist.

Nach einer Zeugenaussage war Karl Wolf 1942 verantwortlich für den Leichentransport in der Genickschussanlage, in der hunderte sowjetische Kriegsgefangene hingerichtet wurden.

Er wurde 1942 ermordet, die genauen Umstände sind nicht bekannt…“

Kutschaty bittet die Anwesenden um eine Gedenkminute an Karl Wolf.

Hans Schippmann, Vorsitzender historischer Verein Essen e.V., rückblickend auf den Gewerkschafter und überzeugten Sozialdemokraten: „Viele sind umgebracht worden; viele haben keine Grabstätte! Wir wollen der Menschen erinnern, wo sie zuletzt gewohnt haben, wie Karl Wolf, Hurterstraße 5.“

Rudolf Jelinek, Bürgermeister, zitiert: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Nichts ist enger mit einem Menschen verbunden als sein eigener Name. Seit heute bringen insgesamt acht neue Stolpersteine die Namen von Bürger-/innen unserer Stadt zurück, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Sie wollen uns am Vergessen hindern. Sie werden uns in den Weg gelegt, damit wir gedanklich über sie stolpern."

Otto Reschke, Ex-MdB, hofft: „Über diesen Stein soll die Jugend stolpern, damit sie merkt: Nationalsozialismus bedeutet Menschenverachtung! Demokratie – Toleranz und Teilhabe!“

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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