Großer Wohnbau-Wechsel - News über Mllionen-Euro und mehr

7Bilder

Rainer Mertens – Mitgestalter von Essen - über Mieter, Projekte, Ziele, Gelder. Schönes und Schauriges…

Es gibt Köpfe, die sind so prägnant, dass sie nie vergessen werden. Rainer Mertens ist unübersehbar mit seinem markanten Gesicht – fast alterslos – na ja, ein paar Lachfältchen. Der Kopf macht’s: Platinfarben die Haare. Jetzt – nach 25 Jahren bei der Essener Wohnbau eG, sagt der 65-jährige Diplom-IngenieurTschüss! Der WESTANZEIGER macht mit Mertens eine Wohnbau-Zeitreise; mit Schönem und Schrecklichem…

Im Eiltempo legt Rainer Mertens los: „In Essen bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen; habe im Schatten des RWE Turms gewohnt; bin mit meiner Mutter nach Rüttenscheid gezogen. Als ich geheiratet habe, zog es uns nach Kettwig, später nach Heiligenhaus. Ich wollte ein Häuschen haben.“

Wie sieht Ihr Berufsweg aus?
Volksschule, Realschule, Mittlere Reife. Ausbildung als Betonbauer bei Hochtief. Bundeswehr. Dann Ingenieurschule für Bauwesen, Essen, Moltkestraße. Angefangen nach dem ersten Studium bei der „Neuen Heimat“, Düsseldorf, als Stadtplaner. Zweites Studium: Techn. Hochschule Aachen, 1977 Diplom. Ab da durchgehend bei der Neuen Heimat gearbeitet, später hieß sie LEG Wohnen, Düsseldorf. Wechsel: 1.7.1988 Wohnbau Essen; technischer Abteilungsleiter - drei Jahre; technischer Vorstand – 22 Jahre.

Was reizt Sie an Ihrem Beruf?
In meiner Tätigkeit habe ich Möglichkeiten, mitzugestalten. Auf das Stadtbild von Essen durchaus Einfluss zu nehmen. Ein kleines bisschen Stadtentwicklung mit zu betreiben.

Was hat sich seit 25 Jahren verändert – beim Mieter?
Vieles. Vor 25 Jahren war das Wohnungsangebot noch nicht so üppig. Zwischenzeitlich gibt es in Essen ein Überangebot an Wohnungen. Deshalb sind Mieter heute in der Lage, auszuwählen. Dabei achten sie besonders auf Wohnungslage, Ausstattung – Balkone - welche Heizung. Früher haben sich die Mieter mit ihrer Wohnung und ihrem Umfeld identifiziert. Die Wohnung wie Eigentum behandelt, blieben Jahrzehnte in ihrer Wohnung. Für ihre Treue geben wir seit längerem Prämien – bis zu 50 € monatlich werden von der Miete abgezogen. Bei der jungen Generation ist der Wohnungswechsel wesentlich schneller.

Wie viel Wohnungen verwaltet Wohnbau?
In 18 Essener Stadtteilen 4497 Wohnungen, davon 100 Einfamilienhäuser, vermietet hauptsächlich an Familien mit Kindern.

Wie viel Euro steckt Wohnbau jährlich in Renovierungen?
Zwischen 10 – 12 Mio. € jedes Jahr. Zieht ein Mieter aus, wird die Wohnung überprüft, gegebenenfalls modernisiert. Allein dafür geben wir 3,5 Mio. € jährlich aus. Für kleinere Sachen, Reparaturen, klassische kleine Instandhaltungen, ca. 1,5 – 2 Mio. €. Der große Rest wird investiert für energetische Sanierung der Hausbestände. Außerdem fließen zusätzlich jährlich viele Spendengelder in Sport, Kultur, soziale Projekte, Schulen, Spielplätze.

Große Projekte – Beispiel? Ihre Highlights in 25 Jahren?
Waren 1993 unsere Büros, Rankestraße. Die Neubaumaßnahme 2005/06 am Riehlpark mit 99 Wohnungen. 2009 - Neubau in Haarzopf, Rottmannshof. Und die komplette Sanierung der Freisenbruch-Siedlung – 76 Häuser und 735 Wohnungen, von 1993 – 2012. Insgesamt 20 Mio. Euro.

Neue Projekte?
Ab 2014: In Frohnhausen werden unsere Wohnungen in neun Häusern an der Sybel-/ Breslauer-, Kölner Straße umfangreich saniert – Wärmedämmung, Heizung, Balkone etc.

Negative Erlebnisse?
Wie Leute, die man als „normale“ Mieter bezeichnen kann, abgleiten. Die Wohnung -so geschehen am Frohnhauser Markt – glich einer Müllhalde.

Schreckliches?
Der erwachsene Sohn, arbeitslos, wohnte bei seiner Mutter. Nachdem die verstorben war, versteckte er sie im Zimmer, versperrte die Tür mit einem Schrank. Nachbarn beschwerten sich über eigenartigen Geruch. Ein Schornsteinfeger wollte in die Wohnung. Stellte nach seinen Unterlagen fest, dass es noch einen Raum geben musste. Der Sohn wollte ihn nicht zeigen. Der Schrank wurde weggeschoben: Die verweste Frau! Begründung des Sohnes: Es wusste nicht, wovon er leben sollte; kassierte lange die Rente der Toten.

Wie sieht das Berufsende aus?
Am 19. Juli ist eine große Abschiedsfeier. Nicht nur für mich, sondern auch für unseren Aufsichtsratsvorsitzenden Günter Streich sowie für drei weitere Mitarbeiter. Per Schiff schippern wir auf dem Baldeneysee mit allen Mitarbeitern des Hauses, Aufsichtsrat, Handwerkern, Geschäftsfreunden… Statt Sekt, Wein, Pralinen bitten Günter Streich und ich um Spenden für DESWOS, deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen. Ihr Auftrag ist, Wohnungsnot und Armut in Entwicklungsländer zu überwinden. Mit unserer Summe soll eine Selbsthilfegruppe beim Häuserbau in Ecuador unterstützt werden. Die Leute machen alles in Eigenleistung. Ein Haus liegt bei ca. 2000 €. Davon möchten wir 2-3 Häuser zusammenkriegen.

Wer wird Ihr Nachfolger?
Peter Hardeweg, Bauingenieur: Seit 3 1/2 Jahren ist er technischer Leiter hier im Haus. Der 45-Jährige wohnt in Velen/Münsterland, ist verheiratet.

Herr Mertens – Rente und dann?
Ich mache weiter Sport – Basketball, fahre Rad mit meiner Frau und schwimme. Außerdem, zieht mich die Familie - mit drei erwachsenen Söhnen, drei Enkelchen; endlich kann ich mich damit intensiver beschäftigen.

Traum?
Neuseeland mit meiner Frau erkunden - und dem Wohnmobil. Gesund bleiben…
Tja, dafür werden die Enkelkinder sorgen. Sowie der Rest der Familie: Papa, Opa mach mal!
Na denn, mach’s jut, Rainer Mertens!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.